Nachdem am Wochenende bekannt wurde, dass in der erst vor zwei Wochen eröffneten Intensivstation für Koronarmedizin in dem Krankenhaus möglicherweise acht Patienten an einer Stickstoffvergiftung gestorben waren, geraten nun auch andere Spitäler ins Visier der Behörden.
70 Stationen vor Schließung?
Ins Zentrum der Ermittlungen ist dabei eine auf Gasanlagen für Spitäler spezialisierte Firma geraten, die für die Verwechslung der Sauerstoffleitungen mit jenen für Stickstoff verantwortlich sein soll.
Während der Sitz der Firma bereits von den Behörden durchsucht und gegen 15 Personen Ermittlungen eingeleitet wurden, sollen italienischen Medienberichten zufolge nun alle Krankenhausstationen gesperrt werden, in denen das fragliche Unternehmen tätig war.
Betroffen seien mehr als 70 Einrichtungen, wie unter anderem der "Corriere della Sera" berichtete.
Alle acht Toten vergiftet?
Zudem sollen nun alle acht in Castellaneta verstorbenen Patienten auf eine mögliche Vergiftung untersucht werden, nachdem das am Wochenende zunächst nur für eine am Freitag verstorbene 73-Jährige bestätigt worden war.
Nach Angaben des zuständigen Staatsanwalts Aldo Petrucci wird zunächst die Autopsie jener zwei Verstorbenen durchgeführt, deren Körper noch in der Leichenkammer des Spitals seien, berichtete "La Stampa".
Schwerer Konstruktionsfehler
Bestätigt scheint laut der Tageszeitung "La Repubblica", die bereits vom "Killerspital" von Taranto schreibt, dass nicht wie ursprünglich vermutet die Anschlüsse von Stick- und Sauerstoff verwechselt wurden, sondern ein schwerer Konstruktionsfehler vorliegt.
Demnach sei durch falsch verlegte Leitungen irrtümlich Stickstoff in die Sauerstoffmasken geleitet worden.
"Noch nie ähnlichen Fall gesehen"
In seiner gesamten Laufbahn habe er noch nie so einen großen Fehler gesehen, sagte Staatsanwalt Petrucci. Wichtig sei nun neben einer Aufklärung des Falles, auch die Bevölkerung zu beruhigen und die Kontrollmechanismen zu verbessern.
Behördenvertreter: "Ärzte unschuldig"
Der Direktor der zuständigen Behörde der Provinz Taranto, Marco Urago, hatte unterdessen bereits am Wochenende betont, dass die Ärzte und Krankenschwestern nach Vorschrift gehandelt hätten und dem Krankenhauspersonal keine Schuld zugewiesen werden könne.
Zudem sei die betroffene Station bereits 2005 für den Betrieb freigegeben worden. Seitdem stand sie allerdings auf Grund fehlender Kardiologen leer und wurde erst Ende April eröffnet.
Zudem seien einige der Toten, die zumeist weit über 70 Jahre alt waren, bereits vor der Behandlung schwer krank gewesen. Zumindest drei seien demnach an den Folgen ihrer Erkrankung gestorben.
Reihe von Skandalen
Dennoch sorgt der Fall für italienweite Schlagzeilen - reiht er sich doch ein in eine Serie von Krankenhausskandalen der letzten Wochen und Monate.
Anlage im Nachhinein verändert?
Die nun im Zentrum der Ermittlungen stehende Firma wies die Vorwürfe zurück. Nach der Freigabe der Anlage vor zwei Jahren seien noch Veränderungen vorgenommen worden, mit denen man nichts zu tun habe, betonte ein Sprecher laut italienischen Medien.
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