Das Problem bei Bitumen sind die Lagerung und der Transport: In Industrieländern wird Bitumen generell warm von der Abfüllanlage an den Bestimmungsort gebracht. Auch bei der Lagerung setzt man auf erwärmte Flüssigtanks - was relativ energieaufwendig ist, weswegen Bitumen vor allem im Frühjahr und Sommer produziert wird, also zu jener Zeit, wo Straßen gemeinhin asphaltiert werden.
Probleme für Entwicklungsländer
In Entwicklungsländern, wo logistische Möglichkeiten für erwärmt zu führendes Bitumen fehlen, füllt man den schwarzen Stoff für den Straßenbau in Metallfässer.
Verwendet werden die vom Ölpreis bekannten 159-Liter-Fässer. Bitumenfässer sind nicht nur teuer, sondern auch schwer zu haben - und wenn man das Bitumen aus den Fässern aufgeschmolzen hat (was rückstandsfrei so gut wie unmöglich ist), entsteht eine Menge teuren Sondermülls. Gerade dort, wo Bitumen leicht verfügbar sein sollte, ist es am schwersten zu erhalten.
Suche nach besserer Transportmöglichkeit
Andreas Pörner, ehemaliger Sängerknabe, studierter Bauingenieur und Chef der gleichnamigen Pörner-Ingenieur-Gruppe, sah sich beim Anlagenbau 1999 in Burma genau mit dieser Problemstellung konfrontiert.
Eine Bitumenanlage sollte errichtet werden und das ganze Land mit Bitumen versorgen. Die Logistik für Flüssigbitumentransport von der Anlage weg war allerdings nicht vorhanden. Es mussten also Wege gefunden werden, den Asphalt billiger als in den klassischen Metallfässern an den Bestimmungsort zu bringen.
Für Pörner war die Lösung für das Problem der Transport von Bitumen in Plastiksäcken. Doch wie füllt man einen derart schwierigen Stoff in einen Plastiksack, der seinerseits bei großer Hitze leicht zergeht? Jahre gemeinsamer Forschung mit anderen Unternehmen gingen ins Land. Die Forschungsabteilung der OMV wurde ebenso eingespannt wie andere österreichische Firmen.
Die Lösung war ein Sack
Heraus kam am Ende ein Bitumensack, den man als BituBag patentieren ließ, und eine zugleich revolutionäre Technik: Pörner konnte ein Verfahren entwickeln, in dem Bitumen gleichmäßig und ohne enormen Energieaufwand abgekühlt werden kann.
"Bitumen ist nach Schokolade der am schwierigsten zu verarbeitende Stoff", erläuterte Pörner-Finanzchef Marcel Schuster gegenüber ORF.at. Bitumen muss gleichmäßig abgekühlt werden, um nicht zu verklumpen. Und wenn er eine Temperatur von 90 Grad erreicht hat, dann passt er in den doppellagigen Plastiksack.
Dieser Sack lässt sich relativ leicht lagern, in Containern stapeln und ebenso einfach auch an entlegene Orte bringen, wo Bitumen für Infrastrukturprojekte gebraucht wird.
Schneller und billiger
Wird Bitumen zum Anfertigen von Asphalt benötigt, so kann der 900 Kilo fassende Bitumensack einfach in eine Schmelzwanne gegeben werden, wo der Kunststoff schmilzt und das Bitumen übrig bleibt. Gerade für Entwicklungsländer bedeutet das eine enorme Kostenersparnis gegenüber dem Aufschmelzen von Metallfässern - ein Vorgang, der zudem recht langsam geht.
Weltweite Geschäfte geplant
Mittlerweile hat die Pörner-Gruppe eine eigene 75-Prozent-Tochter, die Bitumen Complete Solution, die an unterschiedlichen Standorten gerade Joint Ventures aufzieht.
So hat man etwa in Portugal einen Partner gefunden, mit dem man Bitumen in die Spezialsäcke füllt. Zielmarkt sind hier Afrika und Brasilien. Weitere Anlagen werden in Caracas und Singapur aufgebaut, wo man sowohl die Abfüllanlage als auch das Sacksystem errichtet - ohne selbst Bitumenhändler zu sein.
Auch Osteuropa sei im Fokus der Gruppe, so Schuster, der daran erinnert, dass es etwa in Rumänien viele Schotterstraßen gebe, wo Bitumen ohne großen logistischen Aufwand bereitgestellt werden muss. Möglich sind die Expansionspläne durch eine Kapitalaufstockung geworden. Private Equity (die oft verschrienen Heuschrecken) hat letztlich geholfen, in Österreich einige Dutzend Ingenieurs- und Technikerjobs zu schaffen.
Wir brauchen Ingenieure
"Das Hauptproblem", so Schuster, "ist, dass es eigentlich viel zu wenige Ingenieure auf dem Markt gibt. Man muss die Österreicher daran erinnern: Studiert wieder Ingenieurwissenschaften und nicht bloß Informatik."
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