Seit Mitte der Woche belagern Polizei und Armee das Gebäude, in dem sich immer noch Hunderte Koranschüler aufhalten sollen - die meisten davon in Geiselhaft von Extremisten, wie es seitens der pakistanischen Regierung nun heißt. Insgesamt wird deren Zahl auf mehrere Dutzend geschätzt.
Löcher in Wände gesprengt
Freitagfrüh kam es - den dritten Tag in Folge - zu schweren Gefechten rund um das Gebäude. Presseberichten zufolge machten Armee und paramilitärische Verbände ihre Drohung wahr und begannen, Löcher in die Mauern der Moschee zu sprengen, um eine Erstürmung vorzubereiten.
Auf Seiten der Extremisten gab es offenbar mehrere Tote. "Es gibt Opfer auf unserer Seite, aber ich kann nicht sagen, wie viele", zitierte ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP einen Imam der Moschee. Bisher fielen den Kämpfen über 25 Menschen zum Opfer, über 200 wurden verletzt.
"Zeit für Verhandlungen vorbei"
Bereits am Donnerstag hatte die Armee begonnen, mit Panzerfahrzeugen auf das Gebäude vorzurücken und Sprengladungen an dem Gebäude anzubringen, als "Warnung", wie es hieß. Die in der Moschee verschanzten Radikalen lieferten den Soldaten schwere Gefechte.
"Die Zeit für Verhandlungen ist vorbei", zitierte Freitagfrüh der britische "Guardian" Pakistans Innenminister Aftab Chan Scherpao.
Keine Kapitulation mit Bedingungen
Nur Stunden zuvor hatte die Regierung ein Kapitulationsangebot eines der führenden radikalen Prediger der Moschee, Abdul Raschid Gasi, zurückgewiesen. Er hatte freies Geleit für seine Anhänger gefordert.
Es sei unannehmbar, eine Kapitulation mit Bedingungen zu verknüpfen, so die offizielle Antwort. Regierungsvertreter deuteten schließlich auch ihre Entschlossenheit an, das Gebäude im äußersten Fall stürmen zu lassen - auch am Freitag, dem Tag des islamischen gemeinsamen Gebets.
"Für Militär ist Freitag kein Thema"
"Wir scheuen uns nicht, das heilige Haus selbst an einem Freitag zu stürmen", zitierte der deutsche "Spiegel" einen Vertreter der Sicherheitskräfte.
"Für das Militär ist der Freitag kein Thema", sagte eine Regierungsbeamtin dem Nachrichtenmagazin. Was die Soldaten bisher aufhalte, sei allein die Tatsache, dass sich Frauen und Kinder in der Moschee aufhielten.
"Können Märtyrertod sterben"
Die Behörden forderten die Rebellen - Anhänger des gestürzten radikalislamischen Taliban-Regimes im Nachbarland Afghanistan - auf, Frauen und Kinder aus der Moschee zu lassen, die dort gegen ihren Willen als menschliche Schutzschilde festgehalten würden.
"Wir haben entschieden, dass wir den Märtyrertod sterben können, aber nicht aufgeben werden", lautete die Anwort Gasis.
Muscharrafs Dilemma
Kommt es tatsächlich zu einem Sturm bewaffneter Soldaten auf die Moschee, könnte sich das in einer Welle von Protesten auch gemäßigter Muslime entladen und die US-freundliche Regierung von Präsident Perves Muscharraf massiv in Bedrängnis bringen.
Auf der anderen Seite steht er unter dem Druck pro-westlicher Kräfte, die ein härteres Vorgehen gegen die Radikalen fordern und sich fragten, weshalb Muscharraf "die Dinge so lange hat treiben lassen", kommentierte kürzlich die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" ("F.A.Z.").
Zögerliches Vorgehen gegen Extremisten
Es wüchsen mittlerweile "die Zweifel, ob der Taktiker, der sich vor acht Jahren an die Macht geputscht hat, die Lage in Pakistan noch richtig einschätzt, ja, ob er sie noch im Griff hat", so die "F.A.Z.".
Bisher hatte seine Regierung stets gezögert, gegen die Rote Moschee und ihre Prediger vorzugehen. Die aktuellen Kämpfe sind die bisherige Spitze eines monatelangen Konflikts zwischen der Regierung und den Extremisten, die die Errichtung eines Gottesstaates in Pakistan fordern.
Sie hatten zuletzt auch gedroht, als Vergeltung für die "Märtyrer" aus ihren Reihen Selbstmordattentäter loszuschicken.
Die Rote Moschee ("Lal Masdschid"), benannt nach ihren roten Wänden, gilt schon seit langem als Hochburg des militanten Islamismus in Pakistan. Auch El-Kaida-Chef Osama bin Laden unterhielt früher enge Kontakte zu den dortigen Predigern.
Der Moschee sind zwei Koranschulen angeschlossen, aus denen in den 80er Jahren zahlreiche Mudschahedin für den Kampf gegen die sowjetischen Besatzer in Afghanistan hervorgingen.
Muscharrafs Flugzeug beschossen
Am Freitag bestätigte unterdessen die Polizei, dass das Flugzeug des Präsidenten beschossen worden sei. Allerdings wurde der Jet verfehlt. Muscharraf blieb unverletzt. Auf dem Dach eines Hauses nahe der Luftwaffenbasis Chaklala seien Flugabwehrwaffen gefunden worden.
Unklar blieb zunächst, ob es einen Zusammenhang mit den Kämpfen um die Rote Moschee gab. Muscharraf war bereits mehrfach Ziel von Anschlägen radikaler Islamisten in seinem Land.
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