Wasserstand sinkt täglich

Experten sprechen sich für radikale Maßnahmen aus.
Der Pegel des norditalienischen Gardasees ist im Juli noch nie so tief gesunken. Seit Mitte Juni fiel er um 40 Zentimeter. Täglich sinkt der Wasserstand derzeit um einen weiteren Zentimeter.

An einigen Stellen können Schiffe und Tragflächenboote nicht mehr fahren. "Algen und Schlamm machen sich breit", warnte die römische Tageszeitung "La Repubblica" am Mittwoch.

Unkraut und verrottende Algen
"Die Lage ist ernst wie noch nie. Der See war im Juli noch nie so tief gesunken. Und der Sommer ist noch lange nicht vorbei", klagten einige Bootsbesitzer.

Den Touristen bietet sich kein attraktives Bild: An den Ufern wächst Unkraut, überall verrotten die Algen, so "La Repubblica".

Schuldzuweisungen an Bauern
Die Landwirtschaft ist arg unter Druck geraten. Sie wird beschuldigt, aus dem See Wasser zu entnehmen, um die Felder zu bewässern.

Experten warnen bereits jetzt vor einer weiteren Austrocknung des Sees. Sollte der Pegel des größten Sees in Italien weiter sinken, könnte es zu einer Wasserrationierung in der Landwirtschaft kommen.

Auch Lago Maggiore betroffen
Umweltaktivisten schlagen auch wegen des Pegels der anderen großen norditalienischen Seen Alarm. Der Lago Maggiore weise 60 Millionen Kubikmeter weniger als 2006 auf.

Wetterexperten befürchten eine ähnlich dramatische Lage wie im Hitzesommer 2003, als es Missernten und landesweite Stromausfälle gab.

Po könnte hundert Kilometer kürzer werden
Und auch der längste Fluss Italiens, der Po, ist von Austrocknung bedroht. Er wird in den kommenden Jahren durch die Dürre möglicherweise rund hundert Kilometer kürzer.

Umweltschutzexperten gehen davon aus, dass der heute 652 Kilometer lange Po im Norden des Landes in wenigen Jahren aufgrund von Austrocknung und Versalzung nur noch 552 Kilometer messen wird, wie die italienische Tageszeitung "La Repubblica" Mitte Juli berichtete.

Horrorszenario für Po-Delta
Das Po-Delta an der Adria werde zu einer großflächigen Lagune und das versalzene Wasser für Industrie und Landwirtschaft unbrauchbar.

Die Hauptgründe für das Phänomen bestehen den Angaben zufolge in abnehmenden Regenfällen in Italien, der Absenkung der trockenen Böden und dem Anstieg des Meerespiegels.

Bereits um ein Viertel zurückgegangen
In den vergangenen 30 Jahren sei der mittlere Durchfluss des Pos um ein Viertel zurückgegangen, was vor allem an der steigenden Wasserentnahme durch den Menschen gelegen habe.

Das Einzugsgebiet des Pos erstreckt sich über ein Viertel der Fläche Italiens. Hier werden 35 Prozent der landwirtschaftlichen Produktion Italiens und 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet.

Experten schlagen Krisenprogramm vor
Um der Austrocknung entgegenzuwirken, empfehlen die Experten bessere Bewässerungstechniken und weniger Anbau von Pflanzen mit einem hohen Wasserbedarf wie Reis, Mais und Kiwis. Zudem dringen sie auf Wassereinsparungen, vor allem im Sommer.

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