Der Hartberger Pfarrer August Janisch und Silvana Meixner von der Minderheitenredaktion des ORF waren am 3. Dezember 1993 die ersten Opfer. Am ersten Tag tauchten vier explosive Briefsendungen auf. Die Serie entwickelte sich zu einem beispiellosen Kriminalfall in Österreichs Geschichte.
Nach knapp vier Jahren, vier Toten und zahlreichen Verletzten durch 25 Briefbomben sowie mehreren Sprengstoffattentaten wurde der Südsteirer Franz Fuchs im Oktober 1997 als Urheber verhaftet.
Schwerster Anschlag in Oberwart
Der schwerste Anschlag ereignete sich im Februar 1995: An einer Wegkreuzung in der Nähe einer Roma-Siedlung in Oberwart detonierte eine Bombenfalle, die Ähnlichkeit mit einem Verkehrsschild hatte, und tötete vier Männer der Siedlung.
Am Ort des Geschehens fand sich eine Tafel mit der Aufschrift "Roma zurück nach Indien". Nur einen Tag später wurde in Stinatz ein Mitarbeiter des Umweltdienstes Burgenland durch eine in eine Spraydose eingebaute Sprengfalle schwer verletzt.
"Bajuwarische Befreiungsarmee"
Unter den Opfern des Franz Fuchs - der sich hinter der "Bajuwarischen Befreiungsarmee" (BBA) verbarg - befanden sich zahlreiche Personen des öffentlichen Lebens. Gleich bei der ersten Serie wurde dem damaligen Wiener Bürgermeister Helmut Zilk die linke Hand verstümmelt. Die Explosion ereignete sich zwei Tage nach den ersten Bomben gegen Meixner und Janisch.
Zilk und seine Frau Dagmar Koller waren gerade von einer Dienstreise zurückgekehrt. Adressaten der ersten Serie waren auch die damalige Frauenministerin Johanna Dohnal, die Grün-Politikerinnen Madeleine Petrovic und Terezija Stoisits sowie der damalige Caritas-Präsident Helmut Schüller. Diese Sendungen wurden aber rechtzeitig abgefangen und entschärft.
Letzter Anschlag 1996
In späteren Serien waren unter anderen TV-Moderatorin Arabella Kiesbauer und die Stiefmutter des damaligen Innenministers Caspar Einem, Lotte Ingrisch, Ziele von Briefbomben.
Im Oktober 1995 wurden die Flüchtlingshelferin Maria Loley auf dem Postamt von Poysdorf (Bezirk Mistelbach) sowie der aus Syrien stammende Gemeindearzt Mahmoud Abou-Roumie in Stronsdorf von einer Bombe verletzt. Die für Ingrisch gedachte Briefsendung im Dezember 1996 sollte der letzte Anschlag der BBA sein.
Das Ende des Franz Fuchs
Eine Gendarmeriekontrolle in der Nacht auf den 2. Oktober 1997 setzte dem Terror ein Ende: Franz Fuchs, sich überführt wähnend, zündete in der Nähe seines Heimatortes Gralla in Selbstmordabsicht eine Bombe, die ihn beide Hände kostete und auch die beiden kontrollierenden Beamten verletzte.
Am 9. März 1999 wurde Fuchs am Landesgericht Graz zu lebenslanger Haft und Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher verurteilt. Zuvor hatte er es durch Skandieren von Parolen wie "Es lebe die BBA" und "Reinrassige Tschuschenregierung - nein danke" während der gesamten sechs Prozesswochen provoziert, von der Verhandlung ausgeschlossen zu werden.
Am 26. Februar 2000 beging Franz Fuchs Selbstmord. Mit einem Kabel seines Rasierapparates erhängte er sich in seiner Zelle.
Spekulationen über Mittäter
Spekulationen, dass der Südsteirer Komplizen gehabt haben könnte, sind in den Medien nie völlig verstummt. Die Kriminalisten und Gerichte mussten sich zusätzlich mit zahlreichen tatsächlichen und vermeintlichen Trittbrettfahrern herumschlagen, die ebenfalls Bekennerschreiben verfassten.