Er werde vom Clan der Strangio-Nirta als einer der Hauptverantwortlichen für die Ermordung von Maria Strangio angesehen, der Ehefrau des mutmaßlichen Clan-Chefs Giovanni Nirta. Sie war im vergangenen Dezember ermordet worden. Dabei war auch ein fünfjähriges Kind verletzt worden.
Auch Polizei geht von Mafiamord aus
"Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen ist die wahrscheinlichste Motivlage in einer wieder aufgeflammten Fehde zwischen verfeindeten Familienverbänden aus der kalabrischen Region San Luca begründet. "Nach hier vorliegenden Informationen sind diese Familienverbände der mafiösen Struktur 'Ndrangheta zuzuordnen", erklärte am Donnerstag die Duisburger Mordkommission.
Steckt Geld dahinter?
Anti-Mafia-Ermittler kamen am Donnerstag auch in Reggio Calabria zusammen, um die Ermittlungen zu koordinieren. Dabei sollte auch geprüft werden, ob auch mögliche wirtschaftliche Interessen dazu geführt haben können, dass die Fehde jetzt auch außerhalb Kalabriens ausgetragen wird.
In der Geschichte der 'Ndrangheta habe es noch nie einen einzigen Vergeltungsschlag mit so vielen Toten gegeben, hieß es. Warum neben Marco M. fünf weitere Menschen getötet wurden, sei noch unklar.
San Luca so gut wie abgeriegelt
Nach italienischen Medienberichten wurde in der kalabresischen Stadt San Luca, der Heimat der verfeindeten Familien Nirta-Strangio und Pelle-Romeo, aus Angst vor zahlreichen Racheakten nach den Morden von Duisburg die Kontrollen und die Polizeipräsenz drastisch verschärft.
Mit einem Faschingsscherz begann alles
Die Fehde zwischen den Familien Strangio-Nirta und Pelle-Romeo dauert seit 16 Jahren und wurde durch einen Faschingsscherz ausgelöst: Damals hatten sich Mitglieder beider Familien mit Eiern beworfen, was in eine wüste Schlägerei ausartete. Später soll es zu Morden gekommen sein.
Zwar habe es vom Jahr 2000 bis Weihnachten 2006 eine Art "Waffenstillstand" der Clans gegeben, doch dann sei die Gewalt erneut aufgeflammt.
Bisher habe der misslungene Faschingsscherz 15 Menschen das Leben gekostet, darunter die Ehefrau des Chefs des Strangio-Nirta-Clans, hieß es weiter.
Hilfe auf Italien für Ermittler
Nach dem sechsfachen Mord erhielt die Polizei in Duisburg nun Unterstützung aus Italien. Zwei Ermittler aus Kalabrien trafen mittlerweile in Duisburg ein, um die deutschen Behörden zu unterstützen, wie Polizeisprecher Reinhard Pape am Donnerstag sagte.
Polizei hofft auf Hinweise
Bei dem blutigen Massaker in der Nähe des Duisburger Hauptbahnhofes waren in der Nacht auf Mittwoch sechs Italiener im Alter zwischen 16 und 39 Jahren ermordet worden.
Die Polizei erhofft sich weitere Hinweise auf die Täter von der Auswertung von Überwachungsvideos, die in der Nähe des Tatorts aufgezeichnet wurden.
Allerdings seien die Aufnahmen von sehr schlechter Qualität. Derzeit versuche man sie durch technische Tricks aufzubessern. Allerdings stehe noch nicht fest, ob das gelingen werde.
"Mafia in Deutschland auf dem Vormarsch"
Die deutsche Polizeigewerkschaft GdP warnte derweil vor einer wachsenden Gefahr durch die Mafia. "Die Mafia und andere organisierte Kriminelle sind in Deutschland auf dem Vormarsch. In vielen Bereichen der Wirtschaft haben sie inzwischen einen Fuß in der Tür", sagte GdP-Chef Konrad Freiberg der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Die Dimension des Problems werde in der Öffentlichkeit als auch in den Lagebildern der Polizei unterschätzt, sagte Freiberg.
Er geht nach eigenen Worten davon aus, dass über Mittelsmänner jedes Jahr Hunderte Millionen Euro in deutsche Unternehmen investiert werden, die aus schmutzigen Quellen stammen.
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