Börsenvorstand Heinrich Schaller hielte es "an sich für ein gutes Zeichen", würde MEL von sich aus freiwillig vom Prime Market in ein anderes Segment wechseln - "auch mit der Möglichkeit, da wieder reinzugehen". Ein solches Zeichen täte auch dem Ruf des Kapitalmarkts an sich gut, sagte Schaller zur APA.
Prüfung der "Prime-Konformität"
Zur Frage einer zwangsweisen Rückstufung der MEL verwies Schaller nur auf das laufende Prüfverfahren der Finanzmarktaufsicht (FMA). Die Börse analysiere weiterhin "sehr intensiv" die "Prime-Market-Konformität" der MEL. Wie lange das dauern wird, sagte die Börse aber nicht.
Eine Zeitangabe sei nicht möglich, man wolle keineswegs in ein Verfahren der Aufsicht eingreifen. Das heiße nicht, dass man für die eigenen Entscheidungen zur MEL auf das Vorliegen aller FMA-Prüfergebnisse warte. Von MEL selbst werden mehrfach zugesagte öffentliche Klarstellungen über die weiteren Pläne erwartet.
Klage in den Raum gestellt?
Klagen von Anlegern oder durch Meinl fürchtet der Börsenvorstand für sein Haus nicht, wie er am Donnerstag unterstrich. Er habe auch eine entsprechende Aussage von Meinl-Bank-Chef Julius Meinl V. nicht als Drohung empfunden.
Meinl V. hatte in einem zur Mitternacht ausgestrahlten ORF-Interview klargemacht, von einem freiwilligen Rückzug der MEL nichts zu halten.
Zudem hatte er der Börse abgeraten, die Aktie (zwangsweise) aus dem Segment zu streichen: "Ich denke, dass hier sehr genau geprüft werden muss, ob sich da nicht die Börse schadenersatzpflichtig gegenüber Meinl European Land macht", hatte Meinl in den Raum gestellt.
Keine "Extrawürste"
Die Börse findet, dass das österreichische Börsengesetz auf alle in Wien gelisteten Unternehmen anzuwenden ist, dass es keine "Extrawürste" geben solle, so Schaller. Insofern erhofft sich das Börsenmanagement auch bezüglich der Gesetze Klarstellungen - auch was grundsätzlich die Konstruktion "Auslandsunternehmen notiert in Wien" betrifft.
Fehler auf Börse-Website
Wie erbittert der Streit über die Einstufung der MEL mittlerweile geführt wird, wurde am Donnerstag auch an einer anderen Front offenkundig.
Einem Vorab-Bericht des Magazins "Format" über die namentliche Zusammensetzung der MEL-Führung zum ersten Handelstag im "Amtlichen Handel" am 15. Oktober 2003 folgte ein scharfes Dementi der Meinl Bank mit Millionenklagsdrohung gegen das Magazin. Das Magazin zog zu Mittag seine Meldung zurück.
Und die Wiener Börse, auf deren offizieller Website ("Listing") zur MEL offenbar jahrelang falsche Führungskräfte-Namen standen, musste sich am Donnerstag öffentlich entschuldigen.
"Wir entschuldigen uns dafür"
"Es handelte sich um einen Redaktionsfehler", sagte Börsensprecherin Beatrix Exinger in einem Anruf bei der APA. "Wir entschuldigen uns dafür." Die auf der Börse-Seite angegebenen Daten zu Vorstand und Aufsichtsrat der MEL "sind Daten der Meinl Bank". Das war bis Donnerstagmittag so.
Kurz vor 12.00 Uhr standen auf der Börse-Website wegen dieses "Redaktionsfehlers" noch die Namen der Vorstände und Aufsichtsräte der Meinl Bank bei der Emittentenbeschreibung der MEL dabei, seit kurzem ist an dieser Stelle zur MEL nun der "Board of Directors" (Georg J. Kucian, Ing. Mag. Johann Mantler, MMag. Peter J. Weinzierl, William Wyatt, Michael Georg Best, Anthony Panayiotis Michael) aufgeführt.
Julius Meinl als vermeintlicher MEL-Chef
Unter Berufung auf ebendiese (alten und falschen) Angaben auf der Börse-Website hatte "Format" am Vormittag vorab berichtet, dass Meinl V. anfänglich die Geschäfte der Meinl European Land geführt hätte und dass auch der Aufsichtsrat der in Jersey domizilierten Gesellschaft von Kontrollorganen der Meinl Bank besetzt gewesen sei. Zu Mittag mussten Börse und Zeitung bekennen, dass das falsch ist.
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