Der TV-Moderator und -Satiriker, der am Samstag seinen 50. Geburtstag feiert, sei "der klassische tragische Hofnarr eben, der mehr weiß als der König und dafür gern mal geköpft wird".
Für Schmidt, eine Kultfigur vor allem für jene, die seinen famosen Karrieresprung vom Samstagabend-Showclown zum zynischen Late-Night-Talker in den 90ern mitverfolgt haben, gibt es dieser Tage naturgemäß viel Lob. Doch der Jubilar selbst will vom öffentlichen Abfeiern nichts wissen.
Pflichtprogramm
1995, als Schmidt von der öffentlich-rechtlichen ARD zum Privatsender Sat.1 wechselte und - nach einem früheren Versuch von Thomas Gottschalk bei RTL - erstmals eine erfolgreiche Late-Night-Show im deutschen TV machte, war er am Puls der Zeit. Wer auf der Höhe sein wollte, musste abends Schmidt gesehen haben.
Das hat sich nach seinem Wechsel zur ARD geändert. Rund um seinen 50. Geburtstag hat er seinen Rückzug auf Raten bereits angetreten. Manche sagen, Schmidt - für den "Spiegel" "eine Art Hans Magnus Enzensberger des TV-Zeitalters" - sei müde geworden. Sein Vertrag läuft noch bis 2008, wie es danach weitergeht, ist offen.
Rückzug
Das Publikum wird von Schmidts Geburtstag nicht viel mitbekommen. Der Jubilar selbst zieht sich zurück, befindet sich im Urlaub auf See und feiert nur im engsten Kreis.
Schmidt hat vier Kinder, einen Sohn und zwei Töchter von seiner jetzigen Partnerin Ellen Hantzsch und einen Sohn aus einer früheren Beziehung. Demnächst wird er zum fünften Mal Vater.
"Kann mich nicht dagegen wehren"
Am 24. August sendet die ARD die 90-Minuten-Collage "Herr Schmidt wird 50, will aber nicht feiern".
"Das wird keine Show, sondern ein Redakteur schnipselt aus den letzten 18 Jahren eine Hommage an mich zusammen, an der ich aber nicht selbst beteiligt bin", ätzte Schmidt schon im Vorfeld in der "Sächsischen Zeitung". Er finde es grässlich, dass so etwas gemacht werde. "Aber ich kann mich nicht dagegen wehren." Er werde sich den ARD-Beitrag über ihn auch nach seiner Rückkehr "schenken".
Pocher kommt
Der ausgebildete Schauspieler Schmidt, als Sohn einer Kindergärtnerin und eines Verwaltungsangestellten im schwäbischen Nürtingen aufgewachsen und sozialisiert, wird sich auch nach seinem Geburtstag längere Zeit rar machen.
Denn seine ARD-Show beginnt erst wieder im Oktober - und dann in Begleitung von Jungkomiker Oliver Pocher, der voraussichtlich Redaktionsleiter Manuel Andrack als Komoderator verdrängt. Statt zweimal wird Schmidt künftig auch nur noch einmal pro Woche auftreten.
Mit Late Night abgeschlossen
"Mit Late Night bin ich fertig", sagte Schmidt vor einigen Wochen in einem "Spiegel"-Interview. Das Format lebe von allabendlicher Wiederkehr. Bei Sat.1 habe er acht Jahre viermal die Woche Late Night gemacht. "Man hat dann irgendwann nichts anderes mehr, auf jeden Fall nichts, was einem Privatleben noch ähneln würde."
Die besten Jahre
Seine besten Auftritte, sagen seine Kritiker, hatte der ehemalige Messdiener, Pfadfinder, Schauspieler und Kabarettist als "Pssst..."-Moderator, im Duell mit Herbert Feuerstein in der Kultshow "Schmidteinander" im WDR und in den ersten Jahren bei Sat.1.
Da nahm er unter anderem in einer unvergessenen Galavorstellung wenige Tage vor dem "Literarischen Quartett" im ZDF die Themen der Sendung mit eigenem Ensemble vorweg. Schmidt selbst imitierte den Starkritiker Marcel Reich-Ranicki. Eine Late-Night-Ausgabe moderierte er sogar auf Französisch. Sie wurde auch in Frankreich ausgestrahlt.
Bis an die Grenzen
Im Gegensatz zu manchen Berufskollegen verfügt der mehrfach Ausgezeichnete - unter anderem erhielt er den Deutschen Fernsehpreis, den Grimme-Preis und die Goldene Kamera - über ein profundes Wissen und über einen Witz, mit dem er bis an die Grenzen geht, sie aber nicht überschreitet.
So wagte er es, die Anschläge vom 11. September 2001 und die damit verbundenen Folgen vor allem in Deutschland im Fernsehen zu thematisieren, ohne ernsthaft Gefühle zu verletzen.
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