Ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin wollte die Meldung auf AP-Anfrage nicht kommentieren.
Frankreich schützt Deutschland mit
Sarkozy sprach das Thema laut "Spiegel" während eines gemeinsamen Mittagessens vergangenen Montag im brandenburgischen Meseberg an. Frankreichs "Force de Frappe" beschütze schließlich auch Deutschland, so die Argumentation.
Deshalb solle die deutsche Regierung überlegen, ob sie nicht auch an der Entscheidungsgewalt über die Atomwaffen beteiligt sein wolle.
Deutschland lehnt ab
Steinmeier entgegnete, Deutschland strebe den Besitz von Atomwaffen nicht an. Diese Position ist bisher ein Grundpfeiler der Nachkriegspolitik der Bundesrepublik, die 1975 auch dem Atomwaffensperrvertrag beitrat.
Merkel pflichtete dem SPD-Minister ausdrücklich bei, wie es weiter hieß. Sarkozys Initiative sei für Merkel und Steinmeier völlig überraschend gekommen.
"Ich habe Merkel einen Dienst erwiesen"
Sarkozy hob gegenüber französischen Journalisten sein enges Verhältnis zu Merkel hervor. Seine Beziehungen zu Merkel seien "niemals so gut gewesen" wie derzeit, sagte Sarkozy laut der Pariser Zeitung "Le Monde" (Sonntag/Montag-Ausgabe). "Die Schwierigkeit ist, dass sie mit den Ländern und ihrer Koalition umgehen muss. Ich kann schneller vorangehen."
Sarkozy dankte Merkel für ihr "Geschenk", seinem Vorschlag eines Komitees der Weisen zur Zukunft und zu den Grenzen Europas zugestimmt zu haben. "In der Atomfrage habe ich ihr einen Dienst erwiesen. Sie hat 2009 Wahlen", sagte Sarkozy dem Bericht zufolge. Er bringe Sachen in Bewegung, indem er Tabuthemen wie die Kernkraft in Deutschland anspreche.
Immer wieder Ärger mit Sarkozy?
Seit dem Amtsantritt Sarkozys im Mai gab es in Berlin und Brüssel wiederholt Irritationen wegen Alleingängen und unabgesprochener Vorschläge aus Paris. Das galt vor allem bei der Freilassung der bulgarischen Krankenschwestern aus libyscher Haft und den anschließenden französischen Zusagen an das Land für Waffenlieferungen und den Bau eines Atomkraftwerks.
Auch bei der Einhaltung der Euro-Stabilität und der Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank, die Sarkozy infrage gestellt hat, ist die deutsche Regierung anderer Auffassung.
Differenzen auch bei Atomenergie
In Meseberg hatte Sarkozy ferner die Atomkraft als wichtigste Energietechnologie bezeichnet, die in einen EU-Energiemix gehöre. In der deutschen Regierung lehnt das vor allem die SPD strikt ab.
Paris übernimmt im zweiten Halbjahr 2008 die EU-Ratspräsidentschaft. Und Sarkozy will dann eine gemeinsame Energiepolitik der 27 EU-Mitgliedsstaaten zum Thema machen.
Ungeachtet einiger Differenzen wird die deutsch-französische Zusammenarbeit auf parlamentarischer Ebene aber positiv bewertet. "Sie ist sogar konstruktiver und kreativer als unter dem Sarkozy-Vorgänger Jacques Chirac", sagte etwa der deutsche Europaabgeordnete Elmar Brok (CDU).
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