Das Einkommensgefälle zwischen Hoch- und Geringqualifizierten und damit die "Bildungsrendite" ist hierzulande im Vergleich zu anderen Industriestaaten extrem hoch - was vor allem auf die niedrige Akademikerquote zurückzuführen ist.
Herkunft "entscheidet" über Bildung
Ein Problem in Österreich ist allerdings, dass "der Zugang zur Hochschulausbildung stark von der sozialen Herkunft abhängig ist", so die OECD. Sie folgert, dass "Österreich von einer höheren Akademikerquote profitieren würde".
In Österreich hatten im Jahr 2005 Berufstätige mit einem Hochschul- oder Fachhochschulabschluss im Schnitt ein um 74 Prozent höheres Einkommen als Berufstätige, die nur über Matura oder eine abgeschlossene Berufsausbildung verfügten.
Nur in Ungarn (116 Prozent), Irland (86), Tschechien (85), den USA (83), Portugal (79) und Großbritannien (77) waren die Renditen einer Hochschulausbildung noch höher.
Geringqualifizierte verdienen deutlich weniger
Geringqualifizierte, die über keine abgeschlossene Berufsausbildung bzw. Matura verfügen, verdienen in Österreich um 29 Prozent weniger als etwa Maturanten bzw. Lehrabsolventen.
Größere Unterschiede gibt es nur in Portugal (43 Prozent), der Türkei (35 Prozent), den USA, Südkorea (je 33 Prozent) und Großbritannien (31 Prozent).
Zu geringes Angebot an Hochqualifizierten?
Die "sehr hohe Bildungsrendite in Österreich legt nahe, dass die Nachfrage nach Hochqualifizierten durch das Angebot nicht befriedigt werden kann", folgert die OECD. Dass eine höhere Zahl an Hochqualifizierten anderen Arbeitnehmern ohne eine solche Ausbildung schaden könnte, lasse sich derzeit nicht erkennen:
"Im Gegenteil: Wenn die Wirtschaft auf eine ausreichende Zahl Hochqualifizierter zurückgreifen kann, dann wächst sie schneller, und auch Geringqualifizierte finden dann leichter einen Job."
Zu wenige Hochschulabsolventen
Einmal mehr weist die OECD darauf hin, dass der Anteil der 25- bis 34-Jährigen mit Hochschulabschluss in Österreich mit 20 Prozent weit unter dem OECD-Mittel von 36 Prozent liegt. Zwar seien die Absolventenraten in Österreich leicht steigend, in den meisten anderen OECD-Staaten würden sie aber stärker wachsen.
Für Österreich lassen "die weit unterdurchschnittlichen und wenig dynamischen Studienanfängerzahlen (37 Prozent eines Jahrgangs gegenüber 54 Prozent im OECD-Mittel) und die sehr hohen Abbrecherquoten (35 Prozent gegenüber 29 Prozent im OECD-Mittel) keine wesentliche Steigerung der Absolventenzahlen für die kommenden Jahre erwarten".
Umgekehrt verfügen in Österreich 81 Prozent der Bevölkerung über einen Sekundarabschluss (OECD: 68 Prozent).
Soziale Bildungsmobilität gering
Besonderer Wermutstropfen: In Österreich ist laut OECD "die soziale Bildungsmobilität vergleichsweise gering - und das trotz der Tatsache, dass das Studium weitgehend steuerfinanziert ist und der Staat Studenten aus einkommensschwachen Verhältnissen im OECD-Vergleich zumindest durchschnittliche Unterstützung gewährt".
Akademikerkinder eher an der Uni
So ist der Anteil von Akademikerkindern an Hochschulstudenten 2,5-mal so hoch, wie es ihrem Bevölkerungsanteil entspricht. Einzig in Portugal ist dieser Anteil mit 3,2-mal noch höher - in Irland dagegen hat die akademische Bildung der Eltern praktisch keinen Einfluss darauf, ob ein Kind studiert.
Auf der grünen Insel entspricht der Anteil der Akademikerkinder an den Hochschulstudenten ihrem Bevölkerungsanteil (1,1). Auch in Spanien (1,5), den Niederlanden (1,6), Italien und Finnland (je 1,7) ist der Einfluss des Bildungsstands der Eltern viel geringer als in Österreich.
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