Delons Abschied von Romy

Nach der Trennung von Delon war Schneiders Absturz unaufhaltbar.
Romy Schneiders Trennung von "ihrem" Alain Delon hat für sie 1963 einen neuen Lebensabschnitt eingeläutet.

Tief betroffen berichtete sie später über Delons lapidare Abschiedsnotiz: "Da stand ein Rosenstrauß, daneben lag ein Zettel, da stand drauf: 'Ich bin mit Nathalie nach Mexiko, alles Gute, Alain.'"

"Ich lasse Dir mein Herz"
Ein Schlagzeilengewitter folgte. Der "Spiegel" vermeldete damals: "Nach vier Jahren, acht Monaten, vierundzwanzig Tagen endete die turbulenteste und am heftigsten publizierte Brautzeit der Jahrhundertmitte mit einem Ferngespräch."

Er soll zu ihr gesagt haben: "Die Vernunft zwingt mich, Dir adieu zu sagen. Wir haben unsere Ehe gelebt, bevor wir heirateten. Unser Metier würde ihr jede Überlebenschance nehmen ... Ich gebe Dir die Freiheit zurück und lasse Dir für alle Zeiten mein Herz."

"Verbraucht, verloren, geschunden"
Schneider war am Ende ihrer Kräfte angelangt: "Ich gebe zu, dass ich Monate sehr gelitten habe, warum sollte ich mich deshalb schämen. Unser Beruf hat mehr zu unserer Trennung beigetragen, als Alain wahrhaben will. Nach der Liebe mit Alain war ich verbraucht, verloren, geschunden."

Sie nahm zwar immer mehr Beruhigungspillen und trank, gönnte sich aber dennoch keine Pause. Manisch wurde Film für Film abgespult.

©Bild: IMAGNO/Ullstein
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Zahllose Affären
Romy Schneider lebte in den folgenden Jahren in jeder Hinsicht zügellos und exzessiv. Ohne Zahl sind die überlieferten Affären mit allem, was Rang und Namen in der Filmszene hatte.

Alain Delon war ihr während dieser Zeit zu einem wichtigen Freund in allen Belangen geworden. Über viele Jahre hinweg war er ihr einziger wirklich Vertrauter. Er blieb es auch nach Schneiders Heirat 1966 mit dem Schauspieler und Theaterregisseur Harry Meyen und nach der Geburt ihres geliebten Sohnes David im selben Jahr.

©Bild: IMAGNO/Ullstein
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Wieder "prickelnde Erotik" - mit Delon
Schon bald hatte Schneider das Gefühl, nur noch den Kinderwagen durch die Gegend zu schieben. "Nach einer Weile spürte ich, dass ich mein wahres Ich unterdrückte. Als Alain mir 1968 am Telefon anbot, als seine Partnerin in dem Krimi 'Der Swimmingpool' mitzuwirken, griff ich deshalb mit beiden Händen zu."

©Bild: IMAGNO/Ullstein
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"Der Swimmingpool" an der Seite des früheren Geliebten wurde als Film von "prickelnder Erotik" beschrieben, die er "vor allem dem südfranzösischen Schauplatz verdankt, in dessen gleißendem Licht sich Schneider und Delon lasziv räkelten".

"Ich küsse ihn, wie jeden anderen auch"
Sie sagte dazu: "Dass alles nun gespannt guckt, weil Alain und ich früher zusammen waren, das hab ich mir gedacht, aber daran gewöhnt man sich. Wir passen für die Rollen in dem Film. Und sonst, ich küsse ihn, wie ich jeden anderen Schauspieler auch küssen würde."

Der Film war auch ein durchschlagender kommerzieller Erfolg. Während der 70er Jahre war Schneider ohne Zweifel die erfolgreichste Schauspielerin Frankreichs.

Sie drehte an der Seite von Kollegen wie Michel Piccoli und Yves Montand. Für die Filme "Nachtblende" und "Eine einfache Geschichte" erhielt sie den Filmpreis Cesar.

"Ich bin wohl recht unlebbar"
Parallel dazu setzte sich Schneiders persönlicher Verfall fort - und ihre letzten Lebensjahre waren von Katastrophen überschattet. Nach der ersten Ehe mit Meyen scheiterte auch die zweite Ehe mit Daniel Biasini, mit dem sie die Tochter Sarah hatte.

Aus dieser Zeit ist ihr Ausspruch überliefert: "Ich bin wohl recht unlebbar für mich selbst - und schon gar für andere." Meyen nahm sich 1979 das Leben. Im Mai 1981 musste sich Schneider nach jahrzehntelangem Tablettenkonsum eine Niere entfernen lassen.

©Bild: IMAGNO/Ullstein
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Der Tod des geliebten Sohnes
Danach ging es Schlag auf Schlag. Es folgte das wohl größte Drama in Romy Schneiders Leben: Ihr vierzehnjähriger Sohn David wollte über einen Zaun klettern, blieb in den Metallspitzen hängen und verblutete vor den Augen seiner Mutter.

Von diesem Schicksalsschlag sollte sie sich nicht wieder erholen. Es begann "das lange Sterben der Romy Schneider", wie "Paris Match" schrieb. Wenige Monate nach dem Tod ihres Sohnes, am 29. Mai 1982, starb die Schauspielerin im Alter von 43 Jahren an "Herzversagen", wie es lapidar hieß.

"Ruhe Dich aus. Ich liebe Dich."
Delon war geschockt: "Keiner von uns, nicht einmal ihr Arzt, konnte das voraussehen. Man kann von ihrer schlechten Gesundheit sprechen, von einer Krise. In Wirklichkeit ist Romy an gebrochenem Herzen gestorben. Ihr Sterben begann mit dem Tod von David."

In einem Abschiedsbrief, der in "Paris Match" veröffentlicht wurde, schrieb Delon: "Mein Püppchen, ich schau Dich immer wieder an, immer wieder. Ich will Dich mit meinen Blicken verschlingen und Dir immer wieder sagen, dass Du nie so schön und ruhig warst. Ruhe Dich aus. Ich bin da. Ich habe von Dir ein wenig Deutsch gelernt. Die Worte: Ich liebe Dich. Je t'aime. Je t'aime, mein Püppchen."

Simon Hadler, ORF.at

Buchhinweis
Johannes Thiele: Romy. Ihre Filme. Ihr Leben. Ihre Seele. Christian Brandstätter Verlag, 320 Seiten, 49,90 Euro.

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