Aus Vorarlberg, wo es derzeit die einzige offizielle "Blood and Honour"-Sektion in Österreich gibt, wurden laut dem Rechtsextremismus-Experten und Buchautor Wolfgang Purtscheller Emissäre in die Bundeshauptstadt geschickt, um die Reorganisation in die Hand zu nehmen.
Vorausgegangen sind Querelen, deren Details derzeit relativ öffentlich im Forum der Homepage einer rechtsextremen Wiener Skinheadband abgehandelt werden.
Weltweit vernetzt
"Blood and Honour" wurde in den 80er Jahren vom Sänger der britischen Nazi-Band Screwdriver, Ian Stuart Donaldson, als Netzwerk gegründet. Überall auf der Welt entstanden seither "Blood and Honour"-"Divisionen", die wiederum in Sektionen unterteilt sind.
In Österreich existiert beispielsweise eine Gruppierung in Vorarlberg, bis vor zwei Jahren gab es auch eine in der Bundeshauptstadt. Erst im September 2006 flog eine "Blood and Honour"-Gruppierung innerhalb der belgischen Armee auf.
Anschläge in Großbritannien
Gleichsam der bewaffnete Arm von "Blood and Honour" war "Combat 18" (18 steht für den ersten bzw. den achten Buchstaben des Alphabets und ist somit ein Code für die Initialen Adolf Hitlers, Anm.). Auf das Konto der Gruppe gingen in Großbritannien mehrere Anschläge. 2003 wurde im deutschen Bundesland Schleswig-Holstein eine Zelle gleichen Namens ausgehoben.
Rechtsextreme Band im Zentrum
In Österreich gibt es die sehr aktive Vorarlberger Sektion mit Kontakten ins Ausland. Mehrere Gewalttaten sollen auf das Konto des Netzwerks in Vorarlberg gehen. Dreh- und Angelpunkt der Sektion soll die rechtsextreme Skinhead-Band Tollschock sein.
Purtscheller im APA-Gespräch: "Die Vorarlberger haben konspirativ organisierte Konzerte mit bis zu 1.000 Besuchern auf die Beine gestellt." Die Band soll auch über beachtliche finanzielle Mittel verfügen.
Wiener Organisation aufgebaut
2005 sollen Gelder aus dem Umfeld der Band an Sympathisanten in Wien geflossen sein, um in der Bundeshauptstadt eine Sektion aufzubauen. Aber die Wiener um einen gewissen "Gregor" dürften nach Informationen Purtschellers die Zuwendungen eher für Alkohol und andere Mittel ausgegeben haben. Das führte zum Konflikt.
"Gregor", wie er sich auch im Forum der Wiener Skinhead-Band nennt, zeigte sich beispielsweise im November des Vorjahres beim Grab des NS-Fliegers Walter Nowotny auf dem Wiener Zentralfriedhof.
Er macht in einem Posting den "Führerwahn und herrschaftsdrang des vlbg chefs" für die Differenzen verantwortlich. Er selbst wird angefeindet, weil er auch eine etwas ausführlichere Aussage bei der Polizei gemacht haben soll.
"Soldaten für den Straßenkampf"
"Jetzt sind ein bis zwei Emissäre aus Vorarlberg nach Wien gekommen, um hier die Sachen ins Lot zu bringen", sagte Purtscheller. "Was nicht unterschätzt werden sollte, ist die Eigendynamik solcher Gruppierungen. Ihnen ist eine gewalttätige, unkontrollierte Pogromstimmung eigen."
Neonazistische Skinheads würden als Soldaten für den Straßenkampf gelten. "Außerdem ist zu sagen, dass die öffentliche Diskussion auf einem Internet-Forum für das steigende Selbstbewusstsein dieser Leute spricht."