Jugendschutz im Scheckkartenformat

Kdolsky setzt auf ungewöhnliche Maßnahmen in Sachen Aufklärung und Prävention.
Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky (ÖVP) scheint ein Faible für Ausweise zu haben, wenn es um den Jugendschutz geht. Aktuell geplant: Vier verschiedene Ausweise je nach Alter als "Alko-Pässe" und einen "Verkehrsführerschein" für sicheren Sex.

Vier verschiedene Alk-Ausweise
Damit ein Wirt leicht feststellen kann, welches Alter seine Kunden haben, sollen Personalausweise für Jugendliche mit deutlichen Farben gekennzeichnet werden - soweit die Idee. Der Personalausweis soll bis auf die Farbe genau dem normalen Dokument entsprechen.

Das könnte für die betroffenen Familien einigen Aufwand bedeuten: Bis 14 Jahre gibt es einen normalen Personalausweis, unter 15-Jährige bekommen einen mit neuer Farbe, für 16 bis 17-Jährige gibt es eine neue Umfärbung. Ab 18 gibt es wieder einen normalen Personalausweis.

Jugendanwalt: "Ausweise zu teuer"
Der Wiener Jugendanwalt, Anton Schmid, kritisiert das Vorhaben: "Nur dass ich die drei verschiedenen Farben einführe, damit es die Türsteher in den Diskos oder wo auch immer, wo es sehr schummrig ist, leichter haben, da spiele ich nicht mit."

Die Ausweise seien zu teuer. Die geplanten drei verschiedenen Farben für unterschiedliche Altersgruppen seien vermeidbarer bürokratischer Aufwand, so Schmid - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

Kein Jugendlicher ohne Ausweis in Lokal
Wie die Kontrollen in den Lokalen vorgenommen werden sollen, steht noch nicht fest. Hier wolle man gemeinsam mit der Gastronomie eine Lösung finden, sagte Kdolsky am Freitagabend in der ZiB2. Grundsätzlich solle sich kein Jugendlicher mehr ohne Ausweis in einem Lokal aufhalten dürfen.

116 Euro Kosten für Jugendliche?
Innerhalb weniger Jahre würde ein Jugendlicher vier verschiedene Personalausweise benötigen. Derzeit kostet ein solches Dokument 56 Euro. Laut Gesundheitsministerium soll der Preis für Jugendliche aber weit unter der Hälfte liegen.

Rechnet man mit einem angenommenen Wert von 20 Euro pro Ausweis und zählt dann noch die 56 Euro für den "richtigen" Personalausweis mit 18 dazu, würden innerhalb weniger Jahre immer noch 116 Euro an Ausweisgebühren für Jugendliche anfallen - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Der "Verkehrsführerschein"
Aber nicht nur für den Alkoholgenuss sind Ausweise geplant. Fälle der ausgestorben geglaubten Geschlechtskrankheit Syphilis nehmen seit 2003 in Österreich wieder zu, Aids-Neuerkrankungen stagnieren seit Jahren auf hohem Niveau.

Um sexuell übertragbare Krankheiten einzudämmen, rüstet Kdolsky Österreichs Jugend in den kommenden Wochen mit einem "Verkehrsführerschein" inklusive Kondom aus. Die neue Präventionskampagne stellte die Ressortchefin am Freitag bei einer Pressekonferenz in Wien vor.

Rosa Schein für Safer Sex
Im Rahmen der Aktion "Verkehr nie ohne" will Kdolsky den rosa Schein für Safer Sex mit Infos zu Geschlechtskrankheiten und 80.000 Kondomen ab sofort und im gesamten Mai an 1.309 Schulen und 28 Diskotheken in ganz Österreich verteilen lassen.

Im Fokus stehen 15-jährige Schüler - laut Frank Amort von der Aids Hilfe Wien gerade noch das richtige Alter. Studien zufolge hätten Jugendliche hier zu Lande mit etwa 16 Jahren erste sexuelle Kontakte. Ein Fünftel erlebe das "erste Mal" bereits früher, berichtete er.

Plakate in Klassenzimmern
Gerade für junge Menschen haben Aids und andere sexuell übertragbare Krankheiten ihr "bedrohliches Gesicht verloren", so die Gesundheitsministerin. Der beste Schutz davor seien Kondome.

Darauf sollen Mädchen und Burschen in ihren Klassenzimmern zusätzlich mit Plakaten aufmerksam gemacht werden, kündigte sie an. Auch auf einer eigens eingerichteten Homepage können sie sich informieren.

"Habe ein Recht auf solche Aktionen"
Kdolsky sprach sich am Freitagabend jedoch gegen die jüngst aufgekommene Idee von "Verhütung auf Krankenschein" aus. Verhütung sei keine Krankheit. Ihr selbst gehe es bei ihren Kondom-Verteilaktionen auch nicht um Verhütung, sondern um den Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten.

Auf ihre unkonventionellen Aktionen - etwa Fototermine in Schulen, wo sie an etwas verdutzt wirkende Jugendliche Kondome weitergibt - verteidigt Kdolsky: "Es ist mein Recht, Jugendliche mit solchen Aktionen zu schützen."

"Ich bin keine Ulknudel"
Kdolsky wird immer wieder vorgeworfen, sie mache mehr Show als Politik. Dem widersprach sie erwartungsgemäß am Freitagabend in der ZiB2: "Ich bin keine Ulknudel."

Ihre Aktionen hätten allesamt mit wichtigen Anliegen zu tun, die ihr Ressort betreffen, etwa der Tanzauftritt für die CliniClowns. Sie habe eben auch Spaß bei ihrer Arbeit und lache gern.

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