Nach langer Krankheit verstorben

"Man kann nicht nicht kommunizieren."
Der Philosoph, Psychologe, Soziologe und Publizist Paul Watzlawick ist tot. Der Wissenschafter verstarb in seiner Wahlheimat Palo Alto (Kalifornien) am Samstagabend (Ortszeit).

Das bestätigte das Mental Research Institute, wo Watzlawick bis vor einem Jahr ein Büro hatte, am Montag gegenüber der APA.

Watzlawick soll nach Angaben seiner Familie schon lange an einer schweren Krankheit gelitten haben. Nähere Angaben wollte sie nicht machen, sagte eine Sprecherin des kalifornischen Mental Research Institute zur APA. Den Informationen zufolge soll der gebürtige Kärntner zu Hause gestorben sein.

"Man kann nicht nicht kommunizieren"
Als Psychologe widmete sich Watzlawick den Kommunikationsprozessen und deren Fallen. "Man kann nicht nicht kommunizieren", ist eine seiner viel diskutierten Thesen.

Sein grundlegendes wissenschaftliches Werk, "Menschliche Kommunikation" (mit Janet H. Bevin und Don D. Jackson), legte der aus Villach stammende Watzlawick schon 1969 vor.

Methoden aus vielen Wissensgebieten
Watzlawick widmete sich in seiner wissenschaftlichen Arbeit mitunter hochkomplexen Phänomenen mit hohem Abstraktionsgrad, beispielsweise eben der Kommunikation, ihren Regeln und ihrer Bedeutung für das menschliche Verhalten.

Dabei benutzte er Methoden aus anderen Wissensgebieten, etwa der Kybernetik, der Systemtheorie, der Mathematik und der Psychiatrie.

Unterhaltende Lebenshilfe
Watzlawick war spätestens seit seinem 1983 erschienen Bestseller "Anleitung zum Unglücklichsein" weithin bekannt.

Gleichzeitig gelang es ihm in seinen einer breiteren Öffentlichkeit zugedachten Büchern, ohne Verlust an Präzision und Gedankenschärfe brillant geschriebene, unterhaltende Lebenshilfe zu bieten.

"Elefanten verscheuchen"
Zu seinen wichtigsten Werken zählen neben "Menschliche Kommunikation" das 1974 erschienene Werk "Lösungen" (mit John H. Weakland und Richard Fisch), "Wie wirklich ist die Wirklichkeit" (1976), "Die Möglichkeit des Andersseins", (1977), "Gebrauchsanweisung für Amerika" (1978), "Vom Schlechten des Guten oder Hekates Lösungen" (1986), "Münchhausens Zopf oder Psychotherapie und Wirklichkeit" sowie "Das Auge des Betrachters. Beiträge zum Konstruktivismus", das er 1991 zusammen mit Peter Krieg herausgab.

In der "Anleitung zum Unglücklichsein" beschreibt Watzlawick einen Mann, der alle zehn Sekunden in die Hände klatscht. Nach dem Grunde für dieses merkwürdige Verhalten befragt, erklärt er: "Um die Elefanten zu verscheuchen." Auf den Hinweis, es gebe hier doch gar keine Elefanten, antwortet der Mann: "Na, also! Sehen Sie?"

Damit wollte Watzlawick zeigen, dass der konsequente Versuch, ein Problem zu vermeiden - hier: die Konfrontation mit Elefanten - dieses in Wirklichkeit verewigt.

Zahlreiche Auszeichnungen
Als Philosoph stand Watzlawick dem radikalen Konstruktivismus nahe, der die These vertritt, dass Erkenntnis eine Rekonstruktion der Wirklichkeit ist, nicht Abbildung der "Dinge an sich" - dass wir also beispielsweise den Raum nur deshalb als dreidimensional wahrnehmen, weil unser Sehapparat entsprechend gebaut ist.

Als Psychotherapeut galt er als Exponent der humanistischen Psychologie, die sich besonders der menschlichen Kommunikation widmet.

Zahlreiche Auszeichnungen säumten den Lebensweg des Wissenschafters: Im April 2002 erhielt Paul Watzlawick den Ehrenpreis des Viktor-Frankl-Fonds der Stadt Wien. Mit dem Ehrendoktorat für Humanwissenschaften würdigte die Wiener Zweigstelle der Webster University den gebürtigen Villacher im Mai 1999. Für außergewöhnliche Leistungen in der Kommunikationsbranche wird in Österreich außerdem der "Paul-Watzlawick-Preis" verliehen.

Lehrbeauftragter für Psychiatrie in Stanford
Watzlawick wurde am 25. Juli 1921 in Villach geboren und absolvierte das dortige Gymnasium Peraustraße. Er studierte Philosophie und Sprachen in Venedig, wo er 1949 promoviert wurde.

Anschließend bildete er sich in Zürich am C.-G.-Jung-Institut in Psychotherapie aus und schloss 1954 mit dem Analytikerdiplom ab. Von 1957 bis 1960 lehrte er als Professor für Psychotherapie in El Salvador.

Seit 1960 war Watzlawick Forschungsbeauftragter am Mental Research Institute (MRI) in Palo Alto (US-Bundesstaat Kalifornien) und seit 1967 auch Lehrbeauftragter für Psychiatrie an der Stanford University.

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