Kaum ein anderer Tenor hatte eine derartige Bühnenpräsenz wie der Dreizentnermann aus der norditalienischen Stadt Modena, kaum einer war so charismatisch wie er. "Big Luciano" liebte sein Publikum, er liebte die ganz großen Auftritte, bei denen die Menschen ihm zu Füßen lagen.
Einer der "besten Sänger unserer Zeit"
Kollegen und Freunde zeigten sich tief betroffen vom Tod des "Tenorissimo". "Ich habe immer seine göttliche Stimme bewundert und auch seinen Sinn für Humor", sagte der spanische Opernsänger Placido Domingo in einer Mitteilung. Das Royal Opera House in London würdigte Pavarotti als einen der "besten Sänger unserer Zeit".
Letzter Auftritt in Turin
Seinen letzten großen Auftritt hatte Pavarotti bei der Eröffnung der Olympischen Winterspiele im Februar 2006 in Turin, als er noch einmal mit seinem Paradestück "Nessun Dorma" aus Puccinis "Turandot" ein Milliardenpublikum begeisterte.
Viele Fans waren zu Tränen gerührt, als "Big Luciano" dabei noch einmal den Jubel der begeisterten Zuschauer in sich aufsog.
"Die ganze Welt verführt"
Pavarotti machte die Oper massentauglich - eine Qualität, die selbst die hohe Politik beneidet: "Seine künstlerischen Qualitäten, seine Wärme und sein Charisma haben die ganze Welt verführt", sagte Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy am Donnerstag.
"Manche Puristen mögen seine Ausflüge in die Welt jenseits der klassischen Musik für gewagt halten, aber ich halte fest, dass die Brücken, die er geschlagen hat, und die Mischung verschiedener Stile dazu beigetragen haben, immer mehr Menschen für die klassische Musik zu gewinnen."
Die "Pavarotti AG"
Der Sänger verdankte seine Popularität nicht nur seiner Stimme. "Das Phänomen Pavarotti war ein Triumph des Marketings", schreibt der "Guardian" in seinem Nachruf. Zur "Marke Pavarotti" gehörte etwa das weiße Taschentuch, mit dem er meistens auftrat.
Die Mischung aus Oper, Pop und Geschäft, die er gemeinsam mit seinem langjährigen Manager Herbert Breslin erfand, wurde von Kritikern als "Pavarotti AG" geschmäht.
Verkaufszahlen wie im Popgeschäft
Tatsächlich war der Italiener neben Maria Callas der kommerziell erfolgreichste Klassikstar aller Zeiten. Er verkaufte rund 100 Millionen Langspielplatten, CDs und Videos und erreichte damit als erster Klassikkünstler Verkaufserfolge wie im Popmusikgeschäft.
Neun hohe Cs
Den großen Durchbruch hatte Pavarotti, der in Klassikzirkeln bereits bekannt war, Anfang der 70er. In der New Yorker Met sang er den Tonio in Donizettis "La Fille du Regiment", eine Rolle, die vor allem wegen der Arie "Pour Mon Ame" großen Showcharakter hat.
"Ich musste neun hohe Cs hintereinander singen, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf mich zu ziehen", sagte Pavarotti später.
Megaerfolg mit den "Drei Tenören"
Ein Live-Mitschnitt von Pavarottis Auftritt zusammen mit Domingo und Jose Carreras während der Fußball-WM in Italien 1990 wurde mit rund elf Millionen verkauften Platten und CDs der größte Klassik-Bestseller der Geschichte.
Die Auftritte der "Drei Tenöre" am Ende der Weltmeisterschaften wurden Tradition. Außerdem organisierte der Sänger unter dem Titel "Pavarotti & Friends" Benefizkonzerte, bei denen er mit Rock- und Popgrößen wie Bono, Sting, Anastacia und James Brown auftrat und so auch das junge Publikum begeisterte.
Nach Operation nicht mehr erholt
Bei Pavarotti war im vergangenen Jahr Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert worden. Bei einer Operation in New York wurde ihm der Tumor zwar von Spezialisten entfernt, der Sänger erholte sich jedoch anschließend nicht mehr.
Er lebte seither zurückgezogen mit seiner Frau Nicoletta Mantovani und der gemeinsamen Tochter Alice in seinem Haus in Modena. Zuletzt war er im August wegen hohen Fiebers zwei Wochen im Krankenhaus.
Links:
- Luciano Pavarotti
- Biografie (Wikipedia)
- "Guardian"-Nachruf