Es geht um den rechtlichen Status der Nordwestpassage, eines Seeweges, der Atlantik und Pazifik über den kanadisch-arktischen Archipel verbindet.
Ohne Eisbrecher unbefahrbar
Jahrhundertelang waren Entdecker auf der Suche nach der Nordwestpassage. Die erstmalige komplette Durchfahrt gelang dem Norweger Roald Amundsen im Jahr 1906.
Bisher war der etwa 5.780 Kilometer lange Seeweg im hohen Norden Kanadas nur mit Eisbrechern zu befahren und spielte keine wesentliche wirtschaftliche und politische Rolle.
Symbol der Souveränität
Mit dem fortschreitenden Klimawandel wächst die Bedeutung der Nordwestpassage, die für Kanada ein Symbol der nationalen Souveränität darstellt.
Während die USA die Meinung vertreten, die Nordwestpassage sei eine internationale Wasserstraße und für jeden befahrbar, beharrt Kanada auf seinem souveränen Anspruch.
"Agree to disagree"
Bereits 1985 kam es zu diplomatischen Unstimmigkeiten, als ein Eisbrecher der US-Küstenwache die Nordwestpassage ohne Erlaubnis der kanadischen Regierung durchquerte.
Seither einigten sich die beiden Staaten stillschweigend auf eine "Agree to disagree"-Politik: Die Sichtweise des Nachbarstaates wird toleriert, aber nicht akzeptiert.
Rasanter Klimawandel
Auf Grund der globalen Erwärmung ist diese Strategie nicht mehr lange haltbar. Experten rechnen damit, dass die Nordwestpassage schon bald zumindest im Sommer eisfrei sein wird.
Einem Bericht der Weltwetterorganisation der Vereinten Nationen (WMO) zufolge vollzieht sich der Klimawandel in der Arktis zwei Mal schneller als im globalen Durchschnitt.
Arktis bis 2040 eisfrei?
Ende vergangenen Jahres warnte ein Team von Wissenschaftlern des Nationalen Zentrums für atmosphärische Forschung (NCAR) der Universität Washington und der kanadischen McGill-Universität, dass das Eis am Nordpol bis zum Jahr 2040 geschmolzen sein könnte.
Alternative zu Panamakanal
Eine eisfreie Nordwestpassage mit ihren tiefen Gewässern ist besonders verlockend für Supertanker, die zu groß für den Weg durch den Panamakanal sind. Sie müssen zurzeit den Umweg um die Spitze Südamerikas nehmen.
Attraktiv für Ölkonzerne
Auch die Möglichkeit des Transports von Erdöl aus Alaska zur Ostküste der USA macht den Seeweg interessant.
Die Zeitersparnis für Frachtschiffe und Öltanker und die damit verbundene Kostenreduktion liegen auf der Hand.
Militarisierung der Arktis
Mit einem groß angelegten zwölftägigen See- und Bodenmanöver hat Kanada im August 2006 seinen Anspruch auf die Arktis bekräftigt. Die Übung galt als Geste gegenüber Dänemark, mit dem sich Kanada über die arktische Insel Hans streitet.
"Das Manöver stellt die Entschlossenheit der Regierung unter Beweis, Kanadas Souveränität über unser arktisches Territorium zu behaupten", sagte Premierminister Stephen Harper in einer Ansprache und kündigte an, Kanadas Militärpräsenz in der Arktis auszubauen.
Das sei umso wichtiger, als "die Ressourcen des Nordens, vor allem Öl und Gas, immer wertvoller werden", so Harper.
Wettrennen um Bodenschätze
Die Erschließung der enormen Ressourcen in den entlegenen Gewässern Nordkanadas war bisher mit zu hohen Gefahren und Kosten verbunden oder schier unmöglich.
Angesichts der schwindenden Eisdecke wird es für die Industrie immer einfacher, Öl-, Erdgas- und Teersandreserven in den Polarregionen zu gewinnen.
Folgen für Menschen und Ökosystem
"Viele Konzerne stehen in den Startlöchern", kritisiert der Polarforscher Arved Fuchs. Für die Menschen in der Arktis bedeute das "eine rasante Veränderung ihrer Lebensumwelt, in die sie nicht einbezogen werden".
Auch für das Ökosystem ist die Erschließung der Arktis nicht ohne Konsequenzen. Das Verschwinden ganzer Tierarten könnte die Folge sein. Rohstoffabbau und zunehmender Seeverkehr würden die Probleme verstärken, die durch den Klimawandel ohnehin schon existieren.
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