"Es gibt keine verschwundenen Millionen. Ich hab's mir nicht eingesteckt, sonst hat sich's niemand eingesteckt", beteuerte Flöttl am Freitag vor dem Banken-U-Ausschuss.
"Das Geld ist verloren worden." Zur genauen Höhe der Verluste, die er als Portfolio-Manager insgesamt zu verantworten habe, wollte Flöttl nichts sagen. Das sei Gegenstand des Strafverfahrens.
"Vorstand war informiert"
Von den Verlusten der BAWAG sei der gesamte Vorstand sicher informiert gewesen, "weil ich mit allen gesprochen habe", sagte Flöttl. Von einer "Bank in der Bank" rund um Ex-BAWAG-General Helmut Elsner habe er nichts gemerkt, der Vorstand habe die Bank geführt.
Auch der Präsident des BAWAG-Aufsichtsrats, Ex-ÖGB-Finanzreferent Günter Weninger, habe wohl von den Verlusten gewusst, weil er sich die von ihm, Flöttl, an die BAWAG übertragene Kunstsammlung von etwa 70 bis 80 Bildern in Zürich angeschaut habe, so Flöttl. Ex-ÖGB-Chef Fritz Verzetnitsch habe er jedoch nicht gesehen.
Kunstsammlung "abgenötigt"
Die BAWAG habe ihm nach den Verlusten seine "wertvolle Kunstsammlung" im Wert von rund 240 Mio. Dollar "abgenötigt", auch Liegenschaften im Wert von 30 bis 40 Mio. Dollar seien an die BAWAG übertragen worden.
"Lugurkunde" wurde "abgepresst"
Mittellos sei er aber nicht, so Flöttl. Eine Erklärung, die er auf Wunsch der BAWAG unterschrieben habe und wo seine Mittellosigkeit festgehalten sei, stimme nämlich nicht. "Das ist eine Lugurkunde, die ist mir abgepresst worden."
Worin das Druckmittel Elsners ihm gegenüber bestanden habe, wollte er unter Verweis auf das anhängige Strafverfahren nicht sagen.
"An Stiftungen überwiesen"
Auf Anweisung des früheren BAWAG-Vorstands Peter Nakowitz habe er mehrere Überweisungen getätigt, meist an drei Stiftungen in Liechtenstein, sagte Flöttl.
Als er einmal eine Überweisung an eine ihm unbekannte Firma in Zypern machen sollte und das aus Sorge um Konsequenzen in den USA verweigerte, habe Nakowitz angeordnet, 300.000 Dollar an die Galonia in Wien zu überweisen.
Auf seine Nachfrage habe Nakowitz nur gesagt: "Die BAWAG hat auch eine politische Funktion." "Sie haben nicht gewusst, dass das eine Stiftung im Einfluss des Mag. Schlaff ist?" fragte der grüne Abgeordnete Werner Kogler. Nein, er habe Martin Schlaff auch nicht besonders gut gekannt, so Flöttl. Elsner habe einmal von den Erfolgen Schlaffs gesprochen.
"Einzige Überweisung an Meinl Bank"
Angesprochen auf die Meinl Bank sagte Flöttl, dass die BAWAG ein einziges Mal Gelder an die Meinl Bank überwiesen habe, nämlich 1998 zur Rückzahlung von von Flöttl aufgenommenen Krediten, um einen Skandal über die eingetretenen Verluste zu vermeiden.
"Nur Small Talk" mit Grasser
Auf Einladung von Bankier Julius Meinl habe er mit seiner Frau im August 2005 auf Meinls Yacht in der Adria ein paar Tage verbracht. Weitere Gäste seien der damalige Finanzminister Karl-Heinz Grasser und dessen damalige Verlobte und nunmehrige Ehefrau Fiona Swarovski sowie eine Kolumnistin der Tageszeitung "Der Standard", Antonella Mei-Pochtler, mit ihrem Ehemann gewesen.
Mit Grasser habe er "nur Small Talk" geführt, außerdem sei Grasser sehr sportlich gewesen und oft vom Boot weggeschwommen und noch dazu frisch verliebt gewesen.
"Refco-Geschäfte nicht eingefädelt"
Die Geschäfte der BAWAG mit dem US-Brokerhaus Refco, im Zuge dessen Insolvenz die BAWAG-Spekulationsverluste bekannt wurden, habe er nicht eingefädelt, sagte Flöttl weiter.
Er habe mit seiner Gesellschaft Ross Capital mit Refco Geschäfte gemacht, und die BAWAG habe unabhängig davon auch Geschäfte mit Refco gemacht.
Über Westenthaler: "Kenne ihn nicht"
Sein letzter Kontakt mit Elsner sei im November vergangenen Jahres gewesen, fügte Flöttl hinzu. Später korrigierte er diese Angabe aber wieder, Elsner habe ihn zuletzt im März 2006 mitten in der Nacht angerufen, weil er sich über einen Zeitungsbericht aufgeregt habe. Seitdem habe er keinen Kontakt mit Elsner mehr gehabt.
Mit BZÖ-Obmann Peter Westenthaler habe er nie Kontakt gehabt, sagte Flöttl weiter. "Ich habe Westenthaler niemals getroffen, ich kenne ihn nicht." Ex-Justizministerin Karin Gastinger hatte vor dem U-Ausschuss über einen "sehr, sehr vorsichtigen Versuch" der Intervention durch Westenthaler für Flöttl berichtet.
Laut Gastingers Pressesprecher Christoph Pöchinger soll der BZÖ-Chef versucht haben zu erreichen, dass Flöttl alleine angeklagt wird. Westenthaler hatte das dementiert.
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