Säuglinge, die Zeichen von Schwäche, Krankheit oder Behinderung aufweisen, werden getötet. Die Frauen schicken ihre Söhne mit sieben Jahren aus dem Haus, damit sie zu tapferen Kriegern erzogen werden. Einer davon, Leonidas, wird zur Abhärtung unbekleidet in den Winter geschickt und muss allein einen wilden Wolf abschlachten.
Abgehärtete Helden
Von der Kindstötung und den brutalen Erziehungsmethoden dieser Prä-Kindergeld-Ära hört man nach diesem Prolog in den nächsten zwei Stunden von "300" nichts mehr. Moralische Ambivalenz steht nicht auf Zack Snyders Speiseplan.
Der Hollywood-Regisseur interessiert sich vor allem für stilisierte Bilder - und schließlich hat der unmenschliche Drill karrieretechnisch viel gebracht: 30 Jahre später ist Leonidas König von Sparta und bereit, alles zu geben, um sein Land gegen die Perser zu verteidigen.
Mit der Leibgarde gegen die Übermacht
Im Mittelpunkt des blutigen Sandalenfilms steht eine der spektakulärsten und berühmtesten Schlachten der Geschichte. Als 480 v. Chr. ein riesiges Heer persischer Krieger gegen das antike Griechenland marschiert, stellen sich ihm lediglich 300 unerschrockene Spartaner entgegen.
Der spartanische Rat hat Leonidas untersagt, Soldaten einzusetzen, und so zieht er nur mit seiner Leibgarde in den Krieg. Es ist eigentlich ein aussichtsloses Unterfangen, doch die Spartaner haben einen tollkühnen Plan: Sie fangen die Eindringlinge an einem schmalen Gebirgspass in den Thermopylen ab.
Verfilmter Comic-Look
Als "Der Löwe von Sparta" wurde diese klassische Heldengeschichte 1962 von Rudolph Mate bereits einmal verfilmt. Der Zeichner und Autor Frank Miller schuf 1999 den Comic "300", auf dem die neue Verfilmung basiert.
Wie bei der früheren Miller-Adaption "Sin City" bemühen sich die Filmemacher darum, den Look des Comics mit moderner Computertechnik nachzuzeichnen. Im Gegensatz zum verspielten "Sin City"-Schwarz-Weiß verlieren die hyperstilisierten Sepia-Bilder in "300" allerdings bald an Reiz.
Antike Männerwelt
Snyder zeigt eine Welt, in der Männer noch richtige Männer sein können und wo Muskelkraft wichtiger ist als Emotionen. Für Frauen ist da wenig Platz. Sie dürfen höchstens als barbusiges Orakel vor den geifernden Augen alter Spartaner tanzen.
Abgesehen davon dominieren blutige Gemetzel, abgeschlagene Köpfe und Leichen, die sich zu unüberwindbaren Bergen stapeln.
Zweifelhafte Werte
Angesichts der übermächtigen Bilder geölter, gestählter und leicht beschürzter Krieger-Leiber und des zweifelhaften Wertesystems, in dem Opferbereitschaft, Durchhaltevermögen und das Töten im Namen der Freiheit die obersten Maximen sind, muss sich Snyder den Vorwurf der Nähe zu Riefenstahlschem Pathos durchaus gefallen lassen.
Vorwürfe aus dem Iran
"300" ist damit inhärent politisch, auch wenn der Regisseur im Vorfeld durchaus glaubhaft versicherte, sich nicht für Parallelen zu aktuellen Kriegsschauplätzen, sondern nur für den Mythos der historischen Schlacht zu interessieren.
Im Iran hat der Film jedenfalls für viel Wirbel gesorgt: Er sei ein Propagandamachwerk, in dem das iranische Volk als dekadente Barbaren dargestellt werde.
Weltweit lukrativ
Trotz aller Kritik ist der 65 Millionen Dollar teure Film schon jetzt enorm erfolgreich. Als er Anfang März in den USA anlief, spielte er allein am ersten Wochenende fast 71 Millionen Dollar ein und lieferte damit den besten Kinostart des Jahres. Weltweit hat der Film schon über 300 Mio. Dollar eingenommen.
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