Die Organisatoren um Al Gore, spätestens seit der Oscar-gekrönten Dokumentation "Eine unbequeme Wahrheit" ein Superstar in Sachen Klimawandel, und Popgrößen wie Madonna, Shakira und die Red Hot Chili Peppers wollen das Bewusstsein für Umweltschutz stärken und Druck auf die Politik machen.
Geldof vermisst Ziele
Doch schon im Vorfeld häuft sich die Kritik an dem Event. Live-8-Mastermind Bob Geldof vermisst etwa konkrete Ziele, und The-Who-Sänger Roger Daltrey wetterte jüngst: "Das Letzte, was dieser Planet braucht, ist ein Rockkonzert."
Damit brachte er die Sorgen vieler auf den Punkt, die meinen, dass ein Popevent, und sei es noch so groß, kaum zur Lösung des komplexen Klimaproblems beitragen wird können.
Organisator will Anstoß geben
Der Konzertproduzent Kevin Wall, der nach der Organisation von Live 8 vor zwei Jahren nun auch Live Earth in die Hand genommen hat, betont, dass es ihm und Gore nicht darum gehe. "Dieses Konzert ist nicht die Lösung, aber es wird hoffentlich weltweit den Anstoß dazu geben, dass viele Menschen selbst aktiv werden und in unser Lager kommen."
Mit Privatjets zum Klima-Event
Live Earth gibt sich - wie zuletzt etwa die Oscar-Gala, bei der Gore einen großen Auftritt hatte - als "grüner" Event. Man verwende bei den Konzerten nur erneuerbare Energiequellen wie Biodiesel, und die auftretenden Künstler würden mit besonders umweltfreundlichen Hybridautos transportiert.
Doch die engagierten Superstars werden es sich nicht nehmen lassen, für die Konzerte komfortabel in ihren Privatjets um die Welt zu reisen.
Den Eindruck, selbst ein riesiger Klimasünder zu sein, wollen die Organisatoren aber nicht gelten lassen: Man werde das durch Investitionen in saubere Energie und Umweltschutz abfedern. Nur eines der unterstützten Projekte steht aber bisher fest: In Mosambik sollen Bäume gepflanzt werden.
Besucher sollen Müll wieder mitnehmen
Konzertbesucher in Hamburg zahlen zudem automatisch einen 30-Cent-Aufschlag auf den Ticketpreis für die Verminderung von Treibhausgasemissionen. In London werden beim Konzert Burger in essbarer Verpackung aus Stärke verkauft, und in Sydney inkludiert die Konzertkarte die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Größter Müllberg in Rio
In Rio de Janeiro wird nicht nur die größte Publikumsmenge erwartet - eine Million Menschen -, sondern auch der größte Müllberg. Die Live-Earth-Organisatoren haben als Gegenmaßnahme 200 Müllsack-Verteiler angeheuert, die die Besucher dazu auffordern sollen, ihre Abfälle wieder mitzunehmen und zu Hause zu entsorgen.
Die Veranstaltung war in letzter Minute aus Sicherheits- wie auch aus Umweltschutzgründen von der Absage bedroht, dürfte nun aber doch stattfinden.
Das Live-Earth-Gelöbnis
Wer ein Live-Earth-Konzert an einem der neun Veranstaltungsorte weltweit besucht, wird außerdem dazu aufgefordert, ein "Gelöbnis" mit sieben Eckpunkten zu unterzeichnen.
Man werde sich persönlich dafür einsetzen, dass sein Staat die Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes bis 2050 um 90 Prozent zusichere, heißt es darin etwa, und man werde die Energie bei sich zu Hause, am Arbeitsplatz, in der Schule, bei der Ausübung seiner Religion und beim Verkehr effizienter nutzen.
Autokonzerne als Sponsoren
Verwunderlich ist in diesem Zusammenhang auch die Unmenge an Sponsoren und Werbepartnern der Veranstaltung. So sponsert der US-Autokonzern General Motors über seine Marke Chevrolet den Live-Earth-Online-Auftritt bei MSN, und das DaimlerChrysler-Produkt smart ist einer der offiziellen Partner der Organisatoren.
TV-Hinweis
Österreichische Musikfans können das Konzert im ORF verfolgen: Von 10.00 bis 4.00 Uhr gibt es in Sondersendungen die Highlights des Konzerts zu sehen, die in einen ORF-Klimatag eingebunden sind. Ein weiterer Höhepunkt ist die Ausstrahlung der Oscar-gekrönten Klimadoku "Eine unbequeme Wahrheit" - mehr dazu in themenschwerpunkt.ORF.at.
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