Pastaliebhaber auf den Barrikaden

Pizza-Boykott vor fünf Jahren zeigte Wirkung.
Italiens Verbraucherverbände haben für Donnerstag zum landesweiten Nudel-Streik aufgerufen, um damit gegen Preissteigerungen bei Lebensmitteln zu protestieren. "Am 13. September herrscht Pasta-Streik", erklärten vier Verbände am Mittwoch: "Wir fordern alle italienischen Verbraucher auf, für einen Tag symbolisch auf ihre Nudeln zu verzichten."

Außerdem sind die Italiener aufgerufen, ihre Mahlzeiten mit zur Arbeit zu bringen und nur im Notfall zu telefonieren, keine Zigaretten zu kaufen und den Abend lieber daheim bei der Familie als im Kino zu verbringen. 48 Prozent der Italiener schlossen sich nach Angaben der Organisatoren dem Pasta-Streik an.

Minister unterstützen Aktion
Unterstützung von der Regierung erhalten die potenziellen Streikenden bereits: Justizminister Clemente Mastella und Familienministerin Rosy Bindi haben zugesichert, auch sie wollten in den Nudel-Streik treten. In Italien hatten die Pastaproduzenten jüngst höhere Nudelpreise angekündigt und das mit dem Preisanstieg bei Getreide - vor allem bei Weizen - begründet.

Die Verbraucherverbände sind aber nicht nur erbost über teurere Lebensmittel, sondern auch über Preissteigerungen für Öl und Fahrkarten.

"Kleines Opfer"
"Pasta ist Italiens typisches Gericht, wir können darauf nicht verzichtet. Wir fordern die Italiener zu einem kleinen Opfer auf, um gegen Preise zu protestieren, die künstlich in die Höhe getrieben werden", sagte der Präsident des Verbraucherschutzverbandes ADOC, Carlo Pileri.

Laut dem Verband sind die Mehlpreise weltweit in den vergangenen Jahren um bis zu 70 Prozent gestiegen. Die Preiserhöhungen würden vom Handel auf die Kunden abgewälzt.

Demonstration in Rom
Eine Demonstration fand am Donnerstagvormittag vor dem Regierungssitz in Rom statt. Dabei wurden gratis Pasta, Brot und Milch verteilt. Bereits im August waren Milch und Milchprodukte teurer geworden. So schnellte der Preis für ein viertel Kilo Butter vielerorts von 79 Cent auf 1,19 Euro nach oben. Auch Milch wurde in den Supermärkten meist deutlich teurer.

Die Branche machte dafür unter anderem die gestiegene Nachfrage in Asien verantwortlich. Laut einem Bericht der Europäischen Zentralbank stiegen die Lebensmittelpreise im August in Italien um 30 Prozent.

"Billiger als ein Apfel"
Die Teigwarenhersteller verstehen die Aktionen nicht: "Es gibt kein billigeres Gericht", sagte Furio Bragagnolo, der Vizepräsident des Verbands der Nudelproduzenten. Wer sich dazu entschließe, Pasta zu bestreiken, würde für den Ersatz tiefer in die Tasche greifen müssen: "Ein Teller Nudeln kostet wahrscheinlich weniger als ein Apfel."

Pizza-Boykott erfolgreich
Es ist nicht das erste Mal, dass die italienischen Verbraucherschützer zu derartigen Maßnahmen greifen. Bereits 2002 wurden aus Protest gegen den "Teuro" mehrere "Konsumboykotts" ausgerufen. So sollten Familien auf ihre Pizza verzichten, auch andere Produkte wurden bestreikt.

Der Erfolg von damals soll nun offenbar wiederholt werden: Laut den Konsumentenorganisationen schlossen sich Millionen Italiener dem Streik an. Vor größeren Supermärkten und Einkaufszentren organisierten die Konsumentenschutzverbände Sitzstreiks, um die Verbraucher aufzufordern, sich dem Protest anzuschließen. Mehrere Supermärkte in Rom meldeten einen Kundenrückgang.

Gewürzgurken als Symbol für teures Leben
Als "Symbol" des teuren Lebens wurde 2002 die Gewürzgurke erkoren. Zwischen 2001 und der Einführung des Euro zu Beginn dieses Jahres hätten sich die Gewürzgurkenpreise fast verfünffacht, rechneten die Verbraucherschützer vor. Für die Hersteller hätten sich die Kosten hingegen halbiert.

Ein einwöchiger Boykottaufruf bewirkte auch prompt, dass der Preis um 28 Prozent fiel.

Auch Griechen erfolgreich
Ähnliche Erfolge vermeldeten im selben Jahr auch griechische Konsumentenschützer: Einem Boykottaufruf gegen die Preissteigerungen bei frischem Obst und Gemüse schlossen sich so viele Menschen an, dass bereits am ersten Tag der Verkauf im ganzen Land um rund 70 Prozent zurückgegangen ist.

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