Japans Aleuten-Debakel

Japanische und US-Truppen lieferten einander auf den Aleuten-Inseln schwere Kämpfe.
Ein paar Knochen, zwei japanische Armeeschuhe aus dem Zweiten Weltkrieg: Das sind erste Funde nach den Grabungen, die Experten aus Japan und den USA nun gemeinsam auf der kleinen Insel Attu im Nordpazifik durchgeführt haben.

Es geht ihnen - vorerst - nicht um eine Exhumierung von Kriegstoten. Das internationale Team war auf Spurensuche. Auf Attu liegen die sterblichen Reste von mehreren tausend japanischen Soldaten in der amerikanischen Tundra.

Die erste Ortsbestimmung eines der größten Massengräber sei nun gelungen, berichtet Sara Francis, die in Anchorage für Öffentlichkeitsarbeit zuständige Offizierin der Küstenwache, gegenüber ORF.at.

USA und Japan gemeinsam auf Spurensuche
Eine Hercules-HC-130-Transportmaschine der United States Coast Guard brachte die Delegation der Experten am 11. Juli 2007 nach Attu; fünf Japaner und drei US-Amerikaner.

Sie nahmen sich vier Tage Zeit für Untersuchungen und wurden von Soldaten der US-Armee und Angehörigen der Küstenwache unterstützt.

Weit abgelegene Region
Betrachtet man das riesige und landschaftlich vielfältige Alaska als abgelegene Weltregion, so trifft das für die Inselkette der Aleuten noch viel stärker zu. Sie gehört politisch zu Alaska, und Attu ist ihre westlichste Insel. Diese liegt ungefähr 1.700 Kilometer vor dem amerikanischen Festland.

Es gibt heute auf der Insel nur noch 20 Menschen, die hier dauerhaft wohnen. Dazu kommt eine Basis und Funkstation der Küstenwache, die "LORAN Station Attu" - ein wetterfestes Gebäude mit Beamten des US-Grenzschutzes, leichter bis mittlerer Bewaffnung und vielen technischen Anlagen.

Diese erleichtern Schiffen und Flugzeugen im Nordpazifik die Navigation auf dem offenen Meer.

Kriegshandlungen in den USA
In Europa heißt es immer, die USA hätten im 20. Jahrhundert außerhalb von Hawaii (Pearl Harbor) keine Kriegshandlungen auf ihrem Territorium zu erdulden gehabt. Dass das falsch ist, beweisen die kleine Insel Attu und ihre blutige Geschichte.

1942 wurde sie nach dem benachbarten Eiland Kiska von japanischen Truppen erobert - beides Aktionen, die Washington als schwere Bedrohung seiner Westküste wertete. Penibel wurde die Rückeroberung beider Inseln vorbereitet.

Tausende Tote
An die 2.300 Japaner kamen 1943 bei Kämpfen auf Attu ums Leben. Viele hatten Selbstmord begangen, um einer Gefangennahme zu entgehen. Auf amerikanischer Seite ließen 540 Soldaten ihr Leben. Sie wurden noch während des Zweiten Weltkrieges offiziell bestattet.

Erst wenige exhumiert
Auf japanischer Seite fanden nur 235 Tote eine geografisch bestimmbare Ruhestätte. Dieses knappe Zehntel wurde kurz nach Kriegsende von Attu nach Fort Richardson bei Anchorage auf das Festland gebracht und dort beigesetzt.

Viele Jahre später reiste eine japanische Delegation nach Alaska, exhumierte die Gebeine, ließ sie nach japanischem Brauch einäschern und wieder an Ort und Stelle bestatten. Der überwiegende Teil der japanischen Opfer liegt bis heute in einigen wenigen Massengräbern auf Attu.

Kleines Mahnmal erinnert
©Bild: United States Coast Guard
©Bild: United States Coast Guard
Die genaue Lage ist über die Jahrzehnte in Vergessenheit geraten. Was mit dem im Juli 2007 entdeckten Massengrab geschehen soll, das ist noch nicht geklärt. Bisher gibt es lediglich ein kleines Mahnmal, das die japanische Regierung vor einigen Jahren aufstellen ließ.

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

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