Eine Meldung geht um die Welt
Vor genau 60 Jahren, am 8. Juli 1947, ging eine ungewöhnliche Meldung um die Welt: In der Nähe eines US-Luftwaffenstützpunktes sei eine "Fliegende Untertasse" abgestürzt, verkündeten Radiostationen und Fernsehsender aufgeregt.
Wenige Stunden später wurde die Erklärung eines übereifrigen Pressesprechers von der US-Armee dementiert - doch es war zu spät: Der Roswell-Mythos war geboren.
50.000 Besucher
Für Roswell ist der UFO-Tourismus heute ein lukratives Geschäft. Pünktlich zum Jubiläum veranstaltet die Stadt das "Amazing Roswell UFO Festival", eine Art Woodstock für Alien-Liebhaber und Verschwörungstheoretiker. Insgesamt 50.000 Besucher erwartet man bis Sonntag in der Stadt.
Ihnen wird einiges geboten: Zum Auftakt spielte am Donnerstag bereits die obskure Rockgruppe Element 115, laut Eigendefinition die "einzige Band mit einem außerirdischen Schlagzeuger", einer computeranimierten Alien-Figur, die auf Videoscreens hinter den menschlichen Musikern zu sehen ist.
Organisatoren kündigen "Entführung" an
Außerdem tritt der Spacerock-Pensionist Alan Parsons mit seinem Live Project auf, auch der Schauspieler Dean Haglund, der als Teil der Computerfreaks und Verschwörungstheoretiker "Die einsamen Schützen" in der TV-Serie "Akte X" bekannt wurde, ist in Roswell.
Außerdem versprechen die Organisatoren Lesungen, Autogrammstunden, Führungen und "die eine oder andere Entführung durch Außerirdische".
Stadt plant Themenpark
Die Stadtväter von Roswell haben schon längst erkannt, wie sie den UFO-Mythos zum wirtschaftlichen Vorteil nutzen können. Selbst die Straßenbeleuchtung in der 45.000-Einwohner-Stadt hat die Form von Alien-Köpfen, es gibt Cafes mit Namen wie "Cover Up" (Vertuschung) und "Not Of This World" (Nicht von dieser Welt) und natürlich ein UFO-Museum.
Außerdem soll demnächst ein UFO-Themenpark errichtet werden. Geplante Hauptattraktion: eine als Alien-Entführung gestaltete Achterbahn. Der Park könnte bereits 2010 eröffnet werden.
Der UFO-Sommer
Der UFO-Mythos begann im Frühsommer 1947, als - wohl auch wegen der unspektakulären Nachrichtenlage - die Medien vermehrt über vermeintliche Sichtungen "Fliegender Untertassen" berichteten.
Der Hobbyflieger Kenneth Arnold hatte am 24. Juni jenes Jahres den US-Bundesstaat Washington überflogen und anschließend berichtet, neun in der Sonne glitzernde, sichelförmige Objekte seien in etwa 20 Kilometer Entfernung an ihm vorbeigerast.
Wetterballon?
Schon diese Nachricht rauschte durch den Blätterwald. Dann kam es zum Vorfall von Roswell: Nachdem ein Fabrikant demjenigen eine Belohnung versprochen hatte, der ihm ein UFO bringe, gab ein Schafzüchter an, auf seinem Feld ein entsprechendes Gerät entdeckt zu haben.
Die voreilige Meldung des Armeesprechers Walter Haut ging um die Welt. In einem Dementi wurde das Objekt dann als Wetterballon bezeichnet.
Neu angeheizt
Ein Buch von Charles Berlitz und William Moore rief den Fall 1980 ins Gedächtnis der Öffentlichkeit zurück, und der Vorfall wurde im Fernsehen, in Filmen, Büchern und Magazinen so mystisch verklärt wie kaum ein anderes Ereignis der jüngeren Geschichte. Überreste von Aliens seien von Roswell zum militärischen Sperrgebiet Area 51 im südlichen Nevada gebracht worden, hieß es plötzlich.
Die spätere Erklärung des US-Luftwaffe, dass die 1947 gefundenen Überreste zu einem neu entwickelten Fernaufklärungsballon gehörten, dessen Existenz zu Beginn des Kalten Krieges unbedingt geheim bleiben sollte, wird heute aber auch von vielen UFO-Gläubigen akzeptiert.
Posthume "Enthüllung"
Dass die Saga kurz vor dem 60-Jahr-Jubiläum wieder eine neue Facette bekommen hat, ist wenig überraschend: Der vor einem Jahr verstorbene Presseoffizier Haut hinterließ eine eidesstattliche Erklärung, die erst in der Vorwoche veröffentlicht werden durfte.
Darin behauptet Haut entgegen früheren Aussagen, er habe mitgeholfen, die Wahrheit in Roswell zu verschleiern. Er selbst habe nicht nur ein echtes UFO gesehen, sondern auch Leichen von Außerirdischen.
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