"Es geht mir sukzessive besser"

Natascha Kampusch spricht im ORF-Interview heute um 21.05 Uhr in ORF2 über das schwierige Jahr nach ihrer Befreiung.
Wie geht Natascha Kampusch ein Jahr nach ihrer Befreiung mit ihrem neuen Leben und ihrer Vergangenheit um? Die Redaktion der ORF-Sendung "Thema" hat Kampusch gemeinsam mit ihrer Schwester und ihrem Sozialarbeiter nach Barcelona begleitet.

Christoph Feurstein mit Natascha Kampusch im Interview / ©Bild: ORF
Christoph Feurstein mit Natascha Kampusch im Interview / ©Bild: ORF

Mit Christoph Feurstein spricht Kampusch im "Thema spezial"-Interview (21.05 Uhr, ORF2), wie sie mit Menschen umgeht und wie ihr Verhältnis zur Öffentlichkeit ist.

Die Scheu ein wenig verloren
Sie habe ein klein wenig ihre Scheu vor anderen Menschen verloren, sagt Kampusch rückblickend auf das letzte Jahr: "Anfänglich hatte ich recht schnell, wenn mich jemand ansprach oder ich ein lautes Geräusch vernahm, einen Schreckmoment, und mir ist es danach recht schlecht gegangen. Jetzt geht es mir sukzessive besser, obwohl ich noch immer recht schreckhaft bin und ich immer noch meine Kreislaufprobleme habe."

Natascha Kampusch und ihre Schwester Sabina Sirny / ©Bild: ORF
Natascha Kampusch und ihre Schwester Sabina Sirny / ©Bild: ORF

Schwierig sei es mit dem "Vertrauen", sagt sie: Es werde wohl sehr lange dauern, bis sie jemandem voll vertrauen könne.

Natascha Kampusch in Barcelona / ©Bild: ORF
Natascha Kampusch in Barcelona / ©Bild: ORF

Bild von Priklopil verändert sich
Ihr Bild von ihrem Entführer Wolfgang Priklopil habe sich im letzten Jahr nicht verändert: "Was ich nur sagen kann, ist, dass er mir nach und nach immer mehr leidtut."

Sie sehe ihn als eine "arme Seele, verloren und fehlgeleitet": "Das, was er mir antat, ist einfach weiter in die Ferne gerückt, und es verblasst zwar nicht und es kommt immer wieder hoch, und ich versuche einfach, so gut wie möglich mit diesen Erinnerungen umzugehen und sie auch aufzuarbeiten."

"Böses nicht mit Bösem vergelten"
Kampusch erzählt, dass sie das Beste aus ihrer jetzigen Situation machen wolle: "Ich winde sozusagen das Schwammtuch bis zum letzen Tropfen Wasser aus, und das habe ich auch die acht Jahre gemacht, und ich wollte auch keine negativen Energien einbringen, warum soll ich negativ oder böse sein. Man soll nicht Böses mit Bösem vergelten."

Natascha Kampusch gemeinsam mit ihrer Schwester Sabina Sirny und Christoph Feurstein in Barcelona / ©Bild: ORF
Natascha Kampusch gemeinsam mit ihrer Schwester Sabina Sirny und Christoph Feurstein in Barcelona / ©Bild: ORF

"Das regle ich für mich privat"
Als die starke Figur, als die sie die Medien darstellen, sieht sie sich nicht: "Sie werden mich selten oder überhaupt gar nie in der Öffentlichkeit weinen sehen oder schluchzen, zusammenbrechen. Das regle ich für mich privat."

Sie wünsche sich, dass die Menschen mit ihr "etwas sensibler" umgingen "und nicht irgendwie drauflosfotografieren". Sie sei kein Superstar. Als Kind habe sie so etwas Ähnliches werden wollen wie ein Hollywood-Star - die Medien wollten aber "eher so eine Art Partyluder oder einen Mausi-Lugner-Verschnitt, Mausi-Lugner-Paris-Hilton-Verschnitt aus mir machen".

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