Ein Ausnahmeschauspieler

Die Theater- und Filmwelt verliert den Ausnahmeschauspieler Ulrich Mühe.
Der ostdeutsche Schauspieler Ulrich Mühe ist tot. Der 54-Jährige starb bereits am Sonntag in Walbeck in Sachsen-Anhalt. Das meldete am Mittwoch zuerst die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf die Bürgermeisterin des Ortes.

Am Mittwochvormittag bestätigte schließlich Mühes Familie das Ableben des Schauspielers.
Der Deutschen Presse-Agentur übermittelte sie folgende Mitteilung: "Wir bestätigen, dass unser Vater am Sonntag, den 22. Juli, gestorben ist, und er heute auf eigenen Wunsch im engsten Kreis der Familie beigesetzt wurde. Wir bitten Freunde und Kollegen um Verständnis." Nähere Angaben machte die Familie nicht.

Operation nach Oscar-Verleihung
Mühe litt an Magenkrebs. Er spielte den Stasi-Offizier in dem Oscar-prämierten Film "Das Leben der Anderen". Kurz nach seiner Rückkehr von der Oscar-Verleihung in Los Angeles unterzog er sich einer schweren Magenoperation.

Einem Millionenpublikum war er in seiner Rolle als Rechtsmediziner Robert Kolmaar in der Serie "Der letzte Zeuge" bekannt geworden. 2007 sah man Mühe in der Rolle des Adolf Grünbaum in Daniel Levys Hitler-Satire "Mein Führer" an der Seite von Helge Schneider in den Kinos.

Mühe als Clavigo
Für Furore sorgte Mühe vor allem als Theaterschauspieler. Unvergessen ist er in Österreich in seiner Rolle als Goethes "Clavigo" und Ibsens "Peer Gynt" am Wiener Burgtheater in der Ära Claus Peymann. Zuletzt war er an der Burg im Yasmina-Reza-Stück "Drei Mal leben" zu sehen.

Mühe stammte aus Sachsen und studierte an der Leipziger Theaterhochschule. In der DDR-Zeit war er an der Berliner Volksbühne und am Deutschen Theater engagiert. Zudem arbeitete er für Film und Fernsehen. 2005 erhielt er den Deutschen Fernsehpreis.

Der Schauspieler war mit seiner Kollegin Susanne Lothar verheiratet, mit der er zwei Kinder hatte. Eine Tochter hatte er außerdem aus seiner ersten Ehe mit der Schauspielerin Jenny Gröllmann.

Der Streit mit Jenny Gröllmann
Erst im vergangenen Jahr war Gröllmann im Alter von 59 Jahren an einer Krebserkrankung gestorben. Zuvor hatten einander Mühe und Gröllmann, eine der prominentesten DDR-Schauspielerinnen, eine juristische Auseinandersetzung über Gröllmanns Vergangenheit geliefert. Mühe hatte ihr vorgeworfen, für die Stasi gearbeitet zu haben, was Gröllmann entschieden bestritt.

Mühe, am 20. Juni 1953 als Sohn eines Kürschnermeisters im sächsischen Grimma geboren, gehört zu den populärsten deutschen Charakterdarstellern. Nach dem Abitur und einer Berufsausbildung als Baufacharbeiter studierte Mühe an der Leipziger Theaterhochschule Hans Otto.

Von Heiner Müller nach Berlin geholt
Heiner Müller holte Mühe an die Berliner Volksbühne. 1983 wurde Mühe Ensemblemitglied am Deutschen Theater, wo er in Rollen wie dem Egmont (1986) und Lessings Philotas und des Patriarchen in "Nathan der Weise" (1988) überzeugte. Herausragend ist Mühes Arbeit an "Hamlet" (in der Titelrolle) und "Hamletmaschine" in einer Inszenierung von Heiner Müller aus dem Jahre 1989.

Nach der Wende hatte er wechselnde Theaterengagements, unter anderem 1990 bei den Salzburger Festspielen als König Alphons in "Die Jüdin von Toledo".

Seit 1983 wirkte Mühe in verschiedenen Kino- und Fernsehfilmen mit. Neben seiner Ehefrau Lothar spielte Mühe auch in den Filmen des österreichischen Regisseurs Michael Haneke, "Das Schloss" (1996 - Verfilmung des Franz-Kafka-Romans) und "Funny Games" (1997).

TV-Hinweis
Der ORF zeigt in memoriam Ulrich Mühe am Mittwoch um 0.00 Uhr in ORF2 Michael Hanekes "Funny Games".

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