UNESCO bestätigt Umbenennung

"Nazi-deutsches Konzentrations- und Todeslager".
Polen hat vor der UNESCO am Donnerstag einen bedeutenden Erfolg errungen: Die Kulturorganisation der Vereinten Nationen hat einer Umbenennung des ehemaligen Vernichtungslagers in Auschwitz zugestimmt und dabei einen klaren Bezug zu Nazi-Deutschland hergestellt.

Auf der UNESCO-Welterbe-Liste werden die Gedenkstätten Auschwitz und Birkenau künftig "Nazi-deutsches Konzentrations- und Todeslager Auschwitz-Birkenau" heißen und nicht wie bisher nur "Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau".

Als "polnische Gaskammern" bezeichnet
Polen hatte seit über einem Jahr dafür gekämpft, die Gedenkstätte umzubenennen. Zur Begründung verwies die Regierung darauf, dass die häufige Bezeichnung als polnisches Lager das Land diffamiere, da sie eine Zusammenarbeit mit den deutschen Besatzern impliziere.

In ausländischen Medien war immer wieder vom "polnischen Konzentrationslager" und von "polnischen Gaskammern" geschrieben worden.

In Auschwitz waren während der Nazi-Herrschaft bis zu 1,5 Millionen Menschen getötet worden. Die meisten von ihnen waren Juden. Zugleich kamen fast drei Millionen nicht jüdische Polen durch Gräueltaten der Nationalsozialisten ums Leben.

"Sieg der historischen Wahrheit"
Polens Kulturminister Kazimierz Ujazdowski sprach schon am Mittwoch von einem "Sieg der historischen Wahrheit über die Lüge": "Niemand kann mehr straffrei von polnischen Vernichtungslagern sprechen."

Die Entscheidung der UNESCO erfülle ihn mit persönlicher Genugtuung, sagte Ujazdowski, dessen Großvater 1942 als politischer Häftling in Auschwitz ermordet wurde.

Zu früh verkündet
Fast wäre es zu einer ähnlichen Panne gekommen wie vor einem Jahr: Damals, bei der letzten Tagung des Welterbe-Komitees, verkündete Polen erstmals, dass die Umbenennung beschlossene Sache sei. Das stellte sich als Irrtum heraus: Die Entscheidung wurde auf heuer vertagt, da sich die Komiteemitglieder nicht einigen konnten.

Auch diesmal kolportierte Polens Kulturminister den neuen Namen einen Tag zu früh: Ein UNESCO-Sprecher konnte die Nachricht am Mittwoch dezidiert nicht bestätigen. Erst am Donnerstag teilte Roni Amelan vom Welterbe-Komitee mit, dass die Änderung nun durchgegangen sei.

Jüdische Verbände gegen Umbenennung
Die Rolle der Polen im Zusammenhang mit den Vernichtungslagern im Land ist ein sensibles und heftig diskutiertes Thema: Während sich die Polen selbst als Opfer sehen, verweisen jüdische Verbände darauf, dass Polen bei der Todesmaschinerie mitgeholfen hätten. Sie waren daher gegen eine Umbenennung des Vernichtungslagers.

David Peleg, der israelische Botschafter in Polen, wertete die Entscheidung jedoch als "Ausdruck der Wertschätzung für alle Opfer von Auschwitz-Birkenau". Er betonte, Israel und die Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem hätten die polnische Initiative von Anfang an unterstützt. "Jeder, der von Auschwitz-Birkenau als polnisches Lager spricht, verfälscht die Geschichte", sagte er.

Komitee tagt in Neuseeland
Das Welterbe-Komitee berät derzeit in Christchurch in Neuseeland über Neuzugänge und Änderungen auf der derzeit rund 830 Orte in 139 Ländern umfassenden Liste.

Neu hinzugekommen sind zuletzt etwa das Opernhaus in Sydney, das Gebiet um die japanische Iwami-Ginzan-Silbermine, die Festung der Stadt Nisa in Turkmenistan und die akut gefährdete archäologische Stadt Samarra im Irak. In den nächsten Tagen wird über die Aufnahme weiterer Natur- und Architekturstätten entscheiden.

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