Interview sorgt für Wirbel

"Seit ein paar Jahren quält mich Nicoletta, sie lässt mich ganz alleine leben."
Wenige Tage nach der Beerdigung des Opernstars Luciano Pavarotti gibt es in Italien Gerüchte über einen Erbstreit. Der "Tenorissimo" soll kurz vor seinem Tod ein neues Testament verfasst haben, berichteten italienische Medien.

Der Grund: Die Ehe mit seiner zweiten Frau Nicoletta Mantovani sei nicht glücklich gewesen. Das behauptet eine langjährige gute Freundin Pavarottis, die Ärztin Lidia La Marca, in der Turiner Zeitung "La Stampa" (Mittwoch-Ausgabe).

"Spricht schlecht über meine Töchter"
Mitte August habe ihr der Sänger gesagt, dass er privat sehr unglücklich sei: "Seit ein paar Jahren quält mich Nicoletta, sie lässt mich ganz alleine leben, isoliert mich, selbst Freunde kommen mich nicht mehr besuchen, und sie spricht schlecht über meine Töchter."

Pavarotti und seine 30 Jahre jüngere ehemalige Sekretärin Mantovani hatten vor fünf Jahren geheiratet und eine gemeinsame Tochter, Alice. Aus seiner ersten Ehe hatte der Maestro bereits drei erwachsene Töchter.

Veröffentlichung nach Begräbnis gewünscht
"Sie droht mir, dass ich Alice nicht mehr sehen werde, und macht mir Szenen", zitiert La Marca den Opernstar. Mantovani denke "immer nur ans Geld, sie kommt mit irgendwelchen Dokumenten, die ich unterschreiben soll", wird Pavarotti weiter zitiert. "Entweder ich schieße mir eine Kugel in den Kopf, oder wir trennen uns."

La Marca sagte, Pavarotti habe sie ausdrücklich darum gebeten, das Gespräch öffentlich zu machen. "'Du kannst über diese Vorfälle nur nach meinem Begräbnis berichten', sagte er mir. Ich glaube, es ist eine moralische Pflicht ihm gegenüber, darüber zu berichten."

Notar: Ende Juli Testament neu verfasst
Nach Angaben des Notars Luciano Buonanno soll der Sänger am 29. Juli in Anwesenheit von zwei Zeugen sein letztes Testament verfasst haben.

"Aber ob es dabei Veränderungen zu eventuellen früheren Testamenten gegeben hat - von deren Existenz und Inhalt ich nichts weiß -, das weiß ich nicht", sagte er am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur ANSA.

Töchter dementieren
Pavarottis Töchter wiesen in einem Brief La Marcas Aussagen zurück und dementierten Spekulationen über ein neues Testament: "Davon wissen wir nichts."

Allerdings gebe es ein Testament, das in wenigen Monaten eröffnet werden soll. Die Nachrichten über angebliche Streitigkeiten in der Familie machten sie sehr traurig, fügten sie hinzu.

Lorenza, Cristina und Giuliana Pavarotti sind die Töchter, die der Startenor mit seiner ersten Frau Adua hatte; von ihr trennte er sich 1993, nachdem er eine Beziehung mit Mantovani eingegangen war.

Spekulationen über Erben
Bisher war in der italienischen Presse davon die Rede, dass Mantovani die Rechte an Audio- und Videoaufnahmen, mehrere Villen, ein Restaurant und ein Landgut erben werde.

Pavarottis Töchter, seine Schwester Gabriella, sein Assistent, seine Sekretärin und sein Chauffeur seien ebenfalls in das Testament eingeschlossen, das der Tenor im Sommer 2006 kurz vor der Operation verfasste, der er in New York wegen seines Tumors unterzogen worden war, hieß es.

Bei Pavarotti war im vergangenen Jahr Krebs an der Bauchspeicheldrüse diagnostiziert worden. Am Donnerstag erlag er im Alter von 71 Jahren in seiner Heimatstadt Modena seinem Leiden.

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