Es geht um die CSU, jene Partei, die in Deutschland, egal ob beim Unterhaltsrecht oder bei der Kindererziehung, nicht müde wird, die besondere Bedeutung der Ehe zu betonen; und die gerade bei den Koalitionsrunden, so als säße der Augsburger Bischof Walter Mixa am Steuer, bei liberaleren Betreuungsregeln (Stichwort: Kinderkrippen) auf der Bremse steht.
Zuerst Seehofer, dann Söder
Schönheitsfehler bei der CSU: Spitzenpolitiker der Partei halten sich selbst mitunter so gar nicht an die moralischen Vorgaben der Parteilinie.
Nach Landwirtschaftsminister Seehofer, der demnächst mit seiner Freundin ein Kind erwartet, wurde diese Woche bekannt, dass CSU-Generalsekretär Markus Söder Vater eines unehelichen Kindes ist. Die "Bunte", nicht gerade bekannt dafür, ein linkes Revolverblatt zu sein, hat den Fall diese Woche aufgedeckt.
Söder sei Vater der achtjährigen Gloria Sophie, die aus einer Beziehung mit der 39-jährigen Ulrike B., einer Medienkauffrau und CSU-Wählerin aus Nürnberg, stamme. Söder und die Frau hatten einander in einem Solarium kennen gelernt.
"Allein erziehen kein Lebensplan"
Gegenüber der Bunten sagt die Mutter nun: "Mein Lebensplan war nicht, allein erziehende Mutter zu sein. Ich hätte mich auch gern im Job weiterentwickelt und Karriere gemacht. Oder aber ein zweites Kind bekommen und eine richtige Familie gegründet. Markus konnte Karriere machen und sich gleichzeitig um seine Familienplanung kümmern. Was aber nur möglich war, weil seine Frau ihm mit den Kindern komplett den Rücken freihält."
Die "Süddeutsche" zitiert die Frau mit den Worten: "Das ganze Gerede der CSU über ihre Familien- und Kinderpolitik ist unerträglich. Allein erziehende Mütter, die für ihre Existenz arbeiten müssen, existieren für die CSU gar nicht."
Parteiintern bekannte Tatsache
Dass die Enthüllungen über Söder nun kommen, verwundert Beobachter nicht. In der Partei sei Söders uneheliches Kind, das noch aus der Zeit vor seiner Ehe mit seiner jetzigen Frau stammt, bekannt gewesen.
Doch Söder wird wohl seinen Job als Generalsekretär der Partei verlieren - die Enthüllung könnte diesen Prozess beschleunigen. Bei der momentanen Debatte über die Finanzierung der Kinderbetreuung in Deutschland kommt für Noch-Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) die Enthüllung zur Unzeit.
Obwohl Stoiber nur zu gut weiß, wie es war, als sein Stern zu steigen begann: Seinen Aufstieg verdankt er nicht zuletzt dem Verhältnis, das der damalige CSU-Chef Theo Waigel mit Ex-Skirennläuferin Irene Epple hatte. Allerdings: Waigel ließ sich scheiden und heiratete Epple. Doch eine zweite Ehe ist in der CSU einer Karriere auch nicht gerade förderlich.
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