Wien Schauplatz von Diplomaten-Krimi

Tauziehen um eine Bank könnte im Hintergrund der Affäre stehen.
Seit Tagen spielt sich in Wien ein diplomatischer Krimi ab, der sich immer mehr zuspitzt: Der Botschafter Kasachstans in Österreichs war am Wochenende von Präsident Nursultan Nasarbajew seines Amtes enthoben und zur Rückkehr in die Heimat aufgefordert worden.

Doch Botschafter Rachat Alijew verweigert die Rückkehr und hat sich in seiner Villa in Wien-Hietzing verschanzt. Das Pikante daran: Alijew ist der Schwiegersohn des Präsidenten und will nun angeblich in Österreich um politisches Asyl ansuchen.

Ministerium prüft Auslieferung
Alijew, einer der reichsten Männer des von Nasarbajews Clan beherrschten Landes, steht mittlerweile auf der Fahndungsliste der Interpol. Am Mittwoch traf beim Justizministerium ein Auslieferungsantrag ein, der nun geprüft wird.

Alijew weigert sich seit Tagen, seine schwer bewachte Villa, in der er sich mit mehreren engen Mitarbeitern verschanzt haben soll, zu verlassen. Eine Rückkehr in seine Heimat würde seinen Tod bedeuten, befürchtet Alijew, der mit Nasarbajews Tochter Dariga verheiratet ist.

In Entführung verwickelt?
Kasachstans Machthaber Nasarbajew wirft seinem Schwiegersohn vor, in die angebliche Entführung zweier hochrangiger Bankmanager verwickelt zu sein. Der Vorwurf lautet demnach unter anderem auf Erpressung, Dokumentenfälschung und Menschenraub.

Alijew bestreitet alle Vorwürfe vehement. Bereits vor mehreren Wochen ließ er per Aussendung entsprechende Presseberichte als "gezielte Diffamierungsaktion" dementieren. Er vermutet seinerseits vielmehr eine politische Intrige. Er habe zu deutliche Ambitionen auf das Präsidentenamt gezeigt. Nasarbajew soll seine Tochter Dariga nach Wien entsandt haben, damit sie ihren Mann zur Rückkehr bewegt.

Erst vor wenigen Tagen hob das Parlament in Astana die Amtszeitbegrenzung für den Präsidenten auf und ermöglichte damit den Verbleib Nasarbajews im Amt.

Opposition: Krimineller Hintergrund
Der SPÖ-Europaabgeordnete Hannes Swoboda hält sich derzeit in Kasachstan auf. In einer Aussendung betonte Swoboda, dass ihm auch regierungskritische Medienvertreter bestätigt hätten, dass es sich in der Causa um "kriminelle Machenschaften" handle.

Alijew Besitzer der Nurbank
Alijew hält die Mehrheit an der Nurbank, und zwei Nurbank-Manager sollen entführt worden sein. Möglicherweise ist es kein Zufall, dass Alijew vor wenigen Monaten - bereits zum zweiten Mal - Botschafter in Österreich wurde.

Österreich-Connection?
Denn laut "Format" gibt es in der Causa eine zweite Österreich-Tangente: Die von Alijew kontrollierte Nurbank soll noch heuer verkauft werden. Interesse an dem siebentgrößten Kreditinstitut Kasachstans sollen demnach die BA-CA und Raiffeisen haben.

Wie "Format" weiter berichtet, war der frühere Nationalbank-Direktor Adolf Wala als Berater Alijews tätig. Seit August 2005 sei Wala Aufsichtsratschef der A. V. Maximus Holding AG in Wien gewesen, die Alijews Auslandsgeschäfte abgewickelt habe. Zuletzt habe er sich beim Verkauf der Nurbank engagiert. Laut Alijew sei die Veräußerung seit mehreren Jahren geplant, berichtet das "Format" weiter.

Auslieferung möglich
Laut Justizministerium betrifft das Auslieferungsansuchen Alijew und sechs weitere Personen. Die Staatsanwaltschaft muss nun prüfen, ob Auslieferungshaft gegen sie verhängt wird. Ein Auslieferungsabkommen mit Kasachstan gibt es zwar nicht, theoretisch wäre eine Auslieferung aber trotzdem möglich.

Mächtige Präsidententochter
Der Geschäftsmann Alijew, der mit der Präsidententochter Dariga verheiratet ist, war schon früher Botschafter seines Landes in Österreich. Erst vor wenigen Monaten musste der kasachische Botschafter Doulat Kuanyschew den Posten räumen, um dem Nasarbajew-Schwiegersohn Platz zu machen.

Dariga Nasarbajewa ist nicht nur Vorsitzende einer eigenen Partei, sondern auch die Chefin des größten kasachischen Medienkonzerns. Ihre Asar-Partei wurde laut Experten als Quasi-Oppositionspartei gegründet, gehört aber zum Machtblock ihres Vaters und unterscheidet sich nicht wirklich von dessen Otan-Partei.

Links: