Jetzt geht Ferrero noch weiter: Zum 40. Geburtstag der Kinderschokolade können sich vom 10. April an Kinder bewerben. Das Konterfei von zehn Buben und erstmals auch Mädchen wird ab Oktober für einige Wochen auf der Packung der Kinderriegel prangen.
"Kein Wachstumsmarkt"
Werbefachleute werten die Aktion als Versuch, auf dem Schokolademarkt Anschluss zu halten. "Kinderschokolade ist kein Wachstumsprodukt", sagt Andreas Dürr vom Marktforschungsunternehmen IRI in Nürnberg.
"Die Marke kann schlecht über verschiedene Geschmacksrichtungen spielen, also muss das Unternehmen über Verpackungen Bewegung in den Verkauf bringen."
Wenige Neuerungen
Ferrero ist nach Ansicht von Werbeexperten nur wenig innovativ. Unter dem Kinder-Dach wächst die Markenfamilie (Kinder-Country, Kinder Bueno, Kinder Friends) auf inzwischen elf Produkte, aber es gibt wenige Neuerungen. Der Mega-Seller Kinder-Überraschungsei wurde bereits 1974 auf den Markt gebracht. In Deutschland liegt die Marke Ferrero laut IRI hinter Milka, Ritter Sport und Lindt.
Der italienische Familienbetrieb ist in Deutschland einer der großen Werbetreibenden und investiert nach Schätzungen jeden sechsten Euro seines Gruppenumsatzes von 4,5 Milliarden Euro in die Werbung.
"Ikonen mit klarem Profil"
"Ferrero ist einer der großen Lehrmeister für Markenführung", sagt Lothar Leonhard, ehemaliger Vorsitzender des Gesamtverbandes der Werbeagenturen (GWA). Das Unternehmen verfolge einen intelligenten Kurs, indem nicht für die Dachmarke Ferrero, sondern für jede einzelne Marke geworben werde.
"Das kostet richtig Geld, aber damit hat Ferrero Ikonen im Markt mit sehr klarem Profil geschaffen." Nach eigenen Untersuchungen von Ferrero liegt der Bekanntheitsgrad der Kinderschokolade in Deutschland bei fast hundert Prozent, 90 Millionen Tafeln werden dort pro Jahr gegessen.
"Nicht gesünder als normale Schoko"
Kinderschokolade wurde 1967 als erste Schokolade nur für Kinder geschaffen. Die Schokolade wird wegen ihres Milchanteils als gesund verkauft mit dem Slogan "Die Extraportion Milch". Das stößt auf Kritik von Ernährungsfachleuten.
"Kinderschokolade ist nicht gesünder als normale Schokolade", sagt Mathilde Kersting vom Dortmunder Forschungsinstitut für Kinderernährung. "Sie ist ein sehr kalorienreiches Produkt."
"Weg mit Kevin"
30 Jahre lang prangte das Gesicht des Münchners Günter Euringer auf der Kinderschokolade - nur der Haarschnitt und das Hemd wurden im Laufe der Zeit geändert. 2005 wurde sein Gesicht ersetzt. Die Chemnitzer Studenten Jan Thiele und Volker Tzschucke waren über dieses neue, bis heute aktuelle Gesicht so entsetzt, dass sie im Internet zum Protest aufriefen.
"Weg mit Kevin" wurde die Website getauft, obwohl die Macher bis heute nicht wissen, wie der Bub heißt. "Alles in allem sieht er so aus, als sei er kurz nach seiner Geburt in Anlehnung an den Zeitgeist von seinen Eltern mit dem Namen Kevin gestraft worden", sagt Tzschucke.
75.000 Unterschriften seien zusammengekommen und an Ferrero geschickt worden - ohne Reaktion. Zur jetzigen Neuerung planen die Studenten keinen Protest. "Wir können uns ja selbst bewerben, vielleicht haben wir eine Chance", sagt der 32-jährige Tzschucke.
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