Sportwagenbauer wird zur Europa-AG

Porsche-Holding als Basis für neue Beteiligungen?
Der Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche stellt die Weichen für seine Zukunft und strebt offenbar nach Höherem.

Um seinem durch den Einstieg beim Volkswagen-Konzern erhaltenen stärkerem Gewicht unter Deutschlands Autoherstellern gerecht zu werden, soll in einem ersten Schritt die Konzernstruktur umgebaut werden, wie die "Financial Times Deutschland" ("FTD") berichtet.

Demnach soll die Porsche AG künftig als Holding in Form einer Europäischen Aktiengesellschaft (Societas Europaea, kurz SE) firmieren, wobei Beobachter nicht ausschließen, dass die neue Struktur die Basis für weitere Beteiligungen sein könnte.

Neue Nutzfahrzeugsparte?
Den Gerüchten zufolge liebäugelt die künftige "Porsche Automobilholding SE" bereits mit einer eigenen Nutzfahrzeugsparte.

Demnach könnte VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech neben VW und Porsche auch einen neuen Nutzfahrzeugkonzern aus MAN, Scania und VW Nutzfahrzeugen einbringen, wie deutsche Medien kolportieren.

Umstrukturierung als Formsache
Da alle stimmberechtigten Porsche-Stammaktien von den zu die Umbauplänen stehenden Familien Porsche und Piech kontrolliert werden, gilt die am Dienstag anstehende Abstimmung über die neue Holdingstruktur als reine Formsache.

"Porsche bleibt Porsche"
Der Sportwagenbauer hatte die neue Struktur Ende März im Zuge der Aufstockung seines VW-Anteils auf mehr als 30 Prozent angekündigt.

Hauptziel sei es, die Verwaltung der VW-Beteiligung und das Sportwagengeschäft zu trennen, wodurch Porsche trotz des Engagements in Wolfsburg als eigenständige Sportwagenmarke erhalten bleiben solle. "Porsche bleibt Porsche", wie aus Konzernkreisen verlautete.

Start mit neuem Geschäftsjahr
Bereits mit dem Beginn des neuen Porsche-Geschäftsjahrs am 1. August soll das gesamte operative Geschäft auf die neue Tochtergesellschaft übergehen, die dann den bisherigen Konzernnamen "Dr. Ing. h. c. F. Porsche AG" annehmen soll.

Zwischen Holding und Tochter wurde ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag abgeschlossen, dem die Aktionäre im Juni ebenfalls zustimmen sollen.

Gewerkschaften skeptisch
Da in einer Europa-AG in der Regel nicht nur Arbeitnehmervertreter deutscher Standorte mitreden wollen, sondern Beschäftigte aus allen europäischen Unternehmensteilen, riefen die Porsche-Pläne bereits die Gewerkschaften auf den Plan.

Porsche wie laut dem Nachrichtenportal newscklick.de allerdings bereits die Befürchtungen zurück, dass Arbeitnehmerrechte - etwa durch eine Verkleinerung des Aufsichtsrates - beschnitten werden könnten.

Weitere VW-Beteiligung offen
Offen bleiben unterdessen die Pläne des Sportwagenbauers in Sachen Aufstockung der VW-Beteiligung.

Zwar hatte Porsche nach der Übernahme des 30-Prozent-Paketes am Wolfsburger Autokonzern pflichtgemäß allen VW-Aktionären ein Übernahmeangebot gemacht.

Da dieses aber unter dem aktuellen Börsenkurs lag, nahmen lediglich 0,06 Prozent der VW-Aktionäre das Angebot an. Porsche muss nun im Falle weiterer Zukäufe von VW-Aktien bis zum Erreichen der 50-Prozent-Schwelle keine Mitteilung darüber mehr machen.

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