Keine Molekularküche in Kassel

Nur 200 documenta-Besucher speisen kostenlos im "El Bulli".
Der spanische Starkoch Ferran Adria hat auf der Kasseler documenta noch vor der Eröffnung für Wirbel gesorgt. Adria wird trotz monatelanger Ankündigung nicht in den fünf Ausstellungsbauten vertreten sein.

"Jeder, der alle Tassen im Schrank hat, weiß, dass man ein Restaurant wie das 'El Bulli', das so kompliziert ist wie Gehirnchirurgie, nicht einfach nach Kassel transferieren kann", sagte Ausstellungsmacher Roger M. Buergel.

Adria werde in seinem Restaurant an der Costa Brava täglich zwei Gäste der documenta empfangen. Etwas anderes sei nie geplant gewesen.

Nur kurz in Kassel
Die Ankündigung, Adria als Künstler zur documenta einzuladen, hatte seit Monaten für Schlagzeilen gesorgt. Fragen, wie das Engagement des Spaniers aussehen könnte, waren die documenta-Macher stets ausgewichen.

Vor Wochen hatte Buergel Meldungen, Adria werde gar nicht kommen, als "Blödsinn" bezeichnet.
Nun stellte sich heraus, dass der Spanier nur wenige Tage während der Eröffnung in Kassel weilen wird, dann wird sein Restaurant zum "Außenstandort" der documenta erklärt. Jeden Tag werde Adria zwei Gäste der documenta empfangen, so Buergel.

Gäste werden willkürlich bestimmt
"Ich habe Ferran immer für das bewundert, was er aus einem Essen machen kann, nämlich ein Bild", sagte Buergel. Bei Kunst gehe es nicht um Objekte, sondern um ästhetische Erfahrung. "Und das beginnt mit Verstehensirritationen, einem Erlebnis der Andersheit." Er verstehe die Frustration der Besucher, "aber Frustration ist der unverzichtbare Bestandteil von Bildung".

Er persönlich werde "nach dem bewährten Modell der kuratorischen Willkür" bestimmen, wer die Menschen seien, die Adrias Gäste würden. Das würden Künstler sein, aber auch Besucher der Ausstellung, "die so aussehen, als ob sie es gerade brauchen". Bewerben könne man sich nicht: "Jeder, der mich auch nur anzusprechen wagt, hat schon verloren."

An den Grenzen der Kunst
Adria sagte, er sei über das Medienecho verwundert. Er habe 30 Einladungen zu Ausstellungen erhalten, 150 documenta-Künstler hätten mit ihm zusammenarbeiten wollen, er habe aber allen abgesagt. "Aber die hohe Küche hat es verdient, innerhalb der Pyramide der Kunst zu gelten."

Auch wenn ein Menü in seinem Restaurant 240 Euro koste, sei "El Bulli" kein Geschäft. "Jedes Dreisternhotelzimmer kostet mehr. Ich will nur Menschen treffen, die bereit sind, mit mir an die Grenzen der Kunst zu gehen."

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