"Der ÖGB ist seit gestern Nacht schuldenfrei", sagte ÖGB-Chef Rudolf Hundstorfer, der den Verkaufserlös zum Schuldenabbau verwendet hat.
Kommt Namensänderung?
Eine Namensänderung für die nach Milliardenspekulationsverlusten voriges Jahr vor dem Crash bewahrte Bank wird geprüft. Das bestätigten die Vorstände am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien. Die Post hat vorsorglich schon die Marke "Postsparbank" schützen lassen.
Ob es dazu kommt, soll im Zuge einer neuen Vertriebsoffensive auch mit Umfragen abgeklopft werden. "Derzeit" bleibt es bei BAWAG P.S.K, die sich mit neuen Aktionären ohnedies als "neue" Bank sieht und die auch über Businesspläne und Beteiligungsverkäufe nicht mehr öffentlich debattieren will. Fest steht, dass die Erträge steigen und Ratingnoten besser werden müssen.
Mit der Cerberus-Mehrheitstochter GMAC ("General-Motors-Bank") soll bei Auto- und Konsumkrediten sowie Leasing in Österreich, Osteuropa und einigen Ländern im Westen kooperiert werden. Zur "Europa-Zentrale" von GMAC wird die BAWAG aber nicht werden, bestätigte Nowotny.
Genaue Beteiligungen offiziell
Am Mittwochvormittag wurden bei einer Pressekonferenz erstmals auch die genaueren Beteiligungsverhältnisse in der BAWAG genannt.
Cerberus besitzt nun über Holdingkonstruktionen knapp 90 Prozent der BAWAG P.S.K. Die Österreichische Post hat fünf Prozent, die Generali Versicherung drei Prozent, Wüstenrot ein Prozent und eine Industriellengruppe um Hannes Androsch zwei Prozent.
Entgegen ersten Absichten nicht in der "Industriegruppe" sind Erhard Schaschl und der Fruchtsaftindustrielle Franz Rauch.
Cerberus schickt drei Neue in Vorstand
In den Vorstand ziehen drei von Cerberus nominierte Manager ein. Der bisherige Fünfervorstand bleibt im Amt. Chef der Bank ist weiter Ewald Nowotny. Die neu in den Vorstand designierten Manager sind Bardo Akay (Risiko), Joseph Laughlin (Backoffice) und Carsten Samusch (Treasury).
Stephan Koren bleibt Finanzchef, Herbert Legradi bleibt fürs Retail zuständig, Jochen Bottermann für KMU und Alois Steinbichler fürs internationale Geschäft.
Aufsichtsrat neu konstituiert
Nach einer Sonderhauptversammlung wurde Dienstagabend ein neuer Aufsichtsrat konstituiert - manche Mandate gelten allerdings nur für eine Übergangsphase. Einige Cerberus-Vertreter werden sich im Aufsichtsrat nach einiger Zeit abwechseln.
Wolf anfangs Bankpräsident
Neuer Bankpräsident ist der Cerberus-Mann Daniel E. Wolf, "in der Anfangsphase", wie die Bank mitteilte.
Ihm wird in absehbarer Zeit der niederländische Ex-Banker Pieter Korteweg an der Spitze des BAWAG-Kontrollgremiums folgen. Korteweg war jahrelang Chef der Robeco-Gruppe und sitzt heute schon in anderen Aufsichtsräten von Cerberus-Töchtern.
"Neues Kapitel"
Der ÖGB bekommt von Cerberus 2,6 Milliarden Euro als Kaufpreis für die BAWAG. Die Bank selbst erhält eine Kapitalspritze: Mit dem nun abgeschlossenen Verkauf beginne ein neues Kapitel für die BAWAG P.S.K., so das Institut am Abend.
Durch eine Kapitalerhöhung von beinahe 600 Mio. Euro und den Zugang zu Geschäftsverbindungen und "strategischen Kooperationsmöglichkeiten" fördere das Konsortium die "Stabilität und eine dynamische Entwicklung" der Bank, heißt es.
Post im Aufsichtsgremium
Der Aufsichtsrat der BAWAG P.S.K. unter neuer amerikanischer Herrschaft wurde drastisch verkleinert. Statt neun gibt es jetzt nur noch sechs Kapitalvertreter. Von der Belegschaft werden drei Vertreter (bisher fünf) entsandt.
Nicht im Aufsichtsrat der Bank AG sind etwa Androsch namens der Industrieaktionäre und auch nicht die Vertreter von Generali und Wüstenrot. Für Androsch & Co sind dem Vernehmen nach Sitze in einer künftigen Beteiligungsholding reserviert.
In der operativen Bank ist aus dem Kreis der "Österreich"-Konsorten nur Post-Vorstand Rudolf Jettmar im Aufsichtsgremium vertreten.
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