Die Pläne der "neuen BAWAG"

BAWAG behält Marke und will eisern sparen: "Nie wieder Karibik".
In der BAWAG treibt der neue amerikanische Eigentümer, der US-Fonds Cerberus, das Sanierungstempo voran. Am Montag hat der Aufsichtsrat unter Führung des neuen Bankpräsidenten Wulf von Schimmelmann (ehemals Deutsche Postbank) mit der seit August erweiterten Vorstandsriege getagt.

Beschleunigung beim Personalabbau
Bis zum nächsten Aufsichtsrat im Oktober/November steht ein neuer Businessplan. Er wird eine Beschleunigung beim Personalabbau, eine Stärkung des Vertriebs und Reformen in der Verwaltung enthalten.

Bis dahin soll die Bank auch im Verkaufsprozess bankfremder Beteiligungen (ATV, Bösendorfer, Lotterien) weiter sein.

Millionenschwere Werbekampagne
BAWAG-Vorstandschef Ewald Nowotny stellte für die nächsten Wochen den Start einer mehrere Millionen schweren Werbekampagne in Aussicht, mit der Marktanteile zurückgeholt werden sollen, die während der 2005 aufgeflogenen Spekulationskrise (Refco, "Karibik") durch Abzug von Spargeldern verloren gingen. Mit den Eigentümern werde gerade die "Mittelfriststrategie" erarbeitet.

Beim Personal sah der alte Businessplan vor, bis 2011 rund 400 Stellen abzubauen. "Das wird vielleicht ein bisschen beschleunigt." Mehr Details nannte Nowotny zu dem Thema noch nicht. Insider erwarten, dass dieses Sparziel nun schon nächstes Jahr erreicht sein soll, Erträge stärker sprudeln sollen.

Optische Erneuerung
Entschieden ist die Markenfrage: Monatelang war geprüft worden, ob der vom Skandal stark angepatzte Name BAWAG P.S.K. aufgegeben oder behalten wird. Nowotny: "Wir haben beschlossen, dass wir die Marke nicht ändern."

Meinungsumfragen hätten ergeben, dass die Marke zwar beschädigt wurde, aber nicht so, dass das Vertrauen weg sei. Man wolle jedenfalls als "neue BAWAG" auftreten. Optische Neuerungen werden erwartet.

Seitenhieb gegen Meinl
Nicht extra hervorzustreichen brauche die Bankspitze, dass die BAWAG "nie wieder Karibik-Geschäfte" machen wolle. Nowotny: "Wir haben unser Lehrgeld bezahlt. Andere sind gerade dabei." Damit war wohl Meinl gemeint.

BAWAG-Aufsichtsratspräsident Schimmelmann sieht das Grundgeschäft der BAWAG P.S.K. unverändert intakt. Dass es große Probleme gegeben habe, sei unbestritten. Doch die Basis für die Zukunft sieht er als "exzellent". Allerdings seien die Vertriebswege nicht voll ausgeschöpft. Und die Effizienz im "Back-Office" lasse noch wesentliche Veränderungen zu.

"Großer Schritt nach vorn"
Die Bank gehe einen großen Schritt nach vorn, so der neue Bankpräsident am Montagabend in Wien. Unter den Aktionärsvertretern herrscht die Überzeugung, dass der allergrößte Teil der Belegschaft da auch mitgeht.

Im Bankgeschäft im Ausland ist die BAWAG auf "Kooperationen" aus. In Osteuropa spricht das Management dazu schon mit mehreren Partnern. Darunter könnten nach Branchenerwartungen auch lokale Postbanken in Osteuropa sein. Offenbar ist hier Expansion im Gleichschritt mit der Post AG vorgesehen.

"Unglaublich viel Fantasie"
Auch die Slowakei soll ein Thema sein. Schon länger in den Startlöchern wäre die Gruppe, für die ebenfalls Cerberus gehörende GMAC ("Opel-Bank") Autofinanzierungen in CEE (z. B. Tschechien, Slowakei) und auch der Schweiz zu machen.

Mit der Deutschen Postbank - die der deutsche BAWAG-Aufsichtsratschef Schimmelmann zuvor ja mehr als acht Jahre lang als Chef geführt und an die Börse gebracht hatte - gebe es ebenfalls "unglaublich viel Fantasie". Die endet aber dort, wo es um Fragen nach Kapitalverflechtungen geht. "Nicht daran zu denken", so Schimmelmann. Er will auch die BAWAG "unter anderem" börsenfähig machen.

Casinos an Lotto-Gesellschaft interessiert
Der Verkauf eingeleitet ist indes bei der Klavierfabrik Bösendorfer sowie beim TV-Sender ATV (wo nächste Woche der Aufsichtsrat tagt). Gespräche angelaufen sind für den Lotterien-Anteil. Für das 36-Prozent-Paket der BAWAG an der Lotto-Gesellschaft interessieren sich wie berichtet die mit Vorkaufsrecht ausgestatteten Casinos Austria.

Die Casinos ließen bisher durchblicken, zwischen 100 und 200 Mio. Euro ausgeben zu wollen. Dem Vernehmen nach wären andere inländische sowie ausländische Interessenten bereit, bis zu eine halbe Milliarde und mehr dafür hinzublättern.

Vorerst kein Verkauf von Stiefelkönig
Aus steuerlichen und sonstigen Gründen heuer nicht auf der Agenda steht ein Verkauf von Stiefelkönig. Bereits durchgewunken ist die Rationalisierung im Galeriebereich: Die BAWAG-Foundation wird mit der Generali Foundation fusioniert.

Alles, was nicht Kerngeschäft ist, wird auf einen Verbleib im Konzern abgeklopft. Nicht ausdrücklich Kerngeschäft ist auch die Libyen-Niederlassung, die nach Vorstandsangaben aber gut läuft.

Neue Köpfe
Seit Mitte August komplett ist der Vorstand der BAWAG mit den von Cerberus nominierten neuen Köpfen Bardo Akay (Risikomanagement), Joseph Laughlin (Back-Office) und Carsten Samusch (Treasury). Als Berater des Managements der BAWAG in strategischen Fragen haben die Amerikaner den Finanzexperten David Roberts installiert.

Der amtierende BAWAG-Chef Nowotny wird seit Monaten in Finanzbranche und Politik als aussichtsreichster Kandidat für die künftige Notenbankspitze gehandelt.

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