In Venedig sind Polke-Arbeiten wieder einmal bei der Kunstbiennale zu sehen. Und das Wiener MUMOK zeigt jetzt die erste umfassende Polke-Retrospektive in Österreich mit 170 Arbeiten aus vier Jahrzehnten.
Tiefe liegt im Detail
Bekannt wurde der 1941 in Schlesien geborene Maler vor allem durch den von ihm mitbegründeten "Kapitalistischen Realismus" und seine ironischen Anspielungen auf die Pop-Art.
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©Bild: MUMOK |
Gummi-Dürer
Polke montierte etwa die Umrisse des weltbekannten Dürer-Hasen mit Gummibändern auf eine monochrome blaue Fläche. Ihn interessiere der "Wechsel von Erkennbarkeit und Nicht-Erkennbarkeit", sagte der Künstler einmal.
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©Bild: MUMOK |
Befehle von "höheren Wesen"
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©Bild: MUMOK |
Frech und hintergründig sind auch die Arbeiten auf Papier, von denen im MUMOK rund 110 zu sehen sind, etwa aus der Serie der Kartoffelgesichter "Mann mit Möhre" und "Frau mit Hund". Das Lachen bleibt dem Betrachter dabei manchmal im Hals stecken, etwa bei dem kleinen Blatt "Darf man Kinder auslachen?"
Drei Arten des Sammelns
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©Bild: MUMOK |
Burda ist seit vielen Jahren von dem Maler fasziniert und hat mit Arbeiten aus allen Schaffensperioden eine der bedeutendsten Polke-Sammlungen. Der schwäbische Unternehmer Josef Froehlich ist hingegen vorwiegend an frühen Werken interessiert, während der Kölner Arzt Reiner Speck eher den intellektuellen Zugang sucht.
Schröder vs. Köb
In Wien hat die Ausstellung wieder einmal zu Ärger in der Museumsszene geführt. "Wenn Köb die Polke-Retrospektive macht, gönne ich sie ihm, wiewohl die drei Sammlungen vorher versucht haben, die Ausstellung in die Albertina zu bekommen. Ich hatte nur nicht Zeit. Ich habe gesagt, Nein, sie sollen es dort haben", sagte Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder kürzlich in den "Salzburger Nachrichten".
Der angesprochene MUMOK-Direktor Edelbert Köb sagte in Ö1 dazu, er wolle die Debatte über inhaltliche Überschneidungen der Wiener Museen "nicht auf der Ebene persönlicher Kontroversen zwischen Direktoren führen".
Huemers "gute Ausstellung"
Parallel zur Polke-Schau sind im MUMOK 43 großformatige Malereien des österreichischen Künstlers Markus Huemer zu sehen. Der 1968 geborene, in Berlin lebende Künstler hat sich mit seinen Werken, die sich zwischen Medienkunst und Malerei positionieren, gleich auf drei Ebenen eingenistet.
Den Einfluss Polkes sieht man nicht zuletzt an den witzigen Titeln seiner 43 Arbeiten. Die Schau "Hätte auch wieder eine gute Ausstellung werden können ..." ist bis 16. September zu sehen.
Ausstellungshinweise
"Sigmar Polke. Eine Retrospektive", bis 7. Oktober; "Markus Huemer. Hätte auch wieder eine gute Ausstellung werden können ...", bis 16. September, MUMOK, täglich 10.00 bis 18.00 Uhr, donnerstags bis 21.00 Uhr.
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