Gates entthront

Steigende Aktienkurse machen Slim zum reichsten Menschen der Welt.
Jetzt hat er es offenbar geschafft: Der mexikanische Großunternehmer Carlos Slim führt die Liste der reichsten Menschen der Welt an, wie das Finanzmagazin "Sentido Comun" am Dienstag berichtete.

Damit stößt der korpulente Telekom-Krösus den Microsoft-Gründer Bill Gates vom Thron - Slims Vermögen wird dem Bericht nach auf 67,8 Milliarden Dollar geschätzt, das von Gates auf 59,2 Milliarden.

Aktien stiegen gewaltig
Schon im April hatte das Wirtschaftsmagazin "Forbes" berichtet, dass Slim auf Platz zwei vorgerückt sei und seinem Rivalen Gates bald den Titel abjagen könnte.

Dem jüngsten Bericht zufolge wurde Slim vor allem deshalb an die Spitze der Reichsten der Welt katapultiert, weil sich die Aktien des von ihm kontrollierten Mobilfunkkonzerns America Movil zwischen März und Juni um 27 Prozent verteuerten. Von Slim selbst, aber auch von "Forbes" gab es zunächst keine Stellungnahme.

Slim hält nichts von Wohltätigkeit
Im Gegensatz zu Gates und dem Multimilliardär Warren Buffett, die über Stiftungen Milliarden für wohltätige Zwecke ausgeben, hält der 67-jährige Slim nichts von Spenden.

In einem Reuters-Interview formulierte er seine Philosophie jüngst so: Manager helfen mehr, indem sie Jobs und Wohlstand schaffen, als wenn "sie einen auf Weihnachtsmann machen", und er sei eben kein Weihnachtsmann.

Fassungslosigkeit und Neid
Nicht zuletzt wegen solch arrogant wirkender Aussagen ist Slim bei vielen Mexikanern in die Kritik geraten.

In einem Land, in dem mehr als 20 Millionen Menschen und damit rund ein Fünftel der Bevölkerung in Armut leben, wird teils mit Fassungslosigkeit, teils mit Neid auf das Milliardenvermögen geschaut, wie mexikanische Medienberichte zeigen.

"Typischer Selfmademan"
Sein offizieller Biograf Jose Martinez erklärt Slims Reichtum mit dessen Unternehmertalent und dem richtigen Riecher für lukrative Börseninvestitionen.

"Seine Geschichte ist die eines typischen Selfmademannes", schreibt Martinez. Zwar habe Slim bereits im Alter von 13 Jahren seinen Vater verloren, einen Einwanderer aus dem Libanon und in Mexiko erfolgreichen Immobilienspekulanten. "Aber er hat von ihm den Unternehmergeist geerbt."

Gute Verbindungen zu den Mächtigen
Und wohl auch den Sinn für richtige Kontakte: Denn als die mexikanische Regierung Anfang der 1990er Jahre den Staatsmonopolisten Telmex privatisierte, erhielt Slim mit seinen guten Verbindungen zu den Mächtigen im Lande den Zuschlag - für nicht einmal zwei Mrd. Dollar.

Der Telekom-Konzern wurde im April etwa mit mehr als 35 Mrd. Dollar an der Börse bewertet und genießt de facto weiterhin eine Monopolstellung.

Omnipräsent in Mexiko
Slim ist auch im Ausland tätig und will sein Telekom-Imperium erweitern. In Mexiko selbst hat das Unternehmensgeflecht von Slim inzwischen solche Ausmaße erreicht, dass man kaum einen Tag verbringen kann, ohne nicht weitere Pesos in die Tasche des Milliardärs zu schaufeln.

Umtriebig in verschiedenen Branchen
Neben der Telefon- und Mobilfunkbranche macht Slim auch in Supermärkten, Banken, Restaurants, Zigaretten, Kücheneinrichtungen und Bodenfliesen.

"Rechne nicht jeden Tag meinen Kontostand aus"
Und Slim scheint nicht müde geworden zu sein, auch wenn er inzwischen das Tagesgeschäft an seine drei Söhne und weitere Verwandte abgetreten hat.

Seinem Aufstieg im Reichsten-Ranking schenkt Slim nicht viel Beachtung. "Ich rechne nicht jeden Tag meinen Kontostand aus", sagte er trocken. Aufhören wolle er aber erst, wenn er "in den Sarg gelegt" werde oder sein Körper nicht mehr mitspiele.

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