Eröffnung in zwei Jahren

Die neue Gedenkstätte in Polen soll ein "Museum des Lebens" werden.
Mit einem Museum im Zentrum des früheren Warschauer Gettos will Polen an die jahrhundertelange Geschichte der Juden im Land erinnern. Das noch leere Grundstück der geplanten Erinnerungsstätte ist Teil dieser Geschichte: Nicht weit entfernt hielten die Züge zu den Vernichtungslagern, in denen zahllose Bewohner in den Tod fuhren.

Neben dem Museumsgelände steht das Denkmal des Getto-Auftstands gegen die Peiniger im Jahr 1943. Der polnische Präsident Lech Kaczynski und Vertreter der jüdischen Gemeinde führten diese Woche den Spatenstich durch.

Multimedia-Schauen geplant
"Das wird nicht einfach ein weiteres Holocaust-Museum", betonte der Präsident des Jüdischen Historischen Instituts in Polen, Marian Turski. "Es wird ein Museum des Lebens."

Mit Multimedia-Ausstellungen und Videoprojektionen soll vor allem an die jüdische Gemeinschaft erinnert werden, die sich trotz der Zeiten des Antisemitismus 1.000 Jahre lang in Polen entwickelt hatte.

Längst überfällig
Viele halten eine solche Stätte in Polen für überfällig. Bis zum Zweiten Weltkrieg bestand hier mit rund 3,3 Millionen Juden die größte jüdische Gemeinschaft Europas. Etwa zehn Prozent aller Polen waren Juden, viele bekannte Wissenschaftler, Schriftsteller und Denker wurden hier geprägt.

Heute leben nur noch rund 30.000 Juden im Land. Insgesamt sechs Millionen wurden in den nationalsozialistischen Vernichtungslagern wie Auschwitz und Treblinka getötet. Die Hälfte von ihnen waren Polen.

Wahrzeichen für die jüdische Kultur
Nach der Eröffnung in zwei Jahren soll das von den finnischen Architekten Rainer Mahlamaki und Ilmari Lahdelma entworfene Gebäude ein ähnliches Wahrzeichen für die jüdische Kultur sein, wie es die Jerusalemer Gedenkstätte Jad Vaschem, das Holocaust-Museum in Washington und das Mahnmal in Berlin sind.

Wie das von Moses geteilte Rote Meer soll auch das Warschauer Museum von einem Spalt durchzogen sein. Die in sanften Wellen geformte Inneneinrichtung soll dabei an die Wellen erinnern, die das jüdische Volk auf seiner Flucht aus Ägypten durchschritten haben soll.

Synagogendecke wird rekonstruiert
Für die Ausstellung ist etwa die Rekonstruktion der bemalten Decke einer Synagoge aus dem 18. Jahrhundert geplant.

"Wir möchten, dass sich unsere Besucher fühlen, als ob sie tatsächlich dort wären, und intuitiv den Reichtum des Innenlebens und die künstlerische Breite der jüdischen Polen im 18. Jahrhundert erfassen", sagte Barbara Kirshenblatt-Gimblett, die mit ihrem Team die Ausstellung entwickelt.

"Wie ein Theater"
In einem anderen Raum sollen eine typisch jüdische Straße aus den 1920er Jahren rekonstruiert und Bilder an die weißen Fassaden projiziert werden. "In vieler Hinsicht ist das eher wie ein Theater", sagte die Wissenschaftlerin.

Ziel sei es, das Spektrum der Beziehungen zwischen Polen und seinen Juden darzustellen, so Kirshenblatt-Gimblett. "Das Thema ist viel breiter und wir wollen, dass unsere Besucher diese Spannweite der wechselseitigen Beziehungen verstehen."

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