Firma relativiert Profit

Unterschiedliche Angaben zur Größenordnung der Gegengeschäfte.
Aufregung gibt es über einen Zeitungsbericht zu den Eurofighter-Gegengeschäften. Der steirische Luftfahrt- und Rennsportausrüster Pankl Racing Systems bestätigte am Montag nun doch, "einige kleine Gegengeschäfte" im Zusammenhang mit dem Eurofighter-Kauf getätigt zu haben - allerdings in deutlich geringerem Ausmaß als ursprünglich angenommen.

Stefan Pierer, Chef des Pankl-Mehrheitseigentümers KTM, hatte zuletzt gesagt, er könne bei Pankl Racing "kein Geschäft finden, das auf Grund des Eurofighters zu Stande gekommen wäre".

Wirtschaftsministerium droht mit Klage
Das Wirtschaftsministerium (BMWA) forderte am Montag von der Pankl-Geschäftsführung und von Pierer Aufklärung. Sollte eine Klärung nicht möglich sein, "zieht das BMWA rechtliche Konsequenzen in Erwägung", hieß es in einer Aussendung am Montag.

Demnach betrug das von den verschiedenen Firmen der Pankl-Gruppe bestätigte Gegengeschäftsvolumen 3,5 Mio. Euro, tatsächlich als Gegengeschäfte angerechnet wurden demnach 2,4 Mio. Euro.

Drei Gegengeschäftsbestätigungen
Pankl-Vorstandsdirektor Wolfgang Plasser bezifferte das derzeit absehbare Gegengeschäftsvolumen für seine Firma im Gespräch mit der APA mit insgesamt rund 5,3 Mio. Euro bis 2014. Für die Jahre 2005 und 2006 bestätigt wurden davon erst Geschäfte im Wert von rund 520.000 Euro.

Laut Plasser hat Pankl bisher drei Gegengeschäftsbestätigungen im Zusammenhang mit dem Eurofighter abgegeben - und zwar für die Lieferung einer Heckrotorwelle für den Eurocopter-Hubschrauber "Kolibri" und für eine Triebwerkswelle des Turbinenherstellers MTU für den Airbus A400.

"Nicht kriegsentscheidend"
Einen Widerspruch zu Pierers Aussagen sieht Plasser allerdings nicht. Denn das Gegengeschäftsvolumen sei angesichts des Gesamtumsatzes seiner Firma relativ gering.

Der Eurocopter-Auftrag werde bis 2014 insgesamt voraussichtlich 4,4 Mio. Euro ausmachen (bestätigt wurden bisher 360.449,90 Euro für das Jahr 2005), und der MTU-Auftrag betrage derzeit überhaupt nur 900.000 Euro bis 2010 (davon bereits bestätigte 58.117,59 Euro für 2005 und 104.985 Euro für 2006). "Für eine 100-Mio.-Euro-Firma ist das nicht kriegsentscheidend", so Plasser.

"Einige kleinere Geschäfte"
"Es hat einige kleinere Geschäfte gegeben. Dass wir da als der große Profiteur dastehen, das entspricht nicht ganz der Realität", sagte Plasser. Außerdem schloss der Pankl-Chef aus, dass seine Firma die Aufträge ausschließlich auf Grund des Eurofighter-Kaufes bekommen haben könnte.

Die Gegengeschäfte seien zwar "kein Nachteil", aber de facto entscheide sich ein Auftrag über die Qualität und den Preis: "Das sind sehr professionelle Einkäufer, die in erster Linie schauen: Kann die Firma das technologisch und passt der Preis?" - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

Ministerium: Acht Gegengeschäfte
Von den Gegengeschäften betroffen waren laut Wirtschaftsministerium nicht nur Pankl Racing Systems, sondern auch Pankl Fahrwerks- und Antriebssysteme sowie Pankl Drivetrain Systems.

Insgesamt gab es nach Ministeriumsangaben von 2003 bis 2005 acht Gegengeschäftsbestätigungen dieser Firmen.

Prüfung eingeleitet
Das Wirtschaftsministerium hat nun eine Prüfung eingeleitet und fordert von Pierer eine schriftliche Stellungnahme zu dessen Aussagen und verweist darauf, dass unwahre Angaben in den Gegengeschäftsbestätigungen sowohl die Nichtanerkennung des Geschäfts als auch "strafrechtliche Folgen" haben können.

Schüssel verweist auf Eigentümerwechsel
ÖVP-Klubchef Wolfgang Schüssel führte die Aussagen Pierers auf den kürzlich erfolgten Eigentümerwechsel bei Pankl Racing Systems zurück. Dieser habe offenbar "einige Probleme aufgeworfen", sagte Schüssel am Montag.

Bisher Gegengeschäfte von 888 Mio. Euro
Im Zusammenhang mit dem Kauf der 18 Eurofighter hatte sich die Eurofighter GmbH verpflichtet, binnen 15 Jahren Gegengeschäfte im Wert von vier Mrd. Euro für österreichische Unternehmen zu organisieren.

Das entspricht etwas mehr als dem zweifachen Kaufpreis für die Jets. Bisher anerkannt wurden nach Angaben des Wirtschaftsministeriums Gegengeschäfte im Wert von 888 Mio. Euro.

Zahlen im Detail
Demnach hatten im Jahr 2003 87 österreichische Unternehmen Eurofighter-Gegengeschäfte im Wert von 189,9 Mio. Euro abgewickelt, 2004 waren es 110 Unternehmen mit einem Volumen von 297,5 Mio. Euro und 2005 109 Unternehmen mit einem Auftragsvolumen von 400,2 Mio. Euro.

Das Gegengeschäftsvolumen für das vergangene Jahr 2006 muss Eurofighter bis 31. Mai einreichen, danach hat das Wirtschaftsministerium 120 Tage Zeit, die Angaben des Eurofighter-Herstellers zu prüfen.

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