Langfassung floppte
Doch das Experiment ging nur zur Hälfte auf: Als der 190-Minuten-Streifen "Grindhouse" vor wenigen Monaten in den USA anlief, waren die Kritiker fast durchwegs begeistert.
Beim Publikum, das sich nach "Herr der Ringe" und "Fluch der Karibik" eigentlich an die Bollywoodisierung von Hollywood gewöhnt haben sollte - zumindest was die stets zunehmenden Filmlängen betrifft -, fiel das Action-Horror-Doppelpack allerdings durch.
Weitere Auswertung in zwei Teilen
Der berühmt-berüchtigte Filmmogul Harvey Weinstein, der bei Tarantinos letztem Mehrstünder "Kill Bill" die Auswertung in zwei Teilen durchgesetzt hatte, dürfte sich maßlos darüber geärgert haben, dass er seinen beiden Schützlingen ihre Flausen diesmal durchgehen ließ.
Kein Wunder also, dass die beiden "Grindhouse"-Teile, die insgesamt 53 Millionen US-Dollar gekostet haben, im Rest der Welt nun getrennt in die Kinos kommen. In Österreich startet Tarantinos Autoverfolgungsfilm "Death Proof" diese Woche, am 23. August wird der Horrorstreifen "Planet Terror" von Rodriguez ebenfalls solo folgen.
Mörderischer Stuntman
Auf das interessante Konzept müssen heimische Filmfans also verzichten, dafür kommen beide Filme in einer Art Director's Cut mit rund 20 Minuten mehr Material daher.
In "Death Proof" geht es um einen Stuntman, der mit seinem aufgemotzten Wagen vier junge Frauen kaltblütig ermordet. Kurt Russell, der mit Filmen wie "Die Klapperschlange" und "Das Ding aus einer anderen Welt" zur Genreikone wurde, spielt den psychopathischen Stuntman Mike, der schließlich selber vom Jäger zum Gejagten wird, wenn eine Gruppe anderer Mädchen zur Rache aufbricht - ebenfalls mit einem Auto.
Heldinnen in Hotpants
Der Streifen ist eine Reminiszenz an die wilden Frauen auf Rädern aus der Blütezeit des Schundfilms in den 70ern. Die Heldinnen sind Amazonen in Hotpants, furchtlose Enkelinnen von Russ Meyers Frauen-Gang in "Faster, Pussycat! Kill! Kill!" und alles andere als zimperlich.
Wenn Tarantino Blech- und Körperteile fliegen lässt, restauriert er ironisch ein Filmgenre, dessen Artefakte inzwischen nur noch in abgenudelten Kopien kursieren.
Grindige Ästhetik
"Death Proof" kommt mit zerkratztem Vorspann und unsauberen Schnitten daher, gerade so, als handle es sich um eine geflickte Kopie aus dubioser Quelle.
Wie immer sammelt, plündert und zitiert sich Tarantino durch die halbe Filmgeschichte. Neu ist das nicht, aber so viel Enthusiasmus hat der Kultregisseur dabei selten an den Tag gelegt.
Besonders beim hochtourigen Action-Finale mit Zoe Bell, Uma Thurmans Stunt-Double aus "Kill Bill", und einer Gang von Frauen, die nur beim Anblick einer original italienischen "Vogue" schwach werden, läuft Tarantino zur Hochform auf.
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