"Bei uns unmöglich"

Russland weist Spekulationen über Alkoholkonsum von Kosmonauten zurück.
In dem Bericht einer unabhängigen Kommission, die aufdeckte, dass die NASA betrunkene Astronauten ins All fliegen ließ, werden auch Vorwürfe gegen die russische Weltraumbehörde erhoben. Demnach soll ein amerikanischer Astronaut vor einem Einsatz an Bord einer Sojus-Raumkapsel, die von Baikonur aus ins All geschossen wurde, Alkohol getrunken haben. Das wies Russland am Sonntag kategorisch zurück.

"Wir schließen das aus"
Es sei unmöglich, dass ein Astronaut in betrunkenem Zustand von Baikonur abgeflogen sein könnte, sagte Roskosmos-Sprecher Igor Panarin der Nachrichtenagentur AP. "Wir schließen das kategorisch aus."

Die Astronauten und Kosmonauten in Baikonur würden in den Tagen vor dem Start permanent von Ärzten und Psychiatern überwacht.

US-Bericht erhebt Vorwurf
In dem am Freitag veröffentlichten US-Bericht einer unabhängigen Untersuchungskommission heißt es, dass Astronauten offenbar in mindestens zwei Fällen trotz starken Alkoholkonsums die Erlaubnis zum Flug erhalten hätten.

In einem Fall sei ein Astronaut nach beträchtlichem Alkoholkonsum in einem russischen Raumfahrzeug geflogen, sagte der Kommissionsvorsitzende Richard Bachman unter Berufung auf Gespräche mit NASA-Mitarbeitern.

Einem weiteren Astronauten sei der Flug in einer US-Raumfähre erlaubt worden, die Mission habe sich allerdings wegen mechanischer Probleme verzögert.

"Elite ihrer Gesellschaft"
Für den russischen Kosmonauten Anatoli Solowiow ist es auf Grund der hohen medizinischen Anforderungen unvorstellbar, dass Astronauten oder Kosmonauten betrunken ins All fliegen könnten.

"Sie sind die Elite ihrer Gesellschaft", so Solowiow, der mit mehr als 82 Stunden den Weltrekord für Weltraumspaziergänge hält. "Die Verantwortung und das Wissen, dass es sich um ein staatliches Programm handelt, dominiert dein Denken und Handeln. Für mich ist das ein Blödsinn."

Genugtuung für Russland
Mehrere russische Zeitungen walzten den NASA-Skandal genüsslich breit und wiesen darauf hin, dass damit das von US-Medien jahrzehntelang gepflegte Stereotyp (pflichtbewusste, "trockene" Amerikaner vs. leichtsinnige und versoffene Russen) ad absurdum geführt worden sei. Die Moskauer Zeitung "Moskowski Komsomlets" titelte: "Amerikanische Astronauten entpuppten sich als Alkonauten."

Alkoholkonsum auf Mir
Trotz offizieller Dementis über Alkoholkonsum vor russischen Raumflügen war Kosmonauten der moderate Alkoholkonsum auf der 2001 aufgegebenen und im Meer versenkten Raumstation Mir offiziell gestattet.

Laut Zeitungsberichten soll der Kosmonaut Alexander Poleschtschuk, nach seinem Aufenthalt auf Mir 1993, davon berichtet haben, dass er hinter den Verkleidungen der Raumstation nach Cognac-Flaschen suchte, die von seinen Vorgängern dort versteckt wurden.

Murren gegen Alkoholverbot
Auf der internationalen Raumstation ISS ist der Alkoholkonsum verboten. Das hatte wiederholt zu Unmut geführt. Der Kosmonaut Salishan Scharipow sorgte für Aufregung, als er nach seiner Rückkehr von der ISS im April 2005 forderte, der Crew sollte täglich ein Schluck Wein oder Brandy gestattet werden.

"Das sollte nur getan werden, damit man die Arbeit besser verrichten kann und um den psychologischen Stress zu mildern", so der Kosmonaut.

Im vergangenen Jahr berichtete der "Sunday Telegraph", dass Mitarbeiter der russischen Weltraumbehörde wegen des Stresses, dem die Crew während ihrer mehrmonatigen All-Aufenthalte ausgesetzt sei, die Aufhebung des Alkoholverbots auf der ISS forderten.

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