Schon länger sind Kühe im Visier der Umweltschützer. Studien der UNO-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO) zufolge machen die Gesamtemissionen der Viehhaltung - also die Produktion von Futtermitteln und die Verarbeitung eingerechnet - 18 Prozent der weltweiten Treibhausgase aus. Das ist mehr, als vom Verkehr verursacht wird.
Bis zu 500 Liter Methan pro Tag
Einen Gutteil der schädlichen Gase, und da gleich über 100 verschiedene, stoßen allerdings die Rinder selbst aus. So sind sie etwa für zwei Drittel der weltweiten Ammoniakemission verantwortlich, die wiederum für sauren Regen sorgt.
Noch dramatischer ist die beträchtliche Produktion von Methan: Mit Furzen und vor allem Rülpsen setzt jedes Tier bis zu 500 Liter des aggressiven Gases frei. Das Treibhausgas Methan soll sich bis zu 23 Mal so stark auf die Erderwärmung auswirken wie Kohlendioxid.
Umgerechnet schadet jede Kuh dem Klima täglich mit vier Gramm CO2.
1,4 Milliarden Kühe
Ganz abgesehen von den Waldrodungen für Weideflächen, dem enormen Wasserverbrauch der Tiere und den Problemen mit der Entsorgung ihrer Exkremente ist die Viehzucht nun tatsächlich ein ernst zu nehmendes Klimaproblem, vor allem, wenn man die Maßstäbe betrachtet.
Rund 1,4 Milliarden Kühe werden weltweit gehalten, Tendenz mit zunehmendem Fleischhunger der Bevölkerung steigend. Allein in Österreich gibt es zwei Millionen Kühe.
Gut dotiertes Forschungsprogramm
Das britische Programm wird nach Angaben der Zeitung "The Times" mit 750.000 Pfund (1,1 Mio. Euro) gefördert und geht über drei Jahre. Ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums sagte, die Forscher arbeiteten auch an einer Methode, den Verdauungsapparat der Rinder zu verändern.
Forscher der Universität von Wales in Aberystwyth wollen den Tieren dabei unter anderem zuckerhaltigere Grassorten zu fressen geben. Auch soll mehr Hornklee angepflanzt werden. "Wir wissen, dass die Ernährung von Tieren einen Einfluss auf den Methangasausstoß hat. Leichter verdauliche Nahrung kann den Gasausstoß verringern", sagte Michael Abberton vom Institut für Weideland und Umweltwissenschaft in Aberystwyth.
Verbesserung mit Futtermix?
Auch an der Universität Hohenheim in Stuttgart arbeiten derzeit Wissenschaftler an einer Pille, die die Methangasproduktion bei Rindern verringern soll. In Zürich arbeiten Forscher ähnlich wie ihre britischen Kollegen am richtigen Futtermix für Kühe, und das nicht nur für den Umweltschutz: Vier bis sieben Prozent der Energie aus der Nahrung "verpuffen" als Methan.
Ohne Rülpsen würden die Tiere mehr Milch und Fleisch produzieren, sagte Michael Kreuzer, Professor für Tierernährung, vor kurzem dem "Spiegel". Bisher sei man bei diversen wirksamen Futterzusätzen vor allem an einem Problem gescheitert: Sie schmecken den Kühen nicht.
Impfungen brachten kaum Erfolg
Auch in Australien und Neuseeland laufen seit Jahren Versuche: Mit Impfungen sollten jene Bakterien behandelt werden, die für die Produktion von Methangas verantwortlich sind. Der Erfolg hielt sich allerdings in Grenzen.
Die neuseeländische Regierung hatte wiederum 2003 versucht, Landwirte mit einer Methangassteuer zu belegen. Nach Bauernprotesten rückte die Regierung von der "Furz-Steuer" jedoch wieder ab. Nun versuchen Forscher Anregungen von Kängurus zu gewinnen. Denn diese sind ebenfalls Wiederkäuer, scheiden aber kaum Methan aus.
Verkehr und Industrie nicht vergessen
Bei allen beunruhigenden Zahlen warnen nun aber Umweltschützer davor, der Viehwirtschaft völlig die Schuld an der Erderwärmung in die Schuhe zu schieben und Industrie und Verkehr aus der Verantwortung zu entlassen.
Ein Musterbeispiel dafür hatte der republikanische US-Abgeordnete Dana Rohrabacher bei einer Anhörung im US-Kongress zum Thema Klimawandel im Februar geliefert. Angesichts dessen, dass in einigen Perioden in der Erdgeschichte die Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre ähnlich hoch war wie heute, sagte er: "Wir wissen nicht, was diese anderen Zyklen in der Vergangenheit verursacht hat. Das könnten Dinosaurier-Flatulenzen gewesen sein, wer weiß?"
Links: