In Galtür (Tirol) tagt derzeit die "Bärenplattform", die Vorarbeit für mögliche weitere Besuche von Bären leisten will. Und laut den Experten ist die Chance dafür sehr hoch.
Wanderung Richtung Norden?
Laut WWF werden sich heuer im Sommer mindestens acht junge Bären im italienischen Trentino von ihren Müttern lösen und die Wanderschaft antreten. Ob sie ebenfalls die Route in den Norden nehmen, ist zwar ungewiss, allein die Anzahl der Jungbären macht aber den einen oder anderen Ausflug wahrscheinlich - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.
"Problembär" auf Reviersuche
Auf der Suche nach einem Revier war ja auch "JJ1" alias "Bruno" vergangenes Jahr über die Schweiz und Tirol bis nach Bayern gewandert und hatte sich mehr und mehr zum "Problembären" gemausert.
Nach dem Reißen mehrerer Schafe hatte er sogar die Nähe von Menschen nicht mehr gescheut und wurde schließlich in Deutschland erschossen.
WWF setzt auf Aufklärung
Der WWF setzt auf Informationen und Vorbeugung. So empfiehlt Joanna Schönenberger vom WWF Schweiz, im "Bäreneinzugsgebiet" Bienenstöcke mit Elektrozäunen sicher zu machen und Herden von Hirtenhunden bewachen zu lassen.
Mutter "Jurka" wütet wieder"
Vor allem in Bayern verfolgt man unterdessen genau, was in Norditalien vor sich geht: Sorgen machen sich die Behörden vor allem um "Brunos" jüngere Geschwister. Denn Mutter "Jurka" hat erst vor einigen Wochen in Südtirol wieder Hühner gerissen und Bienenstöcke beschädigt.
Ungezogener Nachwuchs
Und zwei ihrer gut ein Jahr alten männlichen Söhne gehören zu der Gruppe Jungbären, die demnächst auf Wanderschaft gehen. Als sicher gilt, dass die neunjährige Bärin ihre Nachkommen "JJ3", "JJ4" und "JJ5" - dritter, vierter und fünfter Sprössling von "Jurka" und Vater "Jose" - ähnlich erzogen hat wie "Bruno".
Von ihr lernten sie, wie man Hühnerställe plündert und Schafe reißt, ohne erwischt zu werden. "Jurkas" Trick, den sie auch an Bruno weitergab: Sie kommt nie an den Ort ihrer Taten zurück.
Peilsender als Lösung
Experten verlangen, die Jungbären wie Mutter "Jurka" möglichst schnell mit Sendern zu versehen. Ein Jungbär könnte dann mit Gummigeschoßen schmerzhaft abgeschreckt werden, bevor er sich Siedlungen nähert, an Bienenstöcken nascht und Ställe ausraubt.
"'Jurka' noch umzupolen wäre extrem schwierig", meint der Bärenanwalt für Oberösterreich, Walter Wagner. "Aber einem jungen Bären kann man noch kräftig auf die Finger klopfen und ihn umerziehen."
Bayern hat "Bärenplan"
Bayern hat sich unterdessen mit einem "Managementplan für Bären" vorbereit. Oberstes Ziel dabei ist zu verhindern, dass der nächste einwandernde Bär Menschen und Siedlungen mit Futter in Verbindung bringt. Dazu sollen Wanderer und Bewohner im Bergland über Verhaltensregeln informiert werden. Als zweiten Schritt richtet der Freistaat einen Fonds ein, mit dem von Bären, Luchsen oder Wölfen angerichtete Schäden ausgeglichen werden.
Doch der WWF kritisiert das als unzureichend und als reinen "Notfallplan". Es gebe große Lücken in dem Papier, zudem fehle die Vision, Bayern wieder zu einem Bärenland zu machen, erklärte WWF-Artenschutzexperte Volker Homes.
Schützenhilfe von "Knut"?
"Bärenmanagement bedeutet mehr als ein weißes Knäuel mit zwei schwarzen Knopfaugen", sagt Bärenanwalt Wagner mit Blick auf den kleinen Berliner Eisbären "Knut". "Wie viele Bären es in den Alpen geben wird ist eine Akzeptanzfrage - es geht nicht um den Platz in der Natur, sondern um den Platz in unseren Köpfen."
Trotzdem: Mit der Sympathiewelle könnte "Knut" seinen braunen Artgenossen doch einen Dienst erwiesen haben. War schon die Tötung "Brunos" mehr als umstritten, könnte nun bei einem weiteren möglichen "Problembären" der öffentliche Druck zu groß für einen Abschuss sein.
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