Durchbruch in der Linkshänderforschung?

Die genau Wirkung des Gens muss laut Forschern noch untersucht werden.
Mindestens zehn bis 15 Prozent aller Menschen sind Linkshänder. Britische Forscher glauben nun, den Grund dafür gefunden zu haben: Sie haben das Gen identifiziert, das für Linkshändigkeit verantwortlich sein soll.

Das von Forschern der Universität Oxford geleitete Team vermutet in dem Gen LRRTM1 auch einen Zusammenhang zur geringfügigen Steigerung des Risikos, an psychotischen Störungen wie Schizophrenie zu erkranken.

Zweifel an Vererbung
Bei der Suche nach den Ursachen für Linkshändigkeit sind Wissenschaftler bisher eher im Dunkeln getappt: Dass dafür tatsächlich ein Gen verantwortlich sein soll, war umstritten, denn die Wahrscheinlichkeit, dass zwei linkshändige Eltern ihren Kindern diese Eigenschaft vererben, ist vergleichsweise gering. Auch eineiige Zwillinge weisen des Öfteren unterschiedliche Veranlagungen auf.

Gen polt Gehirn um
Das Gen scheint laut den mehr als 40-köpfigen internationalen Forscherteam eine Schlüsselrolle bei der Kontrolle zu spielen, welche Hirnteile bestimmte Funktionen wie Sprache und Emotionen kontrollieren, berichtet die britische BBC über die in der Fachzeitschrift "Molecular Psychiatry" publizierte Studie.

Das Gehirn ist asymmetrisch angelegt, bei Rechtshändern kontrolliert die linke Gehirnhälfte die Sprache, die rechte die Emotionen. Bei Linkshändern ist das häufig umgekehrt. Die Forscher vermuten nun, dass das LRRTM1-Gen für die Umpolung verantwortlich ist.

Exakte Rolle noch unklar
Forschungsleiter Clyde Francks vom Wellcome Trust Centre for Human Genetics der Universität Oxford sieht die Identifizierung des Gens nur als ersten Schritt an. Noch wisse man nicht, welche exakte Rolle das Gen spielt.

Nun müsse erforscht werden, welchen Einfluss das auf die Entwicklung des Gehirns habe: "Wir hoffen, dass die Studienergebnisse uns helfen, die Entwicklung der Asymmetrie des Gehirns zu verstehen." Die Asymmetrie sei eine elementare Besonderheit des menschlichen Gehirns, bei psychiatrischen Störungen werde diese häufig durcheinander gebracht.

Kein Grund zur Sorge
Dass im selben Gen die Wahrscheinlichkeit für Linkshändigkeit und Schizophrenie erhöht wird, muss Linkshänder aber nicht beunruhigen, so Francks: "Es gibt viele Faktoren, die Menschen eher an Schizophrenie erkranken lassen, die große Mehrheit der Linkshänder wird nie solche Probleme haben."

Ungesundes Umlernen
Dass Linkshänder leicht erhöhte Wahrscheinlichkeiten für manche Erkrankungen wie das Reizdarmsyndrom oder gar Morbus Crohn haben, war schon zuvor von Wissenschaftlern belegt worden.

Noch größere Gefahren gingen allerdings mit dem bis vor wenigen Jahrzehnten verbreiteten erzwungenen Umlernen von Linkshändern einher. Sprachstörungen bis hin zu gravierenden psychischen Problemen waren die Folge.

Oft fragwürdige Erkenntnisse
Etliche andere Forschungsergebnisse wurden allerdings nicht nur von der Fachwelt als zumindest fragwürdig eingestuft, etwa die höhere Unfallwahrscheinlichkeit von Linkshändern.

Einer australischen Studie aus dem Vorjahr zufolge sind Linkshänder wiederum während bestimmter Handlungen wie etwa Computerspielen und beim Sport schnellere Denker.

Bessere Kämpfer?
Französische Anthropologen erklären sich die Tatsache, dass Linkshänder trotz einiger Nachteile nicht ausgestorben sind, damit, dass sie verbissenere Kämpfer sind. Das sei der Schluss aus der Auswertung statistischer Daten von acht traditionellen Gesellschaften, in denen Konflikte mit Messern oder Macheten ausgetragen werden.

Noch heute sei das bei Kampfsportarten festzustellen, in denen sich die Gegner Auge in Auge gegenüberstehen, etwa beim Fechten und beim Tennis.

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