Das Ende des sauren Regens?

China, Osteuropa und Schiffe als neue Gefahrenquellen.
In den 70er und 80er Jahren war es eines der Umweltthemen schlechthin, Anfang der 90er ist es dann von der Bildfläche verschwunden: saurer Regen und Waldsterben.

Doch der saure Regen verschwand in Europa nicht von alleine: Laut einer Studie des norwegischen Meteorologischen Instituts wurde in Europa der Ausstoß von Schwefeldioxid, das für die Luftverschmutzung hauptverantwortlich ist, von 1980 bis 2004 um drei Viertel verringert.

Schwefelfilter und Fall des Ostblocks
Vor allem die verpflichteten Entschwefelungsanlagen für Kohlekraftwerke hätten den Ausstoß gesenkt, zitiert die "Süddeutsche Zeitung" aus der Studie. Die Entwicklung sei etwa von 1980 bis 1989 vonstatten gegangen.

Ein zweiter Faktor sei aber auf politische Gründe zurückzuführen: Mit dem Fall des Ostblocks brach auch die dortige Schwerindustrie zusammen, der Effekt zur Luftverbesserung war eineinhalbmal so groß wie die Umweltschutzmaßnahmen im Westen.

Vereinbarte Ziele rasch erreicht
1999 wurde das Göteborger Protokoll unterschrieben, in dem für die europäischen Länder Schwefeldioxid-Reduktionsziele vereinbart wurden.

Die für 2010 limitierte Gesamtmenge für Europa wurde bereits 2004 unterschritten, einige Länder - allen voran Großbritannien und Spanien - müssen ihre Emissionen aber noch senken, um die Ziele zu erreichen.

Auch USA erfolgreich
Auch die USA, eigentlich ein Klimasünder, konnten mit Emissionshandel Erfolge erringen. Im Kampf gegen Schwefeldioxid führten die USA 1990 ein System mit Emissionsgrenzen einerseits und der Möglichkeit zum Zukauf von Verschmutzungszertifikaten andererseits ein.

Zwischen 1980 und 2005 nahm der Ausstoß des Giftstoffs um mehr als 40 Prozent ab, so die Regierungsbehörde für Umwelt (EPA). Den jährlichen Nutzen beziffert sie für 2010 auf 122 Milliarden Dollar, die jährlichen Kosten nur noch auf drei Milliarden. Das Paradoxe daran: US-Präsident George W. Bush wendet sich eigentlich strikt gegen den Emissionshandel von anderen Schadstoffen wie CO2.

Massives Problem in China
Doch Experten warnen vor einem "Comeback" des sauren Regens: In Südamerika und Asien hat es zu wenige Maßnahmen gegeben. Besonders dramatisch ist die Situation in China. Nach aktuellen Studien ist dort bereits ein Drittel des Landes von saurem Regen betroffen.

Zudem sind Hunderte weitere Kohlekraftwerke geplant. Ob dabei Entschwefelungsanlagen eingebaut werden, ist unklar, schließlich verdoppeln diese den Preis eines Kraftwerks. "Der Schlüssel für die künftige Entwicklung liegt in China", zitiert die "Süddeutsche" den Luftchemiker Detlev Möller von der Universität Cottbus.

Schiffe als Umweltbelastung
Und auch in Europa ist die Gefahr nicht gebannt. Das Wirtschaftswachstum in Osteuropa lässt die Emissionen wieder steigen, und auch hier wird aus Kostengründen häufig auf umweltschonende Technologie verzichtet.

Andere Dreckschleudern sind keinem Land direkt zurechenbar: Mehr und mehr Schwefeldioxid wird von Schiffen auf internationalen Gewässern ausgestoßen. Wohin das Gas treibt und welches Land dafür zum "Handkuss" kommt, ist dabei meist zufällig. Die norwegischen Forscher rechnen jedenfalls damit, dass die Schiffsemissionen bis 2020 um nicht weniger als 42 Prozent steigen werden.

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