Parallel dazu können die rasant wachsenden Volkswirtschaften Asiens ihren explodierenden Energiebedarf kaum noch aus fossilen Energieträgern decken. Die Folge: Die Atomkraft feiert ihr stilles Comeback - und mit ihm klettert der Preis für den Rohstoff Uran auf ein Rekordniveau.
Boom-Länder setzen auf Kernenergie
Allein Indien hat derzeit laut der World Nuclear Association (WNA) 15 Reaktoren in Betrieb und neun in Planung. Bis 2020 sollen bis zu 30 weitere folgen.
China betreibt neun Reaktoren, vier weitere sind geplant. Bis 2020 will das kommunistische Land die Gesamtleistung seiner AKWs auf 40 Mrd. Watt verfünffachen.
Preise auf Rekordniveau
Die Preise für den Rohstoff Uranoxid, der als Ausgangsmaterial für Brennelemente dient, hat diese Perspektive zuletzt auf Rekordniveaus befördert: Sie stiegen seit 2005 um mehrere hundert Prozent.
Nicht nur bei Minenbetreibern, die das seltene Metall etwa in Australien, Kanada, dem afrikanischen Namibia und anderen Ländern abbauen, vor allem auch an den (Rohstoff-)Börsen herrscht Goldgräberstimmung.
Abbau hinkt hinterher
Hauptverantwortlich für den rasanten Preisanstieg ist, dass bereits heute mehr Uran verbraucht als abgebaut wird - und der Engpass wird sich weiter zuspitzen.
Derzeit decken die abgebauten Mengen laut WNA nur etwas mehr als die Hälfte des Verbrauchs an Rohuran - Tendenz sinkend.
Lagerbestände schrumpfen
Grund dafür ist wiederum, dass Investitionen in den Abbau des Rohstoffs, wegen seiner gelben Farbe auch "Yellow Cake" ("gelber Kuchen") genannt, lange Zeit vernachlässigt wurden.
Statt neue Abbaustätten zu erschließen, griff man auf Lagerbestände zurück, die nun langsam, aber sicher knapper werden. Die steigende Nachfrage treibt nun den Preis steil nach oben.
Zum Vergleich: 2002 kostete ein Pfund Rohuran (ca. 454 Gramm) rund zehn US-Dollar, 2005 bereits 50 und im März 2007 über 95 USD (71 Euro). Kurz darauf schoss der Preis auf dem Spot-Market auf über 130 USD.
Enorme Kurssprünge
Laut Experten könnte die 100-Dollar-Marke nachhaltig gefallen sein, doch auch damit dürfte das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht sein.
Der Uranpreis dürfte langfristig weiter steil nach oben zeigen, auch wenn er im Sommer leicht unter 100 Dollar sank, hieß es kürzlich in einer Analyse für das deutsche "Handelsblatt".
Entsprechend ideal ist dieser Ausblick für Uranproduzenten wie die kanadischen Weltmarktführer Cameco und SXR Uranium One sowie die britisch-australische BHP-Billiton-Gruppe, in Zukunft weiter derart hohe Gewinne zu erwirtschaften, wie sie es erst seit einigen Jahren tun, nachdem in den 90er Jahren, als der Uranpreis noch niedrig war, der Abbau nicht einmal kostendeckend gewesen war.
Das blieb natürlich auch Investoren nicht verborgen: Ihre Käufe trieben etwa den Kurs der Cameco-Aktie in den vergangenen fünf Jahren um über 500 Prozent in die Höhe. Das Papier von SXR Uranium One verdreifachte seinen Wert seit Sommer 2005.
Hochspekulative Papiere
Das ganz große Geld mit dem "gelben Kuchen" versprechen sich und ihren Anlegern außerdem die immer zahlreicher werdenden Erschließungsgesellschaften, die sich mit dem Aufspüren neuer Abbaustätten befassen und derzeit massiv auf den Markt drängen.
Es vergeht auch kaum ein Tag, an dem nicht der eine oder andere Börsenbrief eines ihrer hochspekulativen und entsprechend riskanten Papiere auch für Privatinvestoren zum Kauf empfiehlt - nicht immer mit seriösem Hintergrund.
Rascher Anstieg - rascher Absturz
Wie "heiß" die Branche ist, zeigen allein deren gewöhnliche Kursverläufe: Wert sind die Unternehmen in der Regel nicht mehr als die Kursfantasie, die hinter ihnen steckt; von der Produktion meist noch Jahre entfernt, reicht die kleinste Nachricht etwa über den Erwerb von Suchlizenzen, um die Kurse binnen kürzester Zeit um 100 Prozent und mehr explodieren zu lassen. Fallen Bohrbefunde negativ aus, folgt der ebenso rasche Absturz.
Vorräte reichen noch 50 Jahre
Nach WNA-Angaben liegt der weltweite Verbrauch von Uran derzeit bei 66.500 Tonnen pro Jahr - Tendenz steigend.
Im Jahr 2005 lieferten Minen rund 49.000 Tonnen - also weniger als 70 Prozent des Bedarfs. Spitzenreiter war Kanada mit 11.600, gefolgt von Australien mit 9.500 Tonnen Rohuran pro Jahr.
Laut der Nuclear Energy Agency (NEA) der OECD betragen die weltweiten Reserven rund 4,7 Mio. Tonnen und reichen damit noch für etwa 50 Jahre.
Georg Krammer, ORF.at
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