Was Sowinska jetzt "bemerkt" haben will, ließ Falwell mit genau gleichem Wortlaut bereits 1999 über das ihm nahe stehende "National Liberty Journal" verbreiten. Schon damals hieß es, dass Tinky Winky als "normaler" Bub doch keine Handtasche tragen würde.
Was lilafarbene Dreiecke sagen wollen
Was nun von einer polnischen Regierungspartei zur Staatsaffäre gemacht wird, hat damals allerdings selbst unter konservativen Christen für belustigtes Kopfschütteln gesorgt - war doch Falwells Argumentation an hanebüchener Kaffeesudleserei nicht zu überbieten.
Neben der Handtasche hatte sich Tinky Winky nach Falwells Dafürhalten auch durch die "typisch homosexuelle" Farbe Lila und die dreieckige Antenne auf seinem Kopf "geoutet". In Letzterer erblickte Falwell ein "Gay Pride"-Symbol.
Eine Saison lang hatte Falwell Recht
Damals bewirkte Falwell mit seinen Äußerungen genau das Gegenteil des Gewünschten: Denn um sich über Falwells Verschwörungstheorien lustig zu machen, stilisierten Homosexuellen-Vereinigungen die zuvor einfach irrelevante TV-Figur justament zur Schwulen-Ikone.
Eine Saison lang war Tinky Winky somit tatsächlich der Ruhm als Gay-Pride-Ikone vergönnt: In New Yorker Schwulenclubs waren etwa Teletubby-Videos der letzte Schrei und auch auf Demos gegen die Diskriminierung Homosexueller wurde er plötzlich zur Leitfigur.
Ein Prediger macht Präsidenten
Wie für die Aussagen der polnischen Abgeordneten Sowinka heute galt auch schon damals für Falwell: Seine Argumentation mochte lächerlich sein, der ganze Fall jedoch alles andere als lustig. Falwells Bewegung gibt einem Gutteil der US-Bürger die Meinung vor.
Der Baptisten-Pfarrer hatte als TV-Prediger mit Millionenpublikum in den 80er Jahren der religiösen Rechten zum Aufstieg verholfen und sie zu einem politischen Faktor gemacht, dessen Einfluss in der Wahl von George W. Bush zum US-Präsidenten gipfelte.
Kuschen als göttliches Gebot
Falwells Leitspruch war, dass "Christen so wie Soldaten und Sklaven keine Fragen zu stellen" hätten. Sein Corps betrieb die Registrierung von Millionen konservativer Wähler und sammelte große Summen an Wahlkampfspenden für ihm genehme Kandidaten.
Die Republikaner gingen erst ein wenig auf Distanz, als er Schwulen und Liberalen die Schuld an "9/11" gab. Jedoch reagierte auch das Weiße Haus sofort mit einer offiziellen Kondolenzbotschaft, als der Prediger heuer am 17. Mai verstarb.
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