Casinos geben keine Details preis

Ein Maximalbetrag pro Tag galt auch für Kartnig. Welche Sonderregeln er hatte, wollen die Casinos Austria nicht sagen.
Am Dienstag ist der ehemalige Sturm-Präsident Hannes Kartnig festgenommen worden. 2,2 Millionen Euro sind vom Konto des Vereins verschwunden. Da Kartnig im selben Zeitraum insgesamt 2,9 Millionen Euro in Casinos verspielt haben soll, besteht der Verdacht, dass es sich dabei großteils um Geld des Fußballvereins handelte.

Nun stellt sich die Frage, wieso ihm von den Casinos Austria erlaubt wurde, eine derart große Summe zu verspielen. "Grundsätzlich sind wir verpflichtet, Spieler zu sperren, wenn sie mehr Geld aufs Spiel setzen, als sie an Vermögen besitzen", sagte Casinos-Austria-Pressesprecherin Bettina Strobich. Außerdem gebe es Spielbeschränkungen.

Maximalbetrag pro Tag - eigentlich
Ein solches Limit - also einen Maximalbetrag, den er pro Tag ausgeben durfte - soll es auch für Kartnig gegeben haben; zugleich soll er aber Sonderkonditionen genossen haben.
Strobich sagte aber, zum Fall des Ex-Sturm-Präsidenten dürften die Casinos keine Aussage machen. Es könne nicht bekannt gegeben werden, wie viel und unter welchen Umständen Casinogäste spielen.

"Irrtümer möglich"
Allgemein räumte die Sprecherin ein, dass es Irrtümer geben könne. Wenn etwa jemand mit einem Sparbuch komme, das gar nicht ihm gehöre, könnten die Casinos das nicht verifizieren.

"Flucht- und Verdunkelungsgefahr"
Am Dienstag war über Kartnig die Untersuchungshaft verhängt worden, wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Manfred Kammerer, mitteilte.

Auch über den zweiten in dieser Sache Festgenommenen, einen ehemaligen Sekretär von Sturm Graz, wurde U-Haft verhängt. Als Haftgründe wurden "Flucht-, Verabredungs- und Verdunkelungsgefahr" angegeben.

2,2 Mio. Euro verschwunden
Zur Verhaftung Kartnigs hatte die Frage nach dem Verbleib eines Geldbetrages von rund 2,2 Millionen Euro geführt. Vor sechs Monaten war ein Konkursverfahren gegen den Traditionsverein eröffnet worden.

Konkret geht es darum, dass zwischen 1998 und 2005 rund 2,2 Mio. Euro aus der Sturm-Kassa verschwanden.

"40 Mio. Schilling in Casinos verspielt"
"Dieses Geld war auf Konten des SK Sturm und hat sich dann auf einmal nach einer Behebung nicht mehr in den Büchern gefunden. Im selben Zeitraum ist auffällig, dass Herr Kartnig rund 40 Millionen Schilling (rund 2,9 Mio. Euro, Anm.) verspielt hat in Casinos. Darum drängt sich die Frage auf, wo das Geld verblieben ist oder ob es ein anderes Geld war, das Herr Kartnig verspielt hat", so Kammerer.

Vorwurf der Veruntreuung
Kartnig wird nun eine ganze Reihe an Delikten vorgeworfen, darunter Veruntreuung von Vereinsgeldern und Abgabenhinterziehung - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

Die erste Haftfrist beträgt 14 Tage. Innerhalb dieser Frist ist nach einer Verhandlung über eine Fortsetzung der Untersuchungshaft zu entscheiden.

Auch Ex-Sekretär verhaftet
Weil es über den Verbleib der Millionen bisher immer unterschiedliche Angaben zwischen Kartnig und dem ehemaligen Sekretär des Vereins gab, wurden nun beide wegen Verdunkelungs- und Verabredungsgefahr festgenommen.

"Diese zweite Person ist auch eine Person, die Zugang zu diesem Geld hatte. Jetzt muss man schauen: Wer hat das Geld entnommen, bekommen und wer hat es wie verwendet?" so Kammerer.

Anwälte legen Haftbeschwerde ein
Die Anwälte Kartnigs, Richard Soyer und Michael Pacher, werden "unverzüglich" Haftbeschwerde einlegen. Sie rechnen mit einer raschen Entscheidung durch das zuständige Oberlandesgericht.

Die Beschwerde werde Donnerstagfrüh vorgelegt, sagte Pacher am Mittwoch. Er unterstrich erneut, das die Haftgründe ungerechtfertigt seien. In der Beschwerde werde das ausführlich untermauert - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

Rücktritt Ende des Jahres
Kartnig hatte die Vereinsführung von Sturm im Dezember 1992 in einer schweren sportlichen und finanziellen Krise übernommen. Der Selfmade-Millionär, der Sturm 1998 als erstes steirisches Team zum österreichischen Fußballmeister gemacht hatte, reichte im November 2006 seinen Rücktritt ein. Potente Investoren hatten den Abgang Kartnigs als Bedingung für die Rettung des Klubs gestellt.

Neben einem zweiten Meistertitel 1999 gab es in der Kartnig-Ära für Sturm auch drei Cup-Siege. In der Saison 2000/02 schaffte es Sturm sogar in die Zwischenrunde der Champions League.

Links: