Nachdem sich Rauen auf Drängen des SPÖ-Abgeordneten Günther Kräuter erst - wegen der mit dem Minister vereinbarten Vertraulichkeit - nicht zu dem Schreiben äußern wollte, nahm der Eurofighter-Chef dann letztlich doch zu seiner Korrespondenz mit Darabos Stellung.
Kein Kommentar zu vertraulichem Gespräch
Der Minister hatte das Schreiben zuvor dem Ausschuss vorgelegt und gemeint, er habe keine Einwände gegen eine Öffentlichmachung: "Aus meiner Sicht ist das möglich." Er habe kein Problem, auf eine Verpflichtung zur Vertraulichkeit in diesem Punkt zu verzichten, so Darabos, "weil ich keinen Einfluss auf die Aussagen von Herrn Rauen habe".
Was er allerdings nicht wollte, war, den Inhalt seines vertraulichen Gesprächs mit Rauen offen zu legen.
Rauen will keine "Pro-forma-Gespräche"
Rauen dagegen nahm überraschenderweise doch zu der Korrespondenz Stellung: So habe Darabos ihn "fünf Minuten" nachdem er, Rauen, die Mail abgeschickt habe, angerufen und man habe "ausführlich darüber gesprochen". In der Mail habe er "einen Verhandlungstermin abgesagt".
Rauen meinte, er habe Darabos bei dem Telefonat wie schon bei vorangegangenen Treffen erklärt, dass er keine "Pro-forma-Verhandlungen" wolle. Er habe "einen genauen Zeitrahmen und eine Zielsetzung" der Verhandlungen verlangt.
"Habe gesagt, mein Handy ist an"
Nach dem Gespräch habe er bis zu der Pressekonferenz von Darabos am vergangenen Sonntag nichts mehr vom Verteidigungsminister gehört.
"Ich habe zu ihm gesagt, mein Handy ist die ganze Zeit an", so Rauen. Außerdem sei er das Wochenende über in Österreich gewesen, "da hätte man sich treffen können".
"Nichts von ihm gehört"
"Ich habe aber nichts von ihm gehört", empörte sich Rauen. Eurofighter habe sich nach wie vor nichts vorzuwerfen, aber im Interesse beider Seiten könne man einen Vergleich verhandeln, kommentierte Rauen seine Verhandlungsposition.
Über Ausgang "nicht mehr so sicher"
Als Schuldeingeständnis sei diese Bereitschaft keinesfalls zu werten, sondern es gehe darum, dass möglicherweise irgendwann ein Vergleich hilfreich sein könnte.
Denn man sei sich seitens Eurofighter nicht mehr so hundertprozentig über den Ausgang der Verhandlungen sicher, so Rauen. Auf die Frage, ob eine Stückzahlreduzierung Gegenstand der Gespräche mit Darabos sei, sagte Rauen, das sei für eine Kostenreduzierung nicht notwendig.
"Ausstieg kein Verhandlungsgegenstand"
Dass ein Ausstieg nicht Verhandlungsgegenstand sein könne, sei von Anfang an von Eurofighter gegenüber Darabos klar gemacht worden.
Der Verteidigungsminister habe ihm gegenüber allerdings gleich zu Beginn sein Ziel des Komplettausstiegs klar dargelegt.
"Kein genereller Verhandlungsstopp"
Rauen wiederholte vor dem Ausschuss seine Darstellung, wonach er mit seiner Mail an Darabos nicht einen generellen Verhandlungsstopp über die Kostenreduktionen angestrebt habe. Rauen zitierte selbst aus dem Schreiben vor den Abgeordneten.
Darin heißt es, dass er "derzeit auf Grund der Entwicklungen in Wien keine Basis für die Fortführung der Verhandlungen" sehe und er daher nicht zum ausgemachten Termin nach Salzburg reisen werde.
Rauen begründete diese Haltung erneut mit den Aussagen des Ausschussvorsitzenden Peter Pilz (Grüne), wonach die Fraktionsführer im Ausschuss mit Darabos übereingekommen seien, dass der Minister keine Vereinbarungen mit dem Jet-Hersteller vor Ende der Untersuchung treffen werde.
Darabos: Nur "dürre Mail"
Darabos hatte am Sonntag über den Stopp der Verhandlungen über eine Verbilligung der Abfangjäger-Nachbeschaffung seitens des Herstellers berichtet.
Die Eurofighter GmbH habe Darabos in einer "dürren E-Mail" mitgeteilt, die Gespräch zu unterbrechen. Der Ressortchef drohte daraufhin mit einem Teil- oder Totalausstieg, sollten die Gespräche nicht bis Mitte Mai wieder aufgenommen werden.
Er habe nach der E-Mail Kontakt zu EADS gesucht, aber keine Rückmeldung bekommen, so Darabos am Sonntag.
Minister gibt sich kämpferisch
Darabos gab sich angesichts der neuen Wendung offensiv: Wenn sich Eurofighter bist Mitte Mai "nicht bewege", werde er einseitige Schritte wie einen Teil- oder einen Totalausstieg setzen. Diese Option sei weiterhin aufrecht, bekräftigte er.
Er werde "eine härtere Gangart gegenüber Eurofighter und EADS einschlagen", meinte Darabos. Er unterstrich, er wolle den ersten Jet, der Anfang Juni geliefert werden soll, ohne die nötigen Software-Lizenzen für den Vollbetrieb in Österreich nicht landen lassen.
"Es ist ein Poker und wir haben die besseren Karten", sagte der Minister.
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