Letzte große Schau 2005 in Berlin

Nach langem Nervenleiden gestorben.
Der Maler und Kunstprofessor Jörg Immendorff ist am Montag im Alter von 61 Jahren in seinem Haus in Düsseldorf gestorben. Das teilten seine Ehefrau Oda Jaune-Immendorff und sein ihn behandelnder Neurologe Thomas Meyer in Düsseldorf mit.

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Immendorff litt seit Jahren an der unheilbaren Nervenkrankheit ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) und wurde an der Charite in Berlin behandelt. Der dortige Spezialist Meyer sagte, in den Morgenstunden sei ein plötzlicher Herzstillstand eingetreten.

International renommiert
Immendorff, am 14. Juni 1945 im niedersächsischen Bleckede geboren, zählte zu den bekanntesten Malern im Nachkriegsdeutschland. Insbesondere mit dem Bilderzyklus "Cafe Deutschland" aus den späten 70er Jahren, in dem er die Teilung des Landes anprangerte, eroberte sich der ehemalige Maoist einen Platz in der jüngeren Kunstgeschichte.

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Auf der Rangliste der 100 bedeutendsten Künstler im "Kunstkompass" des Wirtschaftsmagazins "Capital" konnte sich der Schüler von Joseph Beuys im Jahr 2005 ungeachtet des Kokainskandals um zehn Plätze ins Mittelfeld vorschieben. Zuletzt war im Winter 2005 eine international beachtete Ausstellung Immendorffs in Berlin gezeigt worden.

Anerkennung zuerst im Ausland
Der den damaligen "Jungen Wilden" zugerechnete Immendorff fand allerdings zunächst im Ausland mehr künstlerische Anerkennung als in der Bundesrepublik. Während er als Maler, Grafiker und Bildhauer in den 80er Jahren bei Gastprofessuren unter anderem in Stockholm, Zürich und Trondheim hohe Wertschätzung erfuhr, widmete ihm sein Heimatland erst 1996 eine erste große Werkschau im Kunstmuseum Wolfsburg.

Ein Jahr später wurde Immendorff mit dem höchstdotierten Kunstpreis der Welt geehrt, dem vom Museum im mexikanischen Monterrey verliehenen Marco-Preis.

Damals war der frühere KPD-Aktivist längst auch gesellschaftlich aufgestiegen - in der High Society war Immendorff, der seit 1996 an der Düsseldorfer Kunstakademie lehrte, ein begehrter Gast.

Offener Umgang mit Krankheit
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Mit seiner Krankheit ging Immendorff in den letzten Jahren ganz offen um. Er stiftete Geld für ein Forschungsstipendium an der Berliner Charite zum Kampf gegen ALS und bekannte sich öffentlich zu seinen "Angstschüben" angesichts eines qualvollen Endes.

ALS ist eine degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems, die im Verlauf weniger Jahre zu einer fortschreitenden Lähmung des gesamten Körpers führt.

Im März 2005 machte Immendorff Schlagzeilen, als er sich in China im Kampf gegen seine Krankheit Zellen von abgetriebenen Föten ins Gehirn spritzen ließ. Er überlebte die umstrittene Therapie nur um gut zwei Jahre.

Plakate für Salzburger Festspiele
In Österreich hatte Immendorff unter anderem einmal in den 90er Jahren für die Plakate der Salzburger Festspiele verantwortlich gezeichnet.

Zur Eröffnung der Sammlung Essl 1999 malte er zudem das Bild "In meinem Salon ist Österreich", das das Sammlerehepaar Agnes und Karlheinz Essl im Kreis österreichischer Künstler zeigt.

Skandal um Sex- und Drogenpartys
Für Aufsehen hatte Immendorf wenige Jahre vor seinem Tod wegen von ihm veranstalteter Sex- und Drogenpartys gesorgt. Der Kunstprofessor wurde daraufhin wegen Kokainbesitzes 2004 zu einer Freiheitsstrafe von elf Monaten auf Bewährung verurteilt.

Immendorff: "Lebensgier"
Immendorff hatte gestanden, 27 Mal zwischen 2001 und 2003 Prostituierte zu Sexpartys in ein Düsseldorfer Luxushotel bestellt und dabei stets Kokain geschnupft zu haben.

Er habe die Drogen aber nie jemandem angeboten, beteuerte Immendorff vor Gericht. Er habe die Drogen aus "Lebensgier" genommen, um sich von seiner Krankheit abzulenken.

"Werde Jörg Immendorff sehr vermissen"
Nach Worten des früheren Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD) bedeutet der Tod des Malers einen großen Verlust für die Kunstwelt. "Mit Jörg Immendorff verlieren wir einen der größten Maler Deutschlands, der international hoch geachtet war", so Schröder. "Ich werde Jörg Immendorff, der mir zum Freund wurde, sehr vermissen."

Laut dem deutschen Kulturministers Bernd Neumann (CDU) zählte Immendorff seit den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu den wenigen deutschen Künstlern, denen es gelungen sei, der jungen deutschen Kunst wieder internationalen Ruf zu verschaffen. Als Beuys-Schüler habe er dessen Arbeit zur deutschen Frage weitergeführt und ihr damit bedeutende, international beachtete Impulse gegeben, sagte Neumann.

Auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) würdigte Immendorf und betonte, dessen Werk werde auch "über seinen Tod hinaus bleiben und Wirkung entfalten".

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