Verzweifelte Angehörige warten auf Nachricht von Vermissten, und viele der Autofahrer, die während des Unglücks auf der Schnellstraße Interstate 35W unterwegs waren, berichten von dramatischen Szenen.
"Historisches Ausmaß"
Nachdem Behörden zunächst von sieben bzw. neun Toten gesprochen hatten, wurde die Zahl am Donnerstagvormittag (Ortszeit) nach Medienberichten auf vier korrigiert.
Weitere 30 Menschen würden noch vermisst, so die Behörden. Die Zahl der Toten könnte daher weiter steigen. "Das ist eine Katastrophe von historischem Ausmaß", erklärte Minnesotas Gouverneur Tim Pawlenty.
Dutzende Fahrzeuge stürzten in Fluss
Die etwa 20 Meter hohe, achtspurige Brücke über den Mississippi war am Mittwoch im abendlichen Berufsverkehr eingebrochen. Dutzende Fahrzeuge stürzten in den Fluss oder wurden zwischen den Metall- und Betonteilen eingekeilt.
Schulbus blieb stecken
Andere blieben auf den einstürzenden Betonbahnen stehen, darunter auch ein Schulbus mit rund 60 Kindern.
Der Bus landete auf einer der nach unten gestürzten Betonplatten, wie eines der Kinder, Ryan Watkins, dem "Minneapolis Star Tribune" berichtete.
Der Bus sei zweimal aufgeprallt und dann zum Stehen gekommen, die Vordertür mit einem Betonblock verkeilt. Durch den Hinterausgang konnten die Schüler in Sicherheit gebracht werden.
Ehepaar stürzte 15 Meter ab
"Ich bin auf die Bremse getreten und habe vor mir etwas verschwinden sehen", sagte Dennis Winegar, der zusammen mit seiner Frau auf der Brücke zwischen Minneapolis und St. Paul unterwegs war. Schätzungsweise 15 Meter stürzte das Ehepaar mit seinem Fahrzeug nach unten. "Ich habe gebetet, dass wir uns nicht überschlagen", berichtete Winegar.
Er konnte sich aus dem Wagen befreien, neben und unter sich sah er eingeklemmte Fahrzeuge. Seine Frau Jamie berichtet, sie habe zuerst an ein Erdbeben gedacht. Alle hätten einander geholfen, betonte sie.
Glück im Unglück
Auf zwei Spuren standen die Autos zum Zeitpunkt des Unglücks Stoßstange an Stoßstange, wie die Polizistin Amelia Huffman berichtete. Dabei war das übliche Verkehrsaufkommen auf dem Teil der Schnellstraße erheblich reduziert, weil wegen Bauarbeiten nicht alle Spuren befahrbar waren.
Von Ministerium überprüft
Minnesotas Gouverneur Pawlenty sagte, das US-Verkehrsministerium habe der täglich von bis zu 200.000 Autos befahrenen Brücke im Jahr 2005 strukturelle Defizite bescheinigt und nahegelegt, sie durch einen Neubau zu ersetzen.
Auf einer Skala von null (sehr schlecht) bis zehn (sehr gut) habe die Konstruktion die Note vier erhalten, berichtete die Lokalzeitung "Star Tribune".
"Probleme während Bauarbeiten"
Alle Zeichen deuteten auf "Probleme während der Bauarbeiten oder mit der Konzeption der Brücke hin", erklärte das Heimatschutzministerium.
Durch den Brückeneinsturz wurde ein zentraler Transportweg für Getreide im Wert von Milliarden von Dollar über den Mississippi unterbrochen. Ein Sprecher der US-Küstenwache sagte am späten Mittwochabend, die Wasserstraße sei auf acht Kilometern in beiden Richtungen vom Ort des Unglücks aus gesperrt worden.
Hauptsaison im September
Der Verkehr auf dem Mississippi zu den Verladeterminals an der Golfküste in Louisiana ist um diese Jahreszeit allerdings noch vergleichsweise gering, da die Haupterntezeit im September liegt. Die USA sind der weltgrößte Exporteur von Mais, Sojabohnen und Weizen.
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