Ein Serienkiller und seine Jäger

David Fincher verfilmte die Suche nach dem Zodiac-Killer.
Seine Fans haben lange warten müssen: Fünf Jahre hat es gedauert, bis der US-Kultregisseur David Fincher nach dem zwiespältig aufgenommenen Genrethriller "Panic Room" einen neuen Film fertig stellte.

In "Zodiac - Die Spur des Killers" widmet sich Fincher einem Kriminalfall, der die USA seit fast vier Jahrzehnten beschäftigt.

Nie gefasst
Mit brutalen Morden und unheimlichen Drohungen versetzte ein Serienkiller ab 1968 San Francisco und den Norden Kaliforniens jahrelang in Angst und Schrecken. Der nie gefasste Mörder, der sich Zodiac nannte, brachte mindestens fünf Menschen um, vielleicht waren es auch 37 Opfer, wie der Killer einmal protzte.

Er schickte verschlüsselte Botschaften wie "I like killing people because it is so much fun" und blutbefleckte Stofffetzen in das Zeitungsbüro des "San Francisco Chronicle". Er stach mit Messern auf seine Opfer ein oder streckte sie mit Pistolensalven nieder. Immer konnte er der Polizei entkommen.

Blutige erste Tat
"Zodiac" - noch vor wenigen Tagen in Cannes im Wettbewerb und ab Freitag in Österreich zu sehen - führt die Zuschauer gleich am ersten Tatort mitten in das Blutbad hinein. Kaum hat es sich ein junges Liebespaar im Auto auf einem einsamen Parkplatz bequem gemacht, schlägt der Killer zu.

Vom Thriller-Experten Fincher hätte man nichts anderes erwartet. Mit seinem bösen Psychoschocker "Se7en" über rätselhafte Morde mit den sieben Todsünden als Vorlage prägte er 1995 das Genre des Serienkillerfilms maßgeblich.

Weltfremder Spurensucher
Doch im Verlauf von "Zodiac", von der Presse fast durchwegs als reifster Film Finchers gelobt, geht der Regisseur einen anderen Weg. Er jagt nur scheinbar dem Killer nach und heftet sich vielmehr an die Fersen der Personen, die mit Ehrgeiz und Besessenheit den Mörder fassen wollten.

Die Polizei von San Francisco schickte ihren Topdetektiv David Toschi, im Film gespielt von Mark Ruffalo, ins Feld. Der "Chronicle" setzte den trinklustigen Starreporter Paul Avery (Robert Downey Jr.) auf die Sensationsgeschichte an.

Doch als fanatischster Spurensucher entpuppte sich Robert Graysmith (Jake Gyllenhaal), der eher weltfremde Karikaturist der Zeitung, der sich mit Haut und Haaren dem Fall verschrieb.

Ermittlungen auf eigene Faust
Graysmith, heute 64, brachte ab 1986 mehrere Bücher über die Zodiac-Morde heraus, die zu Beststellern wurden. Sie waren auch die Vorlage für Finchers Verfilmung.

Der Ex-Karikaturist hatte in dem Fall auf eigene Faust besessen weiterermittelt, als die Morde von der Polizei längst als "ungelöst" abgelegt worden und die Liste der zeitweise 2.500 Tatverdächtigen vergilbt war.

"Meine Wohnung in San Francisco ist heute noch mit Kisten voll Tonbändern, Polizeiakten und Verdachtsmaterial zugestellt", sagt Graysmith.

Vorbild für "Dirty Harry" und "Bullitt"
Finchers Film funktioniert auf vielen Ebenen: als kriminalistisches Puzzle, als Psychogramm von Jägern und Gejagten, als verblüffend authentisch wirkender 70er-Jahre-"Kostümfilm" mit Cordjacken, Schlaghosen und Koteletten und nicht zuletzt als filmhistorischer Rückblick.

Eine Art Verfilmung des Falls gab es nämlich schon 1971: Don Siegels Kultfilm "Dirty Harry" mit Clint Eastwood basiert ganz offensichtlich auf den Zodiac-Morden. Im Film nennt sich der Killer allerdings Scorpio und wird am Ende vom toughen Cop "Dirty" Harry Callahan gestellt.

Der echte Chefermittler David Toschi war nicht nur das Vorbild für Eastwoods Paraderolle, sondern auch für den Polizisten Frank Bullitt im gleichnamigen Actionfilm mit Steve McQueen.

Zodiac mal vier
Der Zodiac-Fall liefert derzeit nicht nur David Fincher Stoff: Ein Low-Budget-Streifen namens "The Zodiac" lief in den USA im Vorjahr an, und das Serienmörderthema kommt hier zu Lande sogar ins Fernsehen: in einer neuen, vom ORF und Sat.1 produzierten Miniserie namens "Zodiak", die wiederum auf dem französischen Straßenfeger "Zodiaque" aus dem Jahr 2004 basiert.

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